Herbert Heidenreich: Ein Leben in Bildern
5.11.2010, 19:28 Uhr„Ich würde mich selbst als fußballverrückt bezeichnen, der Fußball ist ein Teil meines Lebens“, so Herbert Heidenreich im Lauf eines kurzweiligen Gesprächs. Diese Aussage hätte es aber eigentlich gar nicht gebraucht, schon ein Blick in die Vita lässt diesen Schluss zu — einer an die Bürowand tut sein Übriges. Beim Betreten des Versicherungsbüros in der Zerzabelshofstraße gehen die Augen des Fußballinteressierten automatisch nach rechts. Dort hängt ein Foto der Meistermannschaft von Borussia Mönchengladbach aus dem Jahr 1977. Abgebildet sind unter anderem Berti Vogts mit der Meisterschale, Trainerlegende Udo Lattek — und eben Heidenreich.
Die Profizeit ist aber nur die eine Seite, an der Wand gegenüber hängen zwei Bilder, die die jüngere Vergangenheit Heidenreichs betreffen. Nach knapp 15 Jahren beim FSV Bad Windsheim wurde dem 55-Jährigen die Ehrenmedaille der Kurstadt verliehen, zudem würdigte der Klub dessen außergewöhnliche Trainertätigkeit.
Beim damaligen Zweitligisten SpVgg Bayreuth begann die Profikarriere des damals 18-Jährigen, die in jenen Bilderrahmen so erstaunlich kurz und präzise nachgezeichnet ist. Es folgte der Wechsel nach Mönchengladbach, die deutsche Meisterschaft 1976/77, und der internationale Höhepunkt, das Finale im Landesmeisterpokal in Rom gegen den FC Liverpool.
1978 ging es zum 1. FC Nürnberg, für den der mittlerweile seit 27 Jahren verheiratete und dreifache Familienvater heute noch in der Traditionsmannschaft spielt. „Auf- und Abstiege“, nennt er mit rollenden Augen als bleibende Eindrücke. Natürlich darf die Frage nach dem legendären Pokalfinale 1982 gegen die Bayern nicht fehlen. „Die Geschichte kennt halt nun mal jeder“, schmunzelt der Versicherungskaufmann über seinen Pfostenschuss in jenem Spiel, das der Club nach 2:0-Führung gegen „Turban-Hoeneß“ und Co. noch mit 2:4 verlor.
Nach dem Ende als Profi traf Heidenreich seine Entscheidung für die Familie und den Beruf. Ohne Fußball ging es aber auch nicht. So schlug er 1985 die Trainerlaufbahn im Amateurfußball ein, und im November 1995 kam ein Anruf von Horst Allraun. Der Vorsitzende des FSV Bad Windsheim suchte einen Trainer, Heidenreich sagte zu. Es folgte eine außergewöhnliche Geschichte, die nach fast 15 Jahren mit einem emotionalen Abschied nach der vergangenen Saison endete.
Als im Winter bekannt wurde, dass die Spielzeit 2009/10 die letzte in Bad Windsheim sein würde, gab es für Heidenreich mehrere Optionen. Bei einem Gespräch mit Büchenbach habe dann alles gepasst. Gewinnt er am Samstag in seiner langjährigen sportlichen Heimat, wäre die Herbstmeisterschaft perfekt. Seit dem ersten Spieltag grüßt der Verein aus dem Landkreis Roth von ganz oben – passend zu den Ambitionen, die Richtung Bezirksoberliga gehen.
Angelegt war die Zusammenarbeit im Sommer eigentlich bis zum Saisonende, was aber weniger mit Zweifeln zu tun hatte. „Fußball ist eh’ nicht planbar. In Bad Windsheim hatte ich eigentlich für sechs Wochen geplant“, sagt Herbert Heidenreich. Was daraus geworden ist, hängt im Büro an der Wand ...