Hinrundenbilanz des HCE
Vier Baustellen: Wo müssen Erlangens Handballer besser werden
30.12.2021, 16:18 Uhr1. Verletzungen
Vom überragenden Verletzungspech der Vorsaison ist der HCE bislang verschont geblieben, von einer kollektiven Infektion mit dem Coronavirus auch. Trotzdem hat Trainer Michael Haaß immer wieder auf gleich mehrere Schlüsselspieler verzichten müssen. Europameister Steffen Fäth verpasste große Teile der Hinrunde, der slowenische Nationaltorhüter Klemen Ferlin fiel viereinhalb Spiele verletzt aus, Petter Overby und Christoph Steinert, ebenfalls beide Nationalspieler, konnten zumindest kurzfristig nur zuschauen, Antonio Metzner bremsten die Gegner aus. Vor allem das Fehlen von Ferlin machte sich bemerkbar, trotz des ordentlichen Budgets kann der HCE nicht alle Positionen auf dem selben Niveau doppelt besetzen. Der Hinrunden-Abschluss gegen die Rhein-Neckar Löwen zeigte, wie viel Potenzial in der Mannschaft steckt, wenn das Aufgebot komplett ist.
2. Deckung
Zu Beginn der Saison beeindruckte der HCE vor allem mit seiner Abwehr. Aggressiv, robust, die Grenzen des Regelwerks auslotend – so gingen die Erlanger an die Arbeit und verschafften sich ligaweit Respekt. Die Trainer der Gegner ließen die Deckung nie unerwähnt, allerdings gehört es zum Sport dazu, dass nicht in jedem Wettkampf das gleiche Energielevel da ist – und die Schiedsrichter nicht immer die gleiche Linie fahren. Mit die meisten Gegentreffer durch Siebenmeter sprechen dafür, dass die Deckung im Verlauf der Hinrunde löchriger wurde, zwischenzeitlich bröckelte sie sogar regelrecht, als, eben, die Energie und auch etwas die Abstimmung fehlte. Die richtige Körpersprache wird auch in der Rückrunde die Basis für den Erfolg der Mannschaft sein.
3. Spielsteuerung
Gute Defensive führt zu einfacherer Offensive. Kommt der HCE über das Tempospiel, sieht es meist gut aus, steht die gegnerische Abwehr wirkt die Mannschaft des früheren Mittelmanns Haaß relativ oft überfordert, kreative Lösungen zu finden. Erlangen hat die wenigsten Tore der Liga aus dem Bereich "Rückraum nah" erzielt und auch die wenigsten über die Außenspieler, die phasenweise regelrecht verhungerten in dieser Hinrunde. Die meisten Tore der Liga aus dem Bereich "Rückraum fern" sprechen dafür, dass oft nur noch eine Fackel von Simon Jeppsson half. Dass es hier an Kreativität fehlte, lag wohl auch daran, dass der an beiden Seiten des Feldes geforderte Nico Büdel und Jeppsson lange Zeit auf sich alleine gestellt waren, weil Steffen Fäth verletzt fehlte und Sommer-Neuzugang Patrik Leban bislang enttäuschte.
4. Fehlende Flexibilität
Michael Haaß hat es als das "Nicht schon wieder"- Gefühl beschrieben, das seine Spieler immer noch regelmäßig beschleicht, wenn es in einem Spiel plötzlich mal nicht mehr so läuft; wenn der Ball plötzlich nicht mehr im Tor des Gegners landet, wenn die Köpfe nach unten gehen. Es ist ein Gefühl, das sich nicht wirklich wegtrainieren lässt, nur Erfolge können es vertreiben. Als sich Anfang Dezember die Niederlagen häuften, sagte Linksaußen Christopher Bissel eher beiläufig, dass die Mannschaft "in jedes Spiel gut vorbereitet" gehe, nur machen sie daraus noch zu wenig. Geht der Plan nicht auf, fehlt es an Flexibilität, auch Haaß kann dann bisher selten die entscheidenden Impulse geben, um Partien wieder zu drehen.
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