"Hexenjagd" und Hecking-Lob: Jatta bricht Schweigen
12.9.2019, 18:44 Uhr"Moin Moin, auch wenn ich jeden Tag Deutsch lerne, werde ich das, was ich jetzt sage, auf Englisch tun. Mein Name ist Bakery Jatta! Vor vier Jahren floh ich aus Gambia nach Deutschland. Ohne meine Familie! Heute kann ich sagen, ich habe die größte und fürsorglichste Familie, die ich mir jemals hätte erträumen können", leitet der HSV-Profi sein längeres Statement ein. Es folgen: Ein Dank an verschiedene Weggefährten - unter anderem auch Ex-Club-Trainer Dieter Hecking - auch ein Versprechen für die Zukunft ist mit dabei.
Weil der Profi bei der 0:4-Klatsche des Clubs gegen die Hanseaten auf dem Platz stand, legte Nürnberg anschließend Protest gegen die Wertung des Spiels ein - andere Klubs zogen nach.
Das Ganze lief jedoch nicht ohne Kritik ab. Der Club wurde unter anderem von einer Vereinslegende verbal komplett abgewatscht. Am Ende zogen alle Vereine - auch der FCN - nach kurzer Zeit ihre Einsprüche zurück. Über die ganze Zeit hinweg äußerte sich der Schützling von HSV-Trainer Hecking nicht mit einer Silbe - bis jetzt. Innerhalb weniger Minuten ging der Post viral, Hunderte kommentierten ihn. Ob das Thema damit beendet ist? Fraglich. Was auf jeden Fall feststeht: Für den HSV geht es Montagabend auf St. Pauli in ein heißes Derby - mit Bakery Jatta.
Die Erklärung von Bakery Jatta im Wortlaut:
"Moin Moin, auch wenn ich jeden Tag Deutsch lerne, werde ich das, was ich jetzt sage, auf Englisch tun … Mein Name ist Bakery Jatta! Vor vier Jahren floh ich aus Gambia nach Deutschland. Ohne meine Familie! Heute kann ich sagen, ich habe die größte und fürsorglichste Familie, die ich mir jemals hätte erträumen können. Ihr, der HSV, wurdet meine Familie. Auf diesem Wege möchte ich meine Dankbarkeit zum Ausdruck bringen an das gesamte Präsidium, meine Mitspieler, dem Betreuerstab, meine Bodyguards Miro und Jürgen und die fantastischen Fans und meinen Anwalt – an jeden Einzelnen in diesem Klub, der mir bedingungslose Liebe zeigte. Ich möchte mich auch bedanken bei allen Athleten, Trainern, Kollegen und Freunden, wie auch der ganzen Adidas-Familie für die Unterstützung, die sie mir von Anfang an jeden Tag entgegengebracht haben. Das werde ich nie vergessen! Zwei Menschen möchte ich gerne besonders herausheben: Jonas Boldt und Dieter Hecking. Sie haben mich bedingungslos unterstützt und an mich geglaubt. Sie waren für mich da – in der schwersten Zeit meiner Karriere! Viele Menschen haben mich gefragt, ob ich etwas sage, um den Berichten, den Menschen und der Hexenjagd entgegenzuwirken. Meine einfache Antwort, warum ich die Attacken nicht kontere: Ich bin nicht wie diese Menschen! Ich bin gesegnet, dass ich die Möglichkeit bekam, hier zu sein.
"Schwachsinn": Eckstein watscht Club im Fall Jatta ab
Ich lebe jetzt ein besseres Leben als vorher. Mit all euren freundlichen Reaktionen, euren Kommentaren und eurer bedingungslosen Unterstützung habt ihr die beste Antwort auf diese Beschmutzungs-Kampagne gegeben. Wenn es eine Sache gibt, die ich all diesen Menschen wünsche, die mir schaden wollten, wäre es, dass sie den Schmerz spüren, den sie mir zugefügt haben. Nur einmal sollen sie das Leid erfahren, das ich ertragen musste. Zum Beispiel was ich in Karlsruhe erfahren habe: Ich kann euch sagen, dass das mit Abstand schlimmste Erlebnis war, das ich je hatte. Ich weiß, dass ich nicht ein so guter Fußballer wie Aaron oder Sonny bin. Und ich weiß, dass es in diesem Spiel Spieler gibt, die talentierter sind als ich. Aber ich werde euch versprechen: Solange wie mich meine Beine durchs Leben tragen. So lange wie es für beide Seiten funktioniert, werde ich für euch da sein. So lange, wie ich lebe, werde ich niemals vergessen, wie der HSV und ihr alle die ganze Zeit hinter mir standet. Der Fakt, dass Stefan Kuntz, der Trainer der U21-Nationalmannschaft, für mich eingetreten ist, hat mich unglaublich stolz gemacht. Ein besonderer Dank geht an meinen Agenten, Freund. Efe, was du für mich in den letzten Wochen getan hast, werde ich nie mehr vergessen.
Vor allem bin ich stolz darauf, dass unser größter Rivale, FC St. Pauli, meine Position gestärkt hat. Geteilt durch Farben, vereint in der Sache. Trotz all dieser Dankbarkeit fühle ich, dass ich keine Zweifel daran habe, dass wir euch am Wochenende besiegen werde. Denn ein Derby wird immer ein Derby sein. Abschließend möchte ich noch eines sagen: Da ihr alle die Wahrheit kennt darüber, wo ich geboren wurde, wo ich aufgewachsen bin, wo ich aß, schlief und mich zum ersten Mal in den Fußball verliebt habe … Ihr solltet alle kommen und meine Heimatstadt besuchen. Wo ich herkomme sind alle sehr aufgeschlossen, freundlich … und alle werden immer willkommen sein."
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