Geduld ist gefragt

05.10.2009, 00:00 Uhr
Geduld ist gefragt

© Stefan Hippel

Ein Blick zurück kann durchaus reizvoll und eventuell lehrreich sein. 1999, vor zehn Jahren also, begann für die Handballerinnen des 1. FC Nürnberg - geführt und angetrieben von Corina Schardt (damals noch Christenau) und Gerlinde Csutak - unter Trainer Herbert Müller in der Bayernliga jener Höhenflug, der nach 88 Pflichtspielen ohne Niederlage direkt in die Bundesliga führte.

Zehn Jahre, drei deutsche Meistertitel, aber auch drei Insolvenzen später ist der 1. FC Nürnberg Handball, nach der Neugründung versehen mit dem Zusatz «2009», wieder in die Bayernliga zurückgekehrt - mit Corina Schardt als Trainerin und Gerlinde Csutak als Sportlicher Leiterin.

Ein Vergleich verbietet sich; die 23:26 (12:11)-Niederlage beim Heimdebüt gegen Haspo Bayreuth verdeutlichte die gravierend unterschiedlichen Ausgangspositionen. Damals nahm man viel Geld in die Hand, verstärkte das Team um die international bewährte Spielmacherin Schardt Jahr für Jahr mit Klasse-Spielerinnen – zu viel, wie man heute weiß. Die Nachfolger bemühen sich, geboren aus der finanziellen und damit personellen Not, um einen neuen, soliden Kurs.

Überwiegend Nachwuchsspielerinnen, die meisten noch in der Jugend spielberechtigt, kämpfen mit großem Ehrgeiz und viel Begeisterung darum, in der Viertklassigkeit ihr Talent nachzuweisen. Nach dem 29:31 beim TSV Haunstetten und dem unbefriedigenden Ausgang am Samstag gegen Bayreuth bisher erfolglos. Den Verantwortlichen ist spätestens jetzt vor Augen geführt worden, dass das erste Jahr der Konsolidierung dient, mehr als der Verbleib in der Bayernliga nicht erwartet werden darf.

Den Mangel an Erfahrung der völlig neu formierten Mannschaft konnten selbst die erstmals eingesetzte Ex-Nationalspielerin Agnieszka Tobiasz (36) und auch Rückkehrerin Eva Kostowski (29), schon 1999 dabei, trotz ihrer jeweils fünf Treffer nicht ausgleichen. Sie hatten nach längerer Handball-Abstinenz zum einen mit sich selbst zu tun, zum anderen fehlte ihnen das, was derzeit noch das größte Manko darstellt: die Bindung untereinander. «Wir brauchen noch mehr Zeit zum Einspielen», fasste die Trainerin ihre Eindrücke zusammen.

Sie sah in der Haspo-Torhüterin und der eigenen schlechten Chancenverwertung den Hauptgrund für die Niederlage. Noch auffälliger war allerdings die Häufung der vielen technischen Unzulänglichkeiten in Form von Fehlpässen, Fang- und Schrittfehlern; allenfalls damit zu erklären, dass das Team gerade beim ersten Auftritt vor rund 250 Zuschauern oft zu viel wollte, Tempo mit Hektik verwechselte und damit den Bayreutherinnen in die Karten spielte.

Als trügerisch erwies sich ein schnelles 4:1 (5.), weil vor allem Gästespielerin Nina Oertel nicht in den Griff zu bekommen war. Sie erzielte die Mehrzahl ihrer 13 Tore durch Konter gegen eine Abwehr, die beim Umschalten von Angriff auf Abwehr zu lange brauchte. Und als nach dem 19:19 (44.) die Oberfranken gar 24:19 (55.) in Führung gingen, waren die Hoffnungen trotz einer guten Leistung von Torfrau Lydia Wagner auf den ersten Sieg und damit einen Schub fürs Selbstvertrauen dahin.

Fazit daher: Auf Trainerin Schardt und ihre Co-Trainerin Marianna Gubova wartet noch eine Menge Arbeit; statt Ernüchterung ist Geduld und ein langer Atem aller Beteiligten gefragt. «Das wird schon noch», gab sich Schardt zuversichtlich. Schließlich hofft nicht nur sie auf einen wieder positiven Blick zurück. Zehn Jahre muss es ja nicht unbedingt dauern.

Nürnberg: Wagner, Müller; Kitza (4/2), Liebig 2, Wolf, Pisu 3, Schopka 2, Schulz, Tischner, Knapp 1, Szücs 1/1, Kostowski 5, Tobiasz 5.