Grüß Gott, Gislason! Ein Island-Import für den FCN

10.6.2015, 06:00 Uhr
Ich renn' dem Bruno Alves davon! Der Isländer Rurik Gislason weiß, wie man sich im Offensivbereich durchsetzt.

© dpa Ich renn' dem Bruno Alves davon! Der Isländer Rurik Gislason weiß, wie man sich im Offensivbereich durchsetzt.

 69.374 Zuschauer waren damals dabei. Am 2. Oktober 2013, im Estadio Santiago Bernabeu. Als Rurik Gislason im Wohnzimmer von Real Madrid vorbeischaute. Auch wenn bei Abpfiff ein 4:0 für den späteren Titelträger zu notieren war. Einen Eintrag ins imaginäre Notizheft in diesem scheinbar ungleichen Duell verdiente sich mit eben jenem Gislason ein Isländer im Dress des FC Kopenhagen.

Der Gislason-Check 

Zu Recht sagt Vidir Sigurdsson mit Blick auf den Mann, den laut Nürnberger Nachrichten nur noch der Medizin-Check davon trennt, ab Sommer für den FCN Fußball zu spielen. Vidir Sigurdsson muss es wissen. Er ist Sportredakteur beim Morgunblaðið (Das Morgenblatt), einer isländische Tageszeitung. Er kennt den in Deutschland trotz entsprechender Arbeitsproben weitgehend unbekannten Offensivspezialisten besser als die meisten. Sigurdsson verfolgt Gislasons Entwicklung, seit dieser fünf Jahre ist. 

“Einen außerordentlich guten Job in einem großen Wettbewerb“, habe sein Landsmann damals gemacht. In Madrid, Mitte des ersten Durchgangs. Als die Königlichen mit 1:0 führten – getroffen hatte natürlich Cristiano Ronaldo. In einer Phase, in der sich der von Köln-Rückkehrer Stale Solbakken trainierte Underdog allerdings immer mutiger anschickte, eine trotzige Antwort zu geben. Ein Fernschuss von Gislason verfehlte Casillas‘ Gehäuse. Nach einer Hereingabe des Flügelflitzers platzierte Martin Jörgensen das Leder an die Latte.

Der Blondschopf, der nach der Partie eine bessere Pass- und Zweikampfquote als CR7 aufweisen sollte, und seine zum Großteil ebenfalls blonden Mitstreiter waren auf Augenhöhe. Zumindest kurzzeitig. Da Cristiano Ronaldo ein weiteres Mal netzte und auch Angel di Maria einen Doppelpack schnürte, blieb dies jedoch eine Randnotiz. Ebenso wie der einzige Sieg Kopenhagens in der Gruppenphase. Das 1:0 im heimischen Parken, zu dem Gislason gegen Galatasaray früh die Vorarbeit lieferte.

Fachmeinung: Geht's für Gislason mit dem FCN nach oben, wäre der Wechsel für den Isländer ein "ausgezeichneter Schritt".

Fachmeinung: Geht's für Gislason mit dem FCN nach oben, wäre der Wechsel für den Isländer ein "ausgezeichneter Schritt". © Gislason

In der Champions League wird der Mann von der Geysir-Insel in näherer Zukunft allerdings keinen Dampf mehr machen. Schuld daran ist der FCN, der sich die Dienste des 1,84-Meter-großen Außenbahn-Antreibers offenbar gesichert hat. Nach dem EM-Quali-Spiel gegen Tschechien soll Gislason einen Vertrag am Neuen Zabo unterschreiben. Der Club könnte von den Qualitäten des 27-Jährigen sicherlich profitieren, glaubt Sigurdsson: “Er ist schnell, durchsetzungsstark und verfügt über ein gutes Passspiel“. Gislason sei zwar „nie der ganz große Torjäger gewesen“. Doch er habe “neben charakterlichen Vorzügen auch veritable Stärken als Vorlagengeber und Teamspieler“.

Wichtig für die Nationalmannschaft

Ausgeprägt hat der Wohl-Bald-Nürnberger diese Qualitäten im nationalen Auftrag. Gislason sei Teil der isländischen Fußballergeneration, die 2011 beim U-21-Turnier in Dänemark nachhaltig auf sich aufmerksam machte. Auch in der A-Nationalmannschaft - welche zuletzt die WM-Quali erst in der Relegation abschreiben musste, mit Blick auf das kontinentale Fußballfest in Frankreich jedoch erneut auf Kurs liegt - kommt dem Außenbahn-Dynamo trotz starker Konkurrenz eine wichtige Rolle zu, erklärt Sigurdsson.

...dann wäre das "ein ausgezeichneter Schritt"

Schon lange in Dänemark unterwegs, wäre eine neue Herausforderung für den 36-fachen Nationalspieler genau das Richtige. Sagt Sigurdsson. Und der Fachmann weiß, dass die Offensivkraft, die beim dänischen Hauptstadtklub wie die Ex-Nürnberger Lars Jacobsen und Per Nilsson stets zum Stammpersonal zählte, für eine solche bereit wäre. Ginge es mit dem 1. FC Nürnberg, den man auch im Nordatlantik als namhaften deutschen Verein wahrnimmt, dabei sogar in die 1. Liga. Dann, sagt Sigurdsson, wäre ein entsprechender Wechsel des Arbeitsumfeldes für Gislason “ein ausgezeichneter Schritt“. 

Dass ihn knapp 70.000 Zuschauer im ein oder anderen Spiel dabei beobachten könnten, - so wie damals in Madrid - scheint nicht ausgeschlossen. Beim letzten Auswärtsspiel des FCN in der abgelaufenen Saison - beim unglücklichen 1:2 in München - wurden 68.500 Fußball-Interessierte gezählt. 

 

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