HGN: Neuer Trainer schon wieder auf der Kippe

05.12.2012, 11:00 Uhr
HGN: Neuer Trainer schon wieder auf der Kippe

© Sportfoto Zink

Strahn war im Sommer angetreten, um ein schweres Erbe zu übernehmen. Sepp Müller hatte den Verein im Norden Nürnbergs 16 Jahre lang mit all seiner Kraft geprägt. Der Zerberus aus Buchenbühl, der schon mal quer über den Platz brüllen konnte, wenn sein Team die taktischen Vorgaben nicht umsetzte, fand nach eigenen Angaben zu wenig Rückhalt in der Vorstandschaft der HGN.

Seine Ideen würden nicht mehr umgesetzt, ließ er damals verlauten. Die Führungsetage will das bis heute nicht kommentieren. Seine Mädels, wie Müller die Frauenmannschaft immer nannte, standen jedenfalls hinter ihm.

So ist es nicht verwunderlich, dass die Eingewöhnungszeit für den neuen Mann an der Seitenlinie etwas länger ausfiel als gemeinhin üblich. Nur deutet das, was jetzt aus der Mannschaft zu hören ist, darauf hin, dass man bis heute nicht zusammengefunden hat. „Es ist schon eine große Umstellung von Sepp auf ihn“, ließ Spielführerin Julie Brügel Anpassungsschwierigkeiten durchblicken, ehe sie konkreter wurde: „Wir sind es gewohnt, dass uns jemand antreibt, uns in den Arsch tritt, wenn nötig. Das fehlt uns.“

Die schwierige sportliche Situation des Frauenteams, das in der Hallen-Bundesliga in den drei ersten Spielen drei klare Niederlagen kassierte, war zu erwarten. Nur hätte sie eine schlechte Vorbereitung noch verstärkt. „Es ist doch kein Wunder, dass wir so spielen“, wetterte etwa Jana Schwarzer über mangelndes Grundlagentraining. Die im Hockey so wichtigen Strafecken seien nicht intensiv genug geübt worden, Lauftraining wurde von Strahn vernachlässigt. „Das war einfach alles viel zu lasch“, sprach Brügel Versäumnisse des Trainers an.

Das ließe sich noch mit Kommunikationsproblemen erklären. Nur ist das längst nicht alles, was dem 29-jährigen Strahn bei seiner ersten Station als Bundesliga-Coach angelastet wird. Eltern beschweren sich über die Art und Weise, wie er die Jugend-Mannschaft der HGN trainiert. Zwei Spielerinnen haben dem Verein bereits den Rücken gekehrt.

Strahn soll selten den richtigen Ton treffen. Ein Krisengespräch mit dem Bundesligateam hat es bereits gegeben, nachdem sich Strahn fünf Tage lang nicht gemeldet hatte und seine Teilnahme an einem Vorbereitungsturnier nicht persönlich abgesagt hatte. „Es gibt immer mal Differenzen“, sagte Strahn dazu: „Aber wir sind doch alle erwachsen genug, um aus dieser kleinen Krise positiv rauszugehen.“

Es könnte sein, dass er mit dieser Meinung alleine dasteht. Jedenfalls sprach ihm HGN-Vorstand Marco Tigges nicht uneingeschränkt das Vertrauen aus. „So ein junger Mann verdient eine zweite Chance, wenn genug Potenzial vorhanden ist, um das umzusetzen. So ist es doch die Frage, ob und wie auf verbrannter Erde noch etwas wachsen kann“, skizzierte der HGN-Chef die gegensätzlichen Positionen der für heute angesetzten Unterredung.

So steht eine Verwarnung an die Adresse des Trainers genauso im Raum wie eine schnelle Scheidung. „Wenn sich rausstellen sollte, dass es unüberbrückbare Differenzen gibt, muss man sich trennen“, kündigte Tigges unmissverständlich an.
 

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