Fußballer Hans "Bumbes" Schmidt: Eine Legende beim Kleeblatt und beim Club
9.2.2021, 13:15 UhrWenn man über einen Fußballer selbst 50 Jahre nach seinem Tod sowohl am Ronhof als auch am Valznerweiher voller Ehrfurcht spricht, hat er sich seinen Ehrenplatz in den Vereinsannalen verdient.
Hans "Bumbes" Schmidt hat das seltene Kunststück geschafft, sowohl mit der Spielvereinigung Fürth als auch mit dem 1. FC Nürnberg die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Es hilft nichts: Die Geschichte des gebürtigen Fürthers lässt sich nicht ohne den Club erzählen.
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Einen Tag vor Weihnachten im Jahr 1893 erblickt "Bumbes" Schmidt in der Kleeblattstadt das Licht der Welt. Sein erster Verein war der TV Fürth 1860, bei der 1903 gegründeten Spielvereinigung debütierte der Außenläufer 1910 mit 17 Jahren.
Wie ein Schieß in der Luft
Zu seinem illustren Spitznamen – "Bumbes" bedeutet Furz oder fränkisch: Schieß – kommt Hans Schmidt schon zu Schulzeiten, als er bei einem Foulspiel in hohem Bogen durch die Luft geschleudert wird. "Schaud nä den glann Bumbes oo", soll einer der Zuschauer gerufen haben.
Schon früh fällt auf: Der Bursche besticht mit Dynamik auf dem Platz. Legendär war sein Siegeswille, mit dem er schon in jungen Jahren seine Teamkameraden anspornte und sich bei Rückständen weigerte, klein beizugeben. Mentalität nennt man das heute, damals hieß es Kampfkraft.
Schnell schafft "Bumbes" es zur Stammkraft als Außenläufer unter Trainer William Townley. Dessen gepflegte Spielweise, das schottische Flachpassspiel (stoppen, schauen, spielen) gipfelt im Fürther Flachpass – und prägt Schmidt nachhaltig.
Der Gewinn der Ostkreis-Meisterschaft 1912 weckt seinen Titelhunger. 1914, nur wenige Monate vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs, gewinnt die Spielvereinigung die Süddeutsche Meisterschaft – und wird am 31. Mai Deutscher Meister. Die letzten 15 Minuten des Finales in Magdeburg verbringt "Bumbes" an der Seitenlinie. Wegen "unfairen Spiels" verweist ihn Schiedsrichter von Paquet des Feldes.
Ausgerechnet zum Club
Nach dem Krieg, in dem er als Unteroffizier an der Westfront dient, verlässt er 1919 den amtierenden Deutschen Meister und wechselt gemeinsam mit Georg Wunderlich für drei Jahre zurück zum TV Fürth 1860. Warum das passiert, liegt ebenso im Trüben wie der Wechsel 1922 zum Erzrivalen 1. FC Nürnberg.
In historischen Zeitungsartikeln schimmert immer wieder durch, dass "Bumbes" wohl von Anfang an für den Club schwärmte. Ob das von der familiären Prägung oder dem Einfluss von Freunden kam, bleibt offen. Auch gut möglich, dass der Abgang des britischen Meistertrainers Townley nach dem Krieg den Impuls zum Wechsel gab.
Einzigartig in Fußball-Deutschland: der Fürther Fanbunker
Ohne das große fußballerische Idol jedenfalls sieht Schmidt seine Zukunft am Zabo. Den Erfolg nimmt er mit. Fehlt er 1922 noch verletzungsbedingt im Finale, sichert er sich mit dem Club 1924, 1925 und 1927 den Meistertitel – stets als Leistungsträger.
Nach vier Meisterschaften und 16 Länderspielen wechselt Schmidt an die Seitenlinie. Die Kampfkraft, die ihn als Aktiven ausmachte, impft er nun seinen Spielern ein. Nicht selten endet eine Kabinenpredigt mit den Worten: "So, ihr Arschlöcher, geht rein und gewinnt das!"
Aus dem Fürther Flachpass wird der Schalker Kreisel
Besonders beim FC Schalke 04 knüpft er von 1933 bis 1938 nahtlos an seine Erfolge an und heimst mit den Knappen drei Meisterschaften und einen Pokalsieg ein. Legendär damals der Schalker Kreisel, wenn man so möchte eine Weiterentwicklung des Fürther Flachpasses. Mit schnellem und direktem Kurzpassspiel sowie permanentem Freilaufen entwickelt sich Schalke zu Deutschlands erfolgreichstem Team der 30er-Jahre. Eine Zeit, in der das Regime des Nationalsozialismus den Sport besonders für seine Zwecke vereinnahmte. Schmidt wurde erst 1937 Mitglied der NSDAP, zeitgleich mit drei Meisterspielern.
Mit dem VfR Mannheim folgt 1949 noch ein weiterer Meistertitel. Natürlich trainiert "Bumbes" Schmidt auch den 1. FC Nürnberg – zwei Mal, von 1941 bis 1945 und von 1950 bis 1955. Dass er kaum Vereinsgrenzen kennt, zeigt auch das Engagement bei Borussia Dortmund von 1951 bis 1955.
Im Anschluss kehrt er für zwei Spielzeiten zu seinem Heimatverein zurück. In Erinnerung geblieben ist vor allem der 7:2-Sieg seiner Spielvereinigung in Nürnberg, nach der "Bumbes" als amtierender Kleeblatt-Trainer emotional wurde: "Die Tränen haben mir in den Augen gestanden, wie die gespielt haben! Und ausgerechnet die Blödel aus Fürth gewinnen das!"In den letzten Lebensjahren entwickelte sich "Bumbes" Schmidt zu einem leidenschaftlichen Kartenspieler. Die Umstände seines Todes sind tragisch: Bei einem Gasunglück in seiner Wohnung kommen er und seine Schwester Luise am 31. Januar 1971 ums Leben.
Gute Bücher, die Hans "Bumbes" Schmidt zum Thema haben, hat der Verlag "Die Werkstatt" veröffentlicht: "Legenden" und "Die Legende vom Club" (Bausenwein, Kaiser, Siegler) sowie "Der gezähmte Fußball" und "Strategen des Spiels" (Schulze-Marmeling).
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