Überraschung nach Saisonende

Raul Alonso ist nicht mehr der Chefcoach des HC Erlangen

Andreas Pöllinger

Sport-Redaktion

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12.6.2023, 16:02 Uhr
"Das Anforderungsprofil in dieser Branche wird mit jeder Saison anspruchsvoller", sagt Raul Alonso über die Aufgabe als Sportlicher Leiter.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr "Das Anforderungsprofil in dieser Branche wird mit jeder Saison anspruchsvoller", sagt Raul Alonso über die Aufgabe als Sportlicher Leiter.

In den vergangenen eineinhalb Jahren hatte Raul Alonso zwei Fulltime-Jobs. "Manchmal muss man eben ein bisschen mehr leisten", erklärte der Sportdirektor lakonisch, als er im Januar 2022 nach der Trennung von Michael Haas auch Erlangens Cheftrainer-Posten übernahm.

Neu schien Alonso das mit der Mehrarbeit nicht. Schon als Assistent von Alfred Gislason in Kiel oder Coach des weißrussischen Abomeisters Brest war er mit einem Höchstmaß an Engagement und über einen gewöhnlichen Arbeitstag hinausreichenden Leistungsbereitschaft aufgefallen. "Im Moment ist die Doppelfunktion die beste Lösung. Auf der anderen Seite ist sie auch für mich eine riesige Belastung", sagte Alonso damals.

Bester Punkteschnitt unter Alonso

Unter der der akribischen Anleitung des Handballbesessenen, mit seiner klaren Ansprache und erhöhter Trainingsintensität fanden Erlangens davor oft zu lax auftretende Erstliga-Handballer nicht nur zurück in die Spur. Sie erreichten das Pokal-Finalturnier. Und machten speziell in der Frühphase der just beendeten Saison den Eindruck, dass man die anspruchsvolle Vorstellung des Erlanger Entwicklungsbeauftragten von attraktivem, ausbalanciertem und vor allem erfolgreichem Handball überraschend schnell umsetzen würde können.

"Kein Trainer in der Geschichte des HC Erlangen hat in der Bundesliga im Schnitt pro Spiel mehr Punkte geholt als Raul Alonso", stellte Geschäftsführer René Selke am Montagnachmittag fest bei einer Pressekonferenz, die ursprünglich eigentlich nur der Saisonanalyse dienen sollte.

Wenn Raul Alonso, der unermüdlicher Antreiber und Ansprechpartner in diesem Prozess war, an diesem Montagnachmittag, keine 24 Stunden nach dem schönen Auswärtserfolg beim Bergischen HC, darüber spricht, warum von Mitte November an nicht mehr alles glatt lief? Warum dem HCE Spiele besonders in der Rückrunde wegrutschten? Wenn er nach dem Saisonabschluss erläutert, warum der Abstand zu den Topteams vor allem auswärts überdeutlich wurde, die Mannschaft vor allem zu Hause aber immer wieder kraftvoll Reaktionen zeigte, spricht der 44-Jährige noch explizit von seiner Mannschaft - obwohl sie das nur noch bis 30. Juni sein wird.

Weiter "Tag und Nacht" gefordert

Wie sehr er die Entwicklung dieser Mannschaft sowie die Ausrichtung der HCE-Profis im Allgemeinen in Zukunft prägen wird, unterstreicht Alonso, dessen Bemühen entscheidend dafür war, dass sich zum Beispiel Neuzugang Gedeon Guardiola für Erlangen entschieden hat. Aus zwei Fulltimejobs würde nun eben wieder einer werden. Allenfalls ein paar Waldspaziergänge mehr mit dem Hund wären in Zukunft vielleicht möglich. "Das Anforderungsprofil in dieser Branche wird mit jeder Saison anspruchsvoller", sagt Alonso über seine Aufgabe als Sportlicher Leiter, "man muss sich damit Tag und Nacht auseinandersetzen."

Die Entscheidung, den HCE wie schon im ersten halben Jahr in Erlangen bis Januar 2022 als Sportlicher Leiter voranzubringen, betont Selke, sei im Saisonfinale explizit von Alonso ausgegangen, diese Option auch im Winter des Vorjahres immer Thema gewesen. "Er hat den HC Erlangen in den vergangenen beiden Jahren stark geprägt", sagt Selke, "und ich bin froh, dass er das auch weiter tut."

Künftig aber eben nicht mehr von der Seitenlinie aus. Ein Nachfolger scheint bereits gefunden zu sein und soll zeitnah vorgestellt werden.

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