Heimserie gerissen: Heidenheim entnervt den Club

6.3.2015, 20:46 Uhr
Bereits in der 28. Minute fiel die Entscheidung im Grundig-Stadion. Das Tor von Wittek konnte der Club am Freitag nicht mehr kontern.

© Sportfoto Zink / WoZi Bereits in der 28. Minute fiel die Entscheidung im Grundig-Stadion. Das Tor von Wittek konnte der Club am Freitag nicht mehr kontern.

Vor allem im letzten Drittel einer Saison sind Vergleiche und Hochrechnungen äußerst beliebt, weil sie Zuversicht verbreiten sollen – erst recht bei sieben Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze. Dass der Aufstieg trotzdem noch möglich ist, zeigte 2009 sogar der 1. FC Nürnberg. Nach dem 23. Spieltag stand der Club damals da wie vor der Zweitliga-Partie gegen den 1. FC Heidenheim - und schaffte noch das kleine Fußball-Wunder. Über die Relegation kehrte der Absteiger postwendend in die Bundesliga zurück. Der VfL Bochum holte 2002 ab dem vergleichbaren Runden-Zeitpunkt sogar acht Zähler auf.

Die Zahlenspiele können sich die Nürnberger seit Freitagabend, 20.18 Uhr, endgültig sparen; nach der 0:1 (0:1)-Heimniederlage hat vielmehr schon die Vorbereitung auf die nächste Spielzeit begonnen. Den Gastgebern fehlten gegen einen äußerst defensiv eingestellten Gegner schlichtweg die spielerischen Mittel, um über einen längeren Zeitraum Druck aufbauen zu können. Vor über 31.000 Zuschauern erzielte Mathias Wittek in der 28. Minute das Tor des Abends.

Da der am Freitag gesperrte Alessandro Schöpf beim 1:1 gegen Karlsruhe zunächst auf der Bank Platz nehmen musste, blieb die Startformation unverändert, selbst der Anfang der Woche leicht angeschlagene Peniel Mlapa konnte mitwirken. Somit versuchte es der Club wieder mit zwei Stürmern gegen die zuletzt schwächelnden Gäste von der Ostalb. Heidenheim hatte aus den neun Begegnungen davor lediglich einen Sieg geholt und die vergangenen drei allesamt verloren, Die im Herbst noch heißeste Elf im Unterhaus ist zwischenzeitlich etwas abgekühlt.

Unangenehm sind die Heidenheimer aber nach wie vor; ihre athletische, schnelle Mannschaft kann exzellent verteidigen und nach Ballgewinnen auch zügig in die andere Richtung ausschwärmen. Nürnberg machte es ihnen aber auch leicht; besonders vor der Pause flog der Ball meist in hohem Bogen in Richtung Strafraum, wo die kompakt stehenden und äußerst kopfballstarken Gäste wenig Mühe hatten, mögliches Unheil abzuwenden. Der Favorit näherte sich dem gegnerischen Kasten nur zwei Mal gefährlich an: Jakub Sylvestrs Linksschuss (4.) kullerte ähnlich knapp am hinteren Pfosten vorbei wie Niclas Füllkrugs missglückte Direktabnahme kurz vor der Pause.

Da stand es allerdings schon 0:1, nachdem die Abwehr in der 28. Minute nicht aufgepasst hatte: Ein Freistoß von Marc Schnatterer flog hoch durch den Strafraum und fand ganz hinten den aufgerückten Verteidiger Mathias Wittek, der per Kopf zur Führung traf. Dabei sah nicht nur die rechte Seite der Viererkette (Celustka, Hovland) schlecht aus, sondern auch schon wieder Torwart Patrick Rakovsky, der beim Herauslaufen jegliche Entschlossenheit vermissen ließ.

Es passte also hinten und vorne nicht, wo sich die Nürnberger mitunter selbst über den Haufen rannten, weil ihre Laufwege häufig nach dem Zufallsprinzip gewählt zu sein schienen. Das wird ihnen der Trainer in der Pause auch so erzählt haben, denn in der zweiten Halbzeit sahen die Offensivbemühungen phasenweise etwas strukturierter aus. Nach schöner Kombination über drei Stationen schlenzte Guido Burgstaller die Kugel drüber, auf der Gegenseite verfehlte Julius Reinhardt das Ziel um zirka einen halben Meter.

Der Club drängte und hätte den Ausgleich nach gut einer Stunde längst verdient gehabt, als Sylvestr an einer flachen Pinola-Hereingabe vorbeirutschte. Es sollte die zweitbeste Möglichkeit der Nürnberger im ganzen Spiel sein, die mit Abstand beste verstolperten in der 74. Minute nacheinander Burgstaller und Sylvestr, kurz vor Schluss missriet dem eingewechselten Sebastian Kerk der Abschluss ähnlich fürchterlich. Damit hat der große 1. FC Nürnberg gegen den kleinen 1. FC Heidenheim an der Brenz in dieser Spielzeit nicht einen Punkt geholt, ja nicht mal ein Tor geschossen.

Aber wer weiß, vielleicht haben sie ja in der nächsten Saison mehr Erfolg, wenn sich beide Mannschaften wiedersehen in der Zweiten Liga. Die Erste ist spätestens seit Freitagabend kein Thema mehr beim 1. FC Nürnberg.

1. FC Nürnberg: Rakovsky - Celustka (84. Koch), Petrak, Hovland, Pinola - Polak, Stark - Füllkrug (62. Blum), Burgstaller - Mlapa (72. Kerk) - Sylvestr

1. FC Heidenheim: Zimmermann - Strauß, Wittek, Kraus, Heise - Griesbeck - Leipertz (85. Morabit), Reinhardt (66. Göhlert), Titsch-Rivero, Schnatterer - Niederlechner (46. Grimaldi)

Tore: 0:1 Wittek (28.) | Gelbe Karten: Celustka, Polak - Niederlechner | Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück) | Zuschauer: 31.263.

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