Hasebe bereitet sich intensiv auf die Relegation vor

30.4.2014, 12:59 Uhr
Hasebe bereitet sich intensiv auf die Relegation vor

© Sportfoto Zink

Einen Tag, bevor sich Makoto Hasebe relativ schwer verletzen sollte, gab er dieser Zeitung im Trainingslager in Spanien ein Interview. Eineinhalb Wochen vor dem Rückrundenstart fühlte sich der Japaner ausgezeichnet und in Form. 2014 sollte sein Jahr werden. Erst der Klassenverbleib mit dem Club, danach die WM, seine mittelfristigen Ziele hatte Hasebe klar definiert.

„Ich muss auf dem Platz noch mehr Chef sein“, sagte der Kapitän der japanischen Nationalelf über seine Rolle beim 1. FC Nürnberg; wie er sich das genau vorstellte, zeigte Hasebe am nächsten Abend im ersten Test gegen Steaua Bukarest (5:1) – als er in Marbella seine wahrscheinlich beste Leistung seit seinem Wechsel im August anbot. Hasebe zog den Ball fast magisch an und passte ihn auch meist sehr präzise weiter, er war gleich wieder der Fixpunkt im Nürnberger Spiel. Für genau 45 Minuten.

Ohne Fremdeinwirkung und wohl aufgrund eines Platzfehlers im Estadio Municipal war ihm der Außenmeniskus im rechten Knie gerissen, vier bis sechs Wochen Pause. Ende Februar, unmittelbar nach seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining, gab es Komplikationen. Diesmal fiel Hasebe sogar auf unbestimmte Zeit aus; erst vergangene Woche schwebte er wieder in Nürnberg ein, weil es seine Vorgesetzten und auch er so wollten. Hasebe solle sich im Endspurt um seinen seit Monaten schwächelnden Landsmann Hiroshi Kiyotake kümmern, hieß es. Seit Dienstag ist Hasebe sogar wieder eine Alternative für die letzten zwei, möglicherweise auch vier Partien.

Nach einer erneuten Untersuchung am Montag erteilte die medizinische Abteilung grünes Licht. Fit ist Hasebe ja; im National Training Center in Tokio schwitzte er täglich mehrere Stunden, so dass auch seine Ausdauerwerte passen dürften. Dass Hasebe dennoch vorsichtig ist, hat mit seiner Vita zu tun. Hasebe ist mittlerweile 30 und würde gerne noch ein paar Jahre Fußball spielen. Im linken Knie hatte er 2009 einen Knorpelschaden, im rechten jetzt den lädierten Meniskus. „Es geht nicht um die WM, es geht um meine Karriere“, sagt Hasebe.“ Und, ganz klar, um den Club.

Ob Hasebe schon am Samstag, im sogenannten „Abstiegsendspiel“ gegen Hannover 96, helfen kann, werden die nächsten Tage zeigen. Am Dienstag hinterließ er gleich einen vorzüglichen Eindruck, machte fast alle Übungen mit. „Ich kann noch nicht richtig in die Zweikämpfe gehen“, sagt Hasebe, „ein, zwei Wochen“ werde er schon noch brauchen, für den Kopf. Wobei er davon überzeugt ist, dass die Saison am 10. Mai nicht vorbei ist. „Bis zur Relegation bin ich wieder bei 100 Prozent“, sagt Hasebe, aktuell wähnt er sich bei etwa 70 Prozent und noch nicht ganz wettkampftauglich. Dass 70 Prozent Hasebe aber wahrscheinlich wertvoller sind als 100 Prozent einiger seiner Kollegen, steht auf einem anderen Blatt; da auch Markus Feulner und Per Nilsson am Dienstag wieder dabei waren, hat sich die personelle Lage jedenfalls weiter entspannt. Spät, aber vielleicht nicht zu spät.

Vor allem Hasebe tut dem Club jetzt gut, sehr gut sogar. „Kopf hoch, positiv denken, nicht negativ, wir müssen nach vorne schauen“, sagt der Routinier, der auch in hektischen Phasen stets in sich ruht. Wie er das schafft? Sein Buch „Die Ordnung der Seele. 56 Gewohnheiten, um den Sieg zu erringen“ ist in seiner Heimat ein Verkaufsschlager. Vielleicht sollte er ein paar Exemplare in der Kabine auslegen.

Acht Wochen war er weg und hat am anderen Ende der Welt mitgelitten. „Ich bin sehr traurig, dass ich der Mannschaft nicht helfen konnte“, sagt Hasebe, in Japan hat er alle Partien seiner arg durcheinandergeratenen Nürnberger verfolgt. Verabschiedet hatte ihn noch Gertjan Verbeek, begrüßt wurde er vergangene Woche von Roger Prinzen. Die vielen Niederlagen, der Absturz, „die Spieler sind schon auch verantwortlich“, sagt Hasebe, er nimmt sich nicht aus. Und würde es mit ausbaden, falls es schiefgehen sollte. Zweite Liga? „Natürlich will ich hierbleiben“, sagt Hasebe, er hat ja Ziele. Auch mit dem Club.

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