Geldverzicht und Kurzarbeit: Die Corona-Folgen beim FCN
18.1.2021, 12:27 UhrVor knapp einem halben Jahr schien der 1. FC Nürnberg den Komplikationen der Corona-Krise tapfer zu trotzen. Man sei bislang "mit einem blauen Auge davongekommen", verkündete Niels Rossow, anders als mancher Konkurrent hatte der Zweitligist dank konsequenter Konsolidierung in den Vorjahren auch nicht gleich um seine Existenz bangen müssen. Die neue Saison aber, das prognostizierte der Finanzvorstand damals schon, werde "anspruchsvoll".
Ein Adjektiv, das inzwischen wohl etwas zu euphemistisch klingen dürfte, weshalb man am Valznerweiher seinen Sprachduktus modifiziert hat und nun lieber von einer "sehr anspruchsvollen wirtschaftliche Lage" spricht. Denn ein Ende der Geisterspiele ist längst nicht in Sicht, jedes leere Max-Morlock-Stadion kostet den Club eine mittlere bis hohe sechsstellige Summe. Am Ende könnte sich das Fernbleiben der Fans im Etat auf einen Fehlbetrag von bis zu 10,5 Millionen Euro summieren. Auch lukrative Transfers sind aktuell eher kaum zu erwarten.
Freiwillige Regelung
Also muss gespart werden. "Wir wollen wirtschaftlich seriös und mit kaufmännischer Sorgfalt agieren, um uns mit dem geringstmöglichen Schaden durch die Pandemie zu bringen", betonte Rossow und verkündete gestern, dass die Mitarbeiter wie schon am 1. April 2020 erneut einer freiwilligen Kurzarbeitsregelung zugestimmt haben. Ziel sei es, "die Liquidität des Vereins zu verbessern und die Arbeitsplätze aller Mitarbeiter in diesen schwierigen Zeiten zu sichern", erklärte Rossow. Weil die Sozialverträglichkeit im Mittelpunkt aller Überlegungen stehen soll, werde das staatlich festgelegte Kurzarbeitergeld vom Verein aufgestockt.
Betroffen ist vor allem das durch die Pandemie-Beschränkungen seiner Arbeitsgrundlagen beraubte Personal in Teilen der Geschäftsstelle, in den Fanshops und im NLZ. Aber auch alle anderen der insgesamt 170 festangestellten Mitarbeiter zeigen sich solidarisch und leisten durch freiwillige Gehaltseinbußen ihren Beitrag.
Allen voran die Top-Verdiener in den kurzen Hosen. "Die Bereitschaft, auf Geld zu verzichten, war von Anfang an vorhanden. Die Mannschaft ist sich ihrer Verantwortung bewusst", lobte Sportvorstand Dieter Hecking, nachdem er mit allen Spielern und Trainern in Einzelgesprächen jeweils "individuelle Lösungen" gefunden hatte. Den Gehaltsverzicht der Profis prozentual exakt zu beziffern, sei deshalb nicht möglich. Gleiches gilt für das generelle Einsparpotenzial, das auch von der Dauer der Maßnahmen abhängt. Wie Rossow auf Nachfrage mitteilen ließ, werde man sich "im sechsstelligen Bereich" bewegen.
Gehaltsverzicht auch in Fürth
Auch bei der Spielvereinigung Greuther Fürth haben die Verantwortlichen bereits vor Monaten reagiert. "Unsere Spieler und Mitarbeiter zeigen seit dem Beginn dieser Pandemie eine große Solidarität mit dem Verein", sagt Kleeblatt-Geschäftsführer Holger Schwiewagner. "Das ist alles andere als selbstverständlich und unterstreicht deutlich, wie verantwortungsbewusst jeder mit der aktuellen Situation umgeht." Ein Teil der Mitarbeiter ist seit Beginn der Pandemie in Kurzarbeit, je nach Bereich in unterschiedlicher Ausprägung. Der Stadionbetrieb läuft ohne Zuschauer schließlich nicht wie gewohnt, auch Mitarbeiter aus dem Fanwesen oder dem Shop betrifft es. Hinzu kommt ebenfalls seit dieser Zeit der individuelle Gehaltsverzicht der Spieler und der Geschäftsleitung.
Dieser Artikel wurde um 17.23 Uhr aktualisiert.
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