"Hitz" sagt Homophoben den Kampf an
9.1.2014, 09:35 UhrMit Lob, Anerkennung und Respekt haben ehemalige Teamkollegen, Funktionäre und Politiker auf das Coming-out von Thomas Hitzlsperger reagiert. Dem ehemaligen Fußball-Nationalspieler geht es nach seiner einmaligen Aktion nun darum, anderen Sportlern unter die Arme zu greifen.
„Ich hoffe, dass ich mit diesem Schritt in die Öffentlichkeit jungen Spielern und Profisportlern Mut machen kann“, sagte der 31-Jährige in einer Erklärung, die in der Nacht zum Donnerstag verbreitet wurde. „Profisport und Homosexualität schließen sich nicht aus, davon bin ich überzeugt.“ Als erster prominenter deutscher Fußballer hatte er zuvor in einem Interview der Wochenzeitung „Die Zeit“ (Donnerstag) öffentlich erklärt, schwul zu sein.
In einer Online-Videobotschaft auf seiner Homepage fand Hitzlsperger, dass inzwischen junge Spieler, „die sich viel früher im Klaren sind über ihre Neigungen“, darüber sprechen könnten. Er selbst hatte sich erst nach einem „langwierigen Prozess“ und nach dem Karriereende 2013 öffentlich geäußert.
Ein „wichtiges Mosaiksteinchen in Richtung Akzeptanz von Homosexualität im Fußball“ sei dieses Coming-out, meinte der Sportsoziologe und DFB-Berater Gunter A. Pilz im dpa-Interview. „Eines muss man sehen: Hitzlsperger ist als durchaus harter und aggressiver Spieler bekannt und hat gezeigt, dass dieser Mythos - Schwule wären alles Weicheier – ad acta gelegt ist.“ Der Zeitpunkt des Coming-out sei für ihn selbst und seine Familie unwichtig, meinte Hitzlsperger. „Wichtig ist es nur für die Leute, die homophob sind, andere ausgrenzen aufgrund ihrer Sexualität – und die sollen wissen: Sie haben jetzt einen Gegner mehr.“ Dass Homophobie auch auf den Stadionrängen vorkommt, daran erinnert Fan-Forscher Pilz.
Fans seien häufig darauf aus, gerade Schwächen des Gegners zu suchen „und entsprechend zu pöbeln“. Wie es einem offen schwulen Fußballer auf dem Platz ergehen würde, könne man sich unter den Voraussetzungen vorstellen, meinte Pilz. Klare Worte findet Werder-Coach Robin Dutt. Dass Homosexualität auch 2014 immer noch eine Tabuthema sei, nannte er ein Unding. „Es zeigt aber, dass noch nicht alle Menschen im Kopf so offen sind.“ Unter den Fußballern werde Homosexualität „schlicht ignoriert“, meinte Hitzlsperger. „Für die Medien hingegen ist das schon seit Jahren ein Thema. Nur die betroffenen Spieler, die haben sich nicht getraut, sich zu ihren Neigungen zu äußern.
Denn die Fußballszene begreift sich in Teilen immer noch als Machowelt.“ Für das jetzige Coming-out erntete er viel Anerkennung aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Sport, Gesellschaft und Politik. Auch frühere Mitspieler, etwas Lukas Podolski („Mutige und richtige Entscheidung“) und Arne Friedrich („Bin stolz auf dich“), waren dabei. Am Mittwochabend meldete sich selbst der britische Premier David Cameron zu Wort. Als Fan von Hitzlspergers Ex-Club Aston Villa twitterte er: „Ich habe immer bewundert, was Thomas Hitzlsperger auf dem Feld geleistet hat – aber heute bewundere ich ihn noch mehr.“
"In Deutschland fällt eine andere Mauer" (Hier geht es zu den Reaktionen der internationalen Presse)
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