Geht doch, Club! Burgstaller bricht den Sieglos-Bann

25.9.2016, 15:20 Uhr
Aufatmen! Dieser Burgknaller brachte die Wende. Zuvor hatte der Club-Ösi vom Punkt noch Nerven gezeigt.

© dpa Aufatmen! Dieser Burgknaller brachte die Wende. Zuvor hatte der Club-Ösi vom Punkt noch Nerven gezeigt.

War das der berühmte Befreiungsschlag? Der Club siegt in Bielefeld nach 0:1-Rückstand noch 3:1, wie gewohnt unter merkwürdigen Umständen: Diesmal scheiterte Guido Burgstaller beim Stand von 0:0 per Strafstoß, traf aber anschließend zwei Mal zum viel umjubelten ersten Saisonsieg, Tim Matavz machte alles klar.

Anschluss-Suche auf der Alm

Die Ergebnisse seit Freitagabend gaben der Veranstaltung noch zusätzliche Würze: Mit Arminia Bielefeld und dem 1. FC Nürnberg trafen am Sonntagnachmittag der zwischenzeitlich Vorletzte und Letzte der Zweiten Bundesliga aufeinander. Sechs Punkte hatten die beiden zuvor noch sieglosen Mannschaften an sechs Spieltagen zusammen geholt, der Club zwei davon. Es ging somit schon um wahnsinnig viel, um eine Perspektive. Es ging darum, den Anschluss nicht zu verlieren im Tabellenkeller.

Noch am Freitag wollte Alois Schwartz, der erheblich in die Kritik geratene Trainer, die Verantwortung nicht allein übernehmen für die Talfahrt seiner neuen Mannschaft, die sich am Sonntagnachmittag endgültig gefangen haben könnte. Der 3:1-Erfolg auf der so genannten Alm geriet einigermaßen kurios; Sebastian Schuppan traf per Kopf zum 1:0 (42.), Guido Burgstaller glich sieben Minuten nach dem Seitenwechsel aus, hatte zuvor aber bereits einen Strafstoß vergeben (40.). Nach dem Platzverweis für Schuppan (52.) waren die Gäste über eine halbe Stunde einer mehr, konnten den Vorteil aber erst neun Minuten vor Schluss durch Burgstaller endscheidend nutzen, Matavz legte in der 84. Minute nach einem Konter das 3:1 nach.

Leibold muss passen

Die schlechten Nachrichten wollten auch vor der Reise nach Ostwestfalen nicht abreißen. Diesmal musste Tim Leibold mit Adduktorenproblemen zu Hause bleiben, auch Lukas Mühl fehlte noch kopfverletzt. Das bedeutete auch, dass Schwartz nur noch einen Verteidiger (Kammerbauer) auf der Bank hatte, der Rest sieht sich weiter vorn besser aufgehoben.

Vorne hin und wieder hui, hinten meisten pfui - auf die Schwachstellen des Gegners hat auch die Arminia auf ihrer Homepage hingewiesen: "Die Clubberer", kann man da lesen, "spielen ligaweit am häufigsten Foul, verlieren die meisten Zweikämpfe, lassen die meisten gegnerischen Schüsse zu und kassierten dementsprechend mit Abstand die meisten Gegentore (17)."

Das 18. ließ immerhin bis drei Minuten vor der Pause auf sich warten, entsprang aber wie schon ein paar andere in den vergangenen Wochen einer Standardsituation. So etwas kann man trainieren, auch als Abwehrspieler, Bulthuis - obwohl eigentlich nicht für Schuppans Bewachung zuständig - ließ diesen relativ unbedrängt zum Kopfball hochsteigen, das 1:0 (42.).

Nürnberger Nervenschwäche

Möglicherweise wäre vieles anders gekommen, wenn Burgstaller zwei Minuten zuvor seinen Elfmeter oder wenigstens den Nachschuss zur Nürnberger Führung verwandelt hätte. Hat er aber nicht. Wolfgang Hesl, Ex-Kapitän des Kleeblatts, musste sich bei seiner Parade nicht mal richtig anstrengen.

Bis dahin hatte der selbst defensiv einigermaßen stabil wirkende Club eigentlich alles unter Kontrolle; Edgar Salli bot sich nach schönem Rückpass von Burgstaller sogar eine formidable Chance zum 1:0, aus 15 Metern donnerte er die Kugel allerdings unbedrängt ins Fangnetz. Beiden Teams merkte man den wenig berauschenden Start an, vor allem die Arminia scheute jegliches Risiko. Trotzdem hätte Keanu Staude aus elf Metern treffen müssen, als die Nürnberger im eigenen Strafraum etwas zu sorglos agierten (36.).

Sieben Minuten nach der Pause belohnten sich die Gäste für den hohen Aufwand; Burgstaller jagte Möhwalds Hereingabe unter die Latte, ein paar Minuten später drosch er den Ball aus ähnlicher Position weit drüber. Zu diesem Zeitpunkt erfreute sich der Club bereits numerischer Überlegenheit; Schuppan war nach wiederholtem Foulspiel vom Platz geflogen (57.).

Matavz: Vorbeigeschrammt und vollendet

Gemerkt hat man das lange nicht. Die wenigen Möglichkeiten resultierten überwiegend aus schnell vorgetragenen Angriffen. Matavz rutschte um Zentimeter am 2:1 vorbei (66.), Burgstaller verzog in aussichtsreicher Position deutlich (75.). Viel mehr brachte der Tabellenletzte offensiv gegen die es fortan mit einer Dreierabwehrkette probierende Arminia nicht mehr zustande – und ließ sich stattdessen in zahlreiche Scharmützel verwickeln.

Das Happy End aus Sicht der Nürnberger leitete Burgstaller ein (81.), vier Minuten später schloss Matavz einen Konter zum 3:1 ab. Die Erleichterung darüber konnte man bis hinauf zur Pressetribüne spüren.

Arminia Bielfeld: Hesl - Dick (61. Görlitz), Schütz, Cacutalua, Schuppan - Prietl, Salger - Hemlein, Staude (74. Junglas) - Klos, Voglsammer

1. FC Nürnberg: Kirschbaum - Brecko, Hovland, Bulthuis, Sepsi - Petrak, Behrens - Burgstaller (90. Sylvestr), Möhwald (84. Kempe), Salli (74. Teuchert) - Matavz

Tore: 1:0 Schuppan (42.), 1:1 Burgstaller (52.), 1:2 Burgstaller (81.), 1:3 Matavz (85.)  | Gelbe Karten:  Schuppan, Dick - Burgstaller, Matavz, Sepsi, Kirschbaum  | Gelb-Rote Karte: Schuppan (57.) Besonderes Vorkomnis: Burgstaller vergibt Foulelfmeter (40.) | Schiedsrichter: Schmidt (Stuttgart) | Zuschauer: 16.671.

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