Hecking und der Kader: Schwierige Umbauarbeiten beim Club

16.3.2021, 06:00 Uhr
Abschied aus der Club-Familie: Lukas Mühl (Zweiter von links)

© Sportfoto Zink / Daniel Marr, Sportfoto Zink / Daniel Marr Abschied aus der Club-Familie: Lukas Mühl (Zweiter von links)

Der Nachmittag hatte nicht gut begonnen für Lukas Mühl. Drei Minuten waren in der Partie des 1. FC Nürnberg gegen Osnabrück erst absolviert, da flog eine Hereingabe in den Nürnberger Strafraum. Der Innenverteidiger Mühl stand in etwa da, wo er stehen musste, produzierte bei seinem Rettungsversuch allerdings eine sogenannte Bogenlampe.

Der Ball flog in die Luft und am Boden warteten Mühl, Torwart Christian Mathenia und der Osnabrücker Christian Santos. Weil Mühl und Mathenia die Sache mit der Warterei übertrieben, kam der erstaunte Santos an den Ball – und trat über ihn.

Es hätte die Osnabrücker Führung sein können, es blieb ein folgenloses Missverständnis zwischen Mühl und Mathenia. Es war diese Szene aber auch eine, die Mühls Kritiker als typischen Mühl-Moment einordnen werden. Der 24-Jährige hat nicht nur Freunde rund um den 1. FCN, dessen Trikot er seit zehn Jahren trägt. Oft wird ihm ein gewisses Phlegma vorgeworfen von denen, die es nicht gut mit ihm meinen. Sehr oft vergreifen sich die Menschen dabei im Ton.

Solide Saison

Mühl ist mit dem Club in die Bundesliga aufgestiegen und er gehört auch in dieser Spielzeit zu den solideren Verteidigern beim Club, wenngleich das nicht die komplizierteste Übung ist angesichts der überschaubaren Konkurrenz. Es gibt Spieler beim Club, die häufiger schlecht spielen, dafür aber weniger häufig so hart kritisiert werden wie Mühl.

Ab dem Sommer wird sich Mühl das nicht mehr anhören müssen. Sein Sonntagnachmittag nahm nämlich nach dem unguten Beginn ein seltsames Ende. Kurz nach der Partie veröffentlichte der 1. FCN eine Nachricht, in der er mitteilte, dass die Zusammenarbeit mit Mühl nach dieser Saison nicht fortgesetzt wird.

Das kam einerseits wenig überraschend, erstaunlich war allerdings der Zeitpunkt der Veröffentlichung, so gerade noch hinterhergeschoben nach einem Spiel. Offensichtlich aber wollen sie beim Club den Umbau der Mannschaft vorantreiben, unabhängig davon, was da in dieser Spielzeit noch auf dem Platz passiert.

Erst Behrens, jetzt Mühl

Vergangene Woche haben sie schon die Trennung von Hanno Behrens verkündet, jetzt folgte mit Mühl ein weiterer Akteur aus dem Aufstiegs-Jahrgang 2018. Ob es die besten Zeitpunkte sind angesichts des noch neun Spieltage dauernden Abstiegskampfes, wird jetzt diskutiert. Allerdings sind weder Mühl noch der in dieser Saison seltener gebrauchte Behrens irgendwann in Verdacht geraten, die Beziehung zum 1. FC Nürnberg als reines Arbeitsverhältnis zu betrachten.

Dass da einer ob des bevorstehenden Abstiegs nicht bis zum Ende alles geben könnte, diese Gefahr sehen sie beim 1. FC Nürnberg in diesen beiden Fällen nicht. So begründet es der Verein auch, warum die Abschiedsmeldungen eher knapp gehalten werden. Noch, so heißt es, müssten ja Mühl und Behrens dabei mithelfen, dem Club auch für die kommende Spielzeit einen Platz in der zweiten Liga zu sichern.

„Es gehört zu einem offenen und professionellen Umgang, dass rechtzeitig Gespräche geführt und dann auch Fakten geschaffen werden. Jeder wusste, dass die Verträge auslaufen, darüber wurde schon vor vier, fünf Wochen diskutiert“, sagt Sportvorstand Dieter Hecking.

Erinnerung an Fuchsmühl

Der ist gleichzeitig mit der Suche nach Nachfolgern beschäftigt, um die Umbauten voranzutreiben. Eine komplizierte Angelegenheit, sagt er, obwohl der „FCN immer noch ein interessanter Verein“ ist. Das Problem ist die Pandemie. „Noch ruht der Transfermarkt, weil keiner weiß, wie sich alles in den nächsten drei Monaten entwickelt“, sagt Hecking.

Ein Problem, das vielleicht auch Mühl bald beschäftigen wird. Bis dahin bleibt ihm die nette Erinnerung, dass er im traurigen Bundesligajahr an der schönsten Geschichte mitgeschrieben hat. Der einzige Treffer gelang ihm beim 2:2 in Augsburg. Und weil das andere Nürnberger Tor Alexander Fuchs erzielt hatte, freute sich der Trainer Michael Köllner aus Fuchsmühl über Fuchs und Mühl.

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