Hockey: Tränen und ein leiser Abschied

13.05.2012, 21:15 Uhr
Hockey: Tränen und ein leiser Abschied

© Harald Sippel

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen: Mit dem 2:0 (1:0)-Sieg durch Treffer von Sabrina Lechler und Jana Göppert über die TG Frankenthal hatten die Buchenbühlerinnen ihren Teil zum angestrebten Klassenerhalt getan, durch die Ergebnisse der Bundesliga, wonach kein Südteam absteigen muss, waren auch die letzten theoretischen Zweifel beseitigt. Die HGN bleibt Zweitligist, ihren starken Endspurt nach einer schwachen Vorrunde krönte der 2:1 (1:1)-Sieg in Frankfurt. Zum Rundenabschluss hatte Sabrina Lechler zweimal getroffen.

Die junge Mannschaft, spielerisch sicher limitiert, aber hoch motiviert und auch gegen Frankenthal in jeder Szene den einen Tick schneller als die Gegnerinnen, hatte einmal mehr eine kämpferisch tadellose Vorstellung abgeliefert. Ohne Nervenflattern, aber mit viel Herz. „Unser Haufen 18-Jähriger musste da erstmal locker bleiben, als alle schon vom Abstieg geredet und wir die ersten beiden Rückrundenspiele verloren haben“, blickte Torhüterin Maja Kolonic als eine der wenigen erfahrenen Spielerinnen zurück auf eine abwechslungsreiche Spielzeit, in der die Frauen der Hockeygesellschaft vor allem mit ihrem Zusammenhalt auch in schwierigen Situationen beeindruckt hatten.

Das ließ auch ihren Trainerfuchs Sepp Müller keineswegs kalt. Der hat zwar schon im Trainerstab der deutschen Nationalmannschaft an Olympischen Spielen teilgenommen, der Feuereifer seiner Mädels aber brachte selbst den ansonsten so gestrengen Zerberus bei seiner Verabschiedung nach etwas mehr als eineinhalb Jahrzehnten dazu, mit einem Sträußchen Blumen und einem süffigen Geschenkkorb in der Hand bei der HGN versöhnliche Töne anschlagen.

„Diese Mannschaft vermisse ich schon“, räumte Müller ein, diese Institution im deutschen Hockey, immer ehrgeizig, immer streitbar, aber immer um den Sport willen. Er trat zurück, weil er seine Vorstellungen in der Nachwuchsarbeit der HGN nicht verwirklicht sah. „Seine Mädels“ aber, wie er das Team in den zurückliegenden Jahren mit seinem brummigen Basston fast liebevoll nannte, haben sich in sportlich schweren Zeiten seinen Respekt verdient. „Früher waren auch mal Stinkstiefel dabei. Aber das sind alles Typen, die wollen immer, in jedem Training, auch wenn sie mal einen Spruch von mir kriegen.“

Wer die Frauen künftig trainiert, ist noch nicht offiziell. Müllers Abschied bedeutet das Ende einer Ära. Als er bei der HGN antrat, um das Team aus der Regionalliga nach oben zu führen, war Caro Rühl längst da. 28 Jahre lang hat sie an den meisten Wochenenden ein blaues Röckchen getragen, auch sie ist längst eine Institution, eine, die Hockey kämpft und ihren Sport lebt – ein Vorbild auch im fortgeschrittenen Alter für die vielen jungen Spielerinnen. Die standen allesamt Spalier, als Rühl tränenreich verabschiedet wurde. „Das war mir völlig klar, schluchzte Rühl etwas später mit einem gerahmten Trikot mir ihrer Nummer zehn unter dem Arm: „Deswegen haben wir das ja auch erst nach dem Spiel gemacht. Sonst hätt’ ich ja nicht mehr spielen können, und dafür war es viel zu wichtig.“ Mit Rühl und Müller verlieren sie mehr als nur zwei Aushängeschilder in Buchenbühl, mit ihnen geht auch ein Stück HGN. Es wird spannend sein, wer in ihre Fußstapfen tritt.

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