Alles ist mal wieder Veränderung beim 1. FC Nürnberg. Am Mittwoch, so sagte das Sportvorstand Robert Palikuca am Sonntag vor dem Heimspiel gegen Arminia Bielefeld, soll der Nachfolger vom gerade entlassenen Trainer Damir Canadi das Training beim Zweitligisten leiten. Laut einem Medienbericht wird das Jens Keller sein.
Anderen, nämlichen besseren Fußball wünschte man sich aber schon für den Sonntag. Eine komplizierte Aufgabe, im Max-Morlock-Stadion schaute mit Arminia Bielefeld eine Zweitliga-Spitzenmannschaft vorbei.
Es war eine Aufgabe, die viel zu groß war für diesen 1. FC Nürnberg. Gegen die Arminia kollabierte der Club mit Vereins-Legende Marek Mintal im ersten Durchgang innerhalb von fünf Minuten. Zwischen der zehnten und der fünfzehnten Minute kam Bielefeld zu drei Toren, wie man sie leichter in der 2. Fußball-Bundesliga nicht schießen kann. Nach den Treffern von Jonathan Clauss, Andreas Voglsammer und Fabian Klos war der Club gebrochen. Am Ende stand es vor 28.624 Zuschauern 1:5 (0:3) und war alles noch schlechter geworden als unter Canadis Anleitung.
Seine Rolle als Interimstrainer hatte Mintal genutzt, um die Startelf gegenüber der Niederlage in Bochum auf vier Positionen zu ändern. Neu in die Mannschaft waren Ondrej Petrak, Oliver Sorg, Enrico Valentini und Felix Lohkemper. So aufgestellt begann der Club druckvoll, bereits nach wenigen Sekunden fing Lohkemper einen Ball im Mittelfeld ab, sein Schuss aus 18 Metern wurde von Stefan Ortega im Tor der Arminia zur Ecke abgewehrt. Neun Minuten lang verbreitete der Club Aufbruchstimmung, dann brachte Florian Hartherz einen Ball in die Mitte, fand Clauss und der einen Weg vorbei an Nürnbergs Torwart Benedikt Willert ins Tor. Drei Minuten später tat sich der Arminia die linke Nürnberger Defensivseite auf: Voglsammer hatte wenig Probleme aus zehn Metern zu treffen. Wieder zwei Minuten später ein Angriff der Arminia über die linke Seite, diesmal durfte Klos entspannt vollenden.
1:5 gegen Bielefeld: Wer ist schuld an der Club-Krise?
Das Publikum war geschockt, die Mannschaft war geschockt – dass Nürnberg zur Pause zum Beispiel bei den Torschüssen in Führung lag, war eine besonders gemeine Laune der Statistik. Über weite Strecken des ersten Durchgangs hörte man im Max-Morlock-Stadion nur die Anhänger der Arminia – und die lautstark schweigenden Nürnberger, die sich der Resignation hingaben. Erst zur Pause dann wirkliche Emotionen: ein Pfeifkonzert, aber auch das vom Mitleid durchtränkt.
Nach der Pause dann zur Begrüßung wieder Pfiffe, vereinzelt allerdings nur noch, das Mitleid hatte sich bei den meisten Zuschauern wohl durchgesetzt. Sebastian Kerk ersetzte Lohkemper. Der Club gab sich Mühe, mehr war da aber auch nicht. Nach 59 Minuten stand es in der eher unwichtigen Eckball-Statistik 7:0 für den Club – und nach Toren nur noch 1:3, weil Geis mit dem siebten Eckstoß-Versuch den Kopf von Sörensen fand.
Club-Fans üben sich in Sarkasmus
Sörensens Kopf spielte ein paar Sekunden später wieder eine Rolle, weil er da nach einem weiten Abschlag von Ortega eben nicht den Ball berührte, stattdessen legte Voglsammer für Klos auf – auch das 1:4 war keine wirklich komplizierte Übung. In der 73. Minute traf Reinhold Yabo per Kopf zum 5:1 für die Arminia. Das Stadion schwieg dazu und machte gemeinsam die Erfahrung, wie lange 90 Minuten dauern können. Als viele Zuschauer dann doch nach Hause gegangen waren, übte sich der Rest in Sarkasmus und bejubelte jeden der sehr vielen Nürnberger Rück- und Querpässe in der Defensive. An diesem Sonntag war alles Nichts beim 1. FC Nürnberg.
1. FC Nürnberg: Willert - Sorg, Sörensen, Mühl, Valentini (75. Handwerker)- Petrak (64. Kerk), Behrens, Geis - Hack, Lohkemper (46. Medeiros) - Frey.
Arminia Bielefeld: Ortega - Hartherz, Nilsson (46. Salger), Pieper, Brunner - Prietl, Hartel (56. Seufert), Yabo - Voglsammer, Klos, Clauss (74. Edmundsson).
Tore: 0:1 Clauss (10.), 0:2 Voglsammer (12.), 0:3 Klos (15.), 1:3 Sörensen (59.), 1:4 Klos (60.), 1:5 Yabo (72.) | Gelbe Karten: Valentini (27.), Hack (71.) - Hartel (45 +2), Klos (58.) | Schiedsrichter: Patrick Ittrich (Hamburg) | Zuschauer: 28.624.
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