Göppingen eine Nummer zu Groß für den HC Erlangen

14.2.2015, 21:09 Uhr
Mit allen Mitteln: Christoph Nienhaus beharkt seinen Gegenspieler Felix Lobedank.

© Sportfoto Zink Mit allen Mitteln: Christoph Nienhaus beharkt seinen Gegenspieler Felix Lobedank.

Neunmal waren die Göppinger Handballer schon Deutscher Meister, zwei Mal gewannen sie den Europapokal der Landesmeister. Eine große Mannschaft mit einem großen Namen war da zu Gast gestern Abend in der Arena am Kurt-Leucht-Weg. Allerdings sind die meisten Pokale bereits dick eingestaubt im Göppinger Vitrinenschrank, nach 49 Jahren ohne internationalen Titel feierte der Traditionsverein erst 2011 wieder einen großen Sieg - im EHF-Pokal gegen den TV Großwallstadt. Diesen Cup verteidigte Frisch Auf 2012. Der großartige Ruhm stammt also eher aus einer Zeit, in der man Handball noch in sehr, sehr kurzen Hosen spielte und auf echtem Holzparkettboden. Auf dem stand für Göppingen auch schon Bernhard Kempa, der Erfinder des Kempa-Tricks.

Große Namen hat diese Mannschaft auch heute noch immer: Michael Kraus, mit Erlangens Sebastian Preiß Weltmeister mit Deutschland 2007, ist der Spielmacher, mit Kevynn Nyokas trägt auch ein amtierender WM-Held Frankreichs das Trikot der Göppinger.

Doch gestern Abend in der Arena am Kurt-Leucht-Weg brauchte es gar keine große Namen, sondern eine konstante, durchschnittliche Leistung, um dem HC Erlangen die dritte Heimniederlage in der Arena am Kurt-Leucht-Weg zuzufügen beim 24:29 (9:14). Die entscheidenden Fehler machte nämlich immer wieder Erlangen. Bis zur Pause allein geriet der HCE fünfmal in Unterzahl, mit je zwei Zeitstrafen vorbelastet mussten die beiden Link-Brüder Nikolai und Jonas in die zweiten dreißig Minuten gehen.

Begonnen hatte Erlangen dabei eigentlich gut, führte schnell mit 2:0, weil Nikolas Katsigiannis, der Torhüter, wieder einen großartigen Tag erwischt hatte. Mit der ersten Zeitstrafe aber verlor der HCE den Faden, Göppingen nutzte leichte Fehler im Angriff der Erlanger bald zum 2:2 und dazu, mit 5:3 davonzuziehen (11.). Mit der 6-0-Abwehr der Gäste kam der Hausherr in der Folge gar nicht zurecht, acht Minuten blieb Erlangen ohne Tor.

Was dem HCE nicht gelang, schaffte Göppingen auf der anderen Seite. Zum Beispiel mit Marcel Schiller, der aus unglaublichem Winkel den Ball noch ins Tor brachte – und selber darüber grinsen musste. Für die 3350 Zuschauer in der Arena gab es dafür wenig zu lachen, Göppingen zog davon – nicht, weil die Gäste so stark spielten, sondern weil Erlangen so viele haarsträubende Fehler beging. Mit einem 9:14 ging es in die Pause – nur, weil Nikolas Katsigiannis bis zum Seitenwechsel noch acht starke Paraden gezeigt hatte.

Immer, wenn der HCE in der Folge die Chance hatte, wieder ein paar Tore heranzukommen, spielten die Nerven wieder einen Streich. Oder aber die Schiedsrichter entschieden sich mal wieder für eine Zeitstrafe. Jonas Thümmler warf zum Beispiel völlig freistehen vorbei, Stranovsky zielte mit einem Hüftwurf einen halben Meter daneben.

Kurz bevor Frank Bergemann, der Erlanger Trainer, die letzte Auszeit nahm, wirkte es fast ein wenig so, als hätte sich der HCE bereits aufgegeben. Doch Bergemann kitzelte mit seinen Worten das letzte Alles-oder-Nichts heraus. Andreas Bayerschmidt parierte prompt einen Siebenmeter, wenig später Katsigiannis noch zweimal stark – aber näher als zum 18:24 (50.) kam Erlangen nicht mehr heran, weil sich immer wieder Anspiel- und Wurffehler ins Spiel mogelten.

Als man dachte, es könne nicht mehr schlimmer werden, griff sich Sebastian Preiß, Erlangens lange verletzte Kreisläufer und Abwehrchef, wieder an das Bein. Den Rest der Partie kühlte der Weltmeister seinen Oberschenkel, humpelte und kam nicht mehr zurück ins Spiel.

Am Ende feierte Göppingen einen ungefährdeten 29:24-Sieg in der Arena. Es gab zwar keinen Pokal dafür, trotzdem aber ballten die großen Spieler die Faust. In Erlangen zu gewinnen, das ist schon etwas.

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