Hecking: "Nürnberg darf sich auf Valerien freuen"

5.6.2014, 11:18 Uhr
Hecking:

© dpa/Montage: nordbayern.de

Dieter Hecking hat seit Mittwoch Urlaub, zu gerne, sagt der Cheftrainer des VfL Wolfsburg, wäre er in der Gewissheit, dass Valerien Ismaël doch beim VW-Klub bleibt, auf die Azoren geflogen. Bis zu seinem letzten Arbeitstag versuchte Hecking, den Umworbenen von dessen Perspektiven am Mittellandkanal zu überzeugen, trotz des knapp verpassten Aufstiegs in die Dritte Liga setzte der VfL auf den erst vor Jahresfrist (für eine Ablösesumme von 50.000 Euro) aus Hannover geholten Ismaël, der sich in Wolfsburg den Ruf eines außergewöhnlichen Übungsleitertalents zu erwerben verstand.

"Ein sehr guter Trainer" sei der 38 Jahre alte Ex-Profi Ismaël, den man gerne langfristig im ambitionierten Verein gesehen hätte, so Dieter Hecking: "Aber er hat jetzt diese besondere Chance für sich gesehen, als Kollege kann ich das dann nachvollziehen – und Nürnberg darf sich auf Valerien freuen."

Für Valerien Ismaël, bisher Trainer der U23 des VfL, gibt es deshalb vorerst keinen Urlaub mehr. Am Donnerstag wird Ismaël in Nürnberg erwartet, am Vormittag unterschreibt er, exakt 43 Tage nach der Beurlaubung des Niederländers Gertjan Verbeek, einen Vertrag beim Ex-Bundesligisten. Für den frühen Nachmittag ist seine Vorstellung gegenüber den Medien geplant – erst zwischen diesen Terminen will der Club die Personalie öffentlich bekanntgeben, weil Mittwochabend noch die nötigen Papiere aus Wolfsburg fehlten. Ein Zweitligist muss eben manchmal etwas länger warten.

Einig war man sich am Vormittag trotzdem relativ zügig geworden; in der Ablösesumme für Ismaël fanden beide Sichtweisen ihren Ausdruck: Die Wertschätzung für den jungen Coach seitens seines (Ex-)Vereins – und der Umstand, dass man "ja nicht über einen Bundesligatrainer gesprochen" habe, wie Nürnbergs Sportvorstand Martin Bader sagt. Man traf sich in der Mitte, der Club überweist einen niedrigen sechsstelligen Betrag nach Wolfsburg – "und ein Bundesligatrainer", sagt Bader auch, "soll Valerien jetzt werden", am besten natürlich schnell und beim 1. FC Nürnberg. Mit dem künftigen Cheftrainer kommt Roger Stilz nach Nürnberg, der 37 Jahre alte Schweizer wird Ismaël gemeinsam mit Marek Mintal assistieren.

"Nicht eine negative Meinung"

Stilz ist ein Mann mit interessanter Vita, er hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert, war Zweitligaprofi in der Schweiz, spielte mit dem FC Vaduz im Europapokal und ließ seine Spielerlaufbahn bei Victoria Hamburg ausklingen – er gehörte zu jenem Vicki-Team, das im August 2007 in der ersten Hauptrunde des DFB-Pokalwettbewerbs dem Titelverteidiger 1. FC Nürnberg im altehrwürdigen Stadion Hoheluft in Hamburg-Eppendorf mit 0:6 unterlag. Nebenbei war Stilz Werbe-Model unter anderem für Ikea, Texter und Journalist mit Kolumnen für die Hamburger Morgenpost und die Welt am Sonntag. In der abgelaufenen Spielzeit arbeitete Stilz als Co-Trainer beim über den Umweg Fürth mit Mühe erstklassig gebliebenen HSV, nun sollte er Ismaël eigentlich in Wolfsburg assistieren – aber jetzt geht man gemeinsam nach Nürnberg.

"Einen Haken", findet Martin Bader allerdings, habe die Sache schon noch, denn: "Egal, wo und bei wem alles ich mich über Valerien Ismaël erkundigt habe – ich habe nicht eine negative Meinung gehört, und das kann es ja eigentlich nicht geben." Dass sich das jetzt ändern könnte, ist natürlich ganz und gar nicht auszuschließen, negative Meinungen sind derzeit ja ein bisschen en vogue, wenn es in Nürnberg um den Club geht. Aber selbst Dieter Hecking kennt noch ein paar Argumente für Nürnberg, Ismaël übernehme zwar sicher keine leichte Aufgabe, sagt der ehemalige Nürnberger Cheftrainer, finde aber einen geordneten und vor allem finanziell gesunden Verein vor.

Wie die künftige Mannschaft aussehen wird, lässt sich aber erst in Umrissen erahnen; den Abgängen von Emanuel Pogatetz, Per Nilsson, Marvin Plattenhardt, Timothy Chandler, Hanno Balitsch, Markus Feulner, Makoto Hasebe, Adam Hlousek und Josip Drmic stehen bisher die Zugänge Jan Polak, Jakub Sylvestr, Willi Evseev, Mike Ott, Danny Blum und wahrscheinlich Dave Bulthuis gegenüber. Neben Manager Wolfgang Wolf hilft ab sofort auch Valerien Ismaël beim Neuaufbau mit, Sportvorstand Bader traut sich immerhin diese Prognose schon zu: "Wir werden zum Zweitliga-Start eine gute Mannschaft haben."

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