Karate-Senior
Hans Rosemann: mit 69 so ehrgeizig wie eh und je
14.8.2021, 08:04 UhrDoch das war nicht immer so. „Ich komme eigentlich aus dem Leistungssport“, sagt Rosemann. Er sitzt auf einer Bank im Dojo, also der Trainingshalle des Karate-Zentrums Forchheim, in Hausen. Mit 16 Jahren fing Rosemann mit dem Gewichtheben an. Das war noch in Südbaden, wo er aufgewachsen ist. Irgendwann wechselte er dann zum SV Donaueschingen, einst eine Hochburg der Gewichtheber. Acht Jahre lang war Rosemann dort Teil des Bundesligateams, wurde Dritter bei den deutschen Meisterschaften, in Baden-Württemberg Landesmeister.
Später ging Rosemann unter die Marathonläufer. Anfang der 1990er Jahre kam Rosemann als Leiter eines Logistikzentrums in die Forchheimer Gegend. Und fand den Weg zu Karatekursen in Eggolsheim. Das war 2009. Rosemann war damals 58 Jahre alt. „Der Kampf hat mich schon immer begeistert“, sagt er. Drei Jahre blieb er dort, bis er 2012 mit dem Rang eines Blaugurts nach Forchheim wechselte. „Dort erst habe ich wirklich Karate gelernt“, sagt er. Bis 2019 schaffte Rosemann es bis zum 2. Dan, also dem zweiten Meistergrad. Schneller wäre das aufgrund vorgeschriebener Wartezeiten gar nicht gegangen.
Die sportliche Laufbahn hat Rosemann geprägt. Denn von seiner Gewichtheberzeit profitiert Hans Rosemann heute noch. Neulich habe er sich mit dem Karate-Bundestrainer unterhalten. Der verriet, dass immer mehr Übungen aus der Gewichtsheberszene Einzug erhielten. Weil die, ähnlich wie beim Karate, auf Schnellkraft angewiesen seien, um die Last erfolgreich in die Höhe stemmen zu können, sagt Rosemann.
"Stark und kraftvoll"
Shotokan ist der weltweit am weitesten verbreitete Karate-Stil. Die Richtungen unterscheiden sich meist durch ihre verschiedenen Kata, also eine Art choreografierter Ablauf von Kampfbewegungen. Shotokan-Karate zeichne sich durch starke, kraftvolle Kata aus. „Das macht es auch für mich sehr reizvoll“, sagt er. In Forchheim ist er Teil des Kata-Teams, das bei Wettkämpfen synchron in ihrer Disziplin antritt.
Ein geistig fordernder Sport sei Karate ebenso, sagt der Meister. Je höher man komme, desto fordernder würden die Kata. Doch auch den Freikampf mit einem Trainingspartner liebt Rosemann. Man wisse nicht was komme, müsse reagieren und die richtige Technik anwenden.
Was ist der Kern seiner Begeisterung für diese Sportart? Für Rosemann ist das klar: der Wettkampf. „Das ist für mich eine ganz reizvolle, eine spannende Aufgabe.“ Er liebt es, sich zu messen, mit anderen zu wetteifern. Auch mit 69 Jahren.
Die besten Leistungen im Wettkampf
Dabei kann er auf eine erfolgreiche Vita zurückblieben. Bei den Deutschen Meisterschaften schaffte er es schon zwei Mal aufs Treppchen, einmal gar als Vizemeister. Zweimal errang er den Meistertitel in Bayern. Rosemann sagt: „Ich will wissen, wie weit ich in diesem Sport kommen kann.“ Und das Messen mit anderen macht ihn sogar noch erfolgreicher: „Ich habe meine besten Leistungen im Wettkampf erzielt.“ Im Gewichtheben wie beim Karate.
Auch wenn während der Pandemie zeitweise Schluss war mit dem Training im Dojo, Rosemann hat zuhause weitertrainiert. Auch die Kids des Vereins, die er trainiert, mussten nicht gänzlich auf Sport verzichten. Rosemann hat sie weiter unterrichtet. Virtuell, über Zoom. Mittlerweile sind es wieder knapp 20 Teilnehmer. Auch Neulinge sind dabei. Die hat der Verein über einen vhs-Kurs gewinnen können.
Rosemann gibt eben nie auf und das zahlt sich aus. Aktuell bereitet er sich auf seinen dritten Dan vor. Im kommenden Jahr will Rosemann zur Prüfung antreten. Und das alles im Alter von 69? Ein paar Verschleißerscheinungen aus Gewichtheberzeiten bekomme er langsam zu spüren. „Die sind noch überschaubar“, sagt er. „Die Hunde halten mich fit.“ Einmal täglich macht er mit seinen beiden Schlittenhunden einen ausgiebigen Spaziergang.
Beste Sturzprävention
Doch Karate scheint für seine Altersstufe eine hervorragende Ertüchtigung. Die Sporthochschule Köln habe in einer Studie herausgefunden, dass Karate die beste Sturzprävention sei, die Senioren betreiben könnten, sagt Rosemann. Denn ein wesentlicher Bestandteil seiner Sportart sei ein sicherer Stand.
Mittlerweile verbringt Rosemann etwa die Hälfte der Woche in der Oberpfalz bei seiner Lebensgefährtin. Ohne Karate? Ganz und gar nicht. Rosemann trainiert dort einfach beim SC Eschenbach. Lange gab es kein Karate im Verein, kein Messen mit den anderen Sportlern. Die Wettkämpfe, die Hans Rosemann so liebt, beginnen so langsam wieder. Im November steigt dann die Deutsche Meisterschaft. Rosemann ist dann wieder dabei und kann sich mit anderen messen.
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