Risikospiel im Ostseestadion

Homophobe und transphobe Banner: Fans von Hansa Rostock sorgen für Skandal

22.8.2022, 11:56 Uhr
Ein Teil der Hansa-Fans sorgte nicht nur mit einer geklauten Fahne des Rivalen für Aufsehen.

© IMAGO/Fotostand / Voelker Ein Teil der Hansa-Fans sorgte nicht nur mit einer geklauten Fahne des Rivalen für Aufsehen.

Die Partie im Ostseestadion wurde im Vorfeld als Risikospiel eingestuft. Die Rivalität beider Fan-Lager fiel in der Vergangenheit immer wieder negativ auf - zum Beispiel durch gewaltsame Auseinandersetzungen. Eskalationen zwischen den Anhängern beider Vereine konnten laut Abschlussmeldung der Landes- und Bundespolizei diesmal verhindert werden. Auf den Rängen kam es dennoch zu hässlichen Szenen.

Hansa-Anhänger hatten eine große Zaunfahne mit dem Schriftzug "Lichtenhagen" und einer Sonnenblume im Gepäck. Das einem Teil der Fan-Szene schon länger bekannte Banner wurde an der Blockseite, die Richtung Gästeblock zeigt, angebracht. Das Auftauchen der Zaunfahre zum jetzigen Zeitpunkt kann als Anspielung auf das rassistische Pogrom 1992 in Rostock-Lichtenhagen gesehen werden. Die Vorfälle jähren sich zum 30. Mal. Zwischen 22. und 26. August 1992 gab es in dem Stadtteil ausländerfeindlichen Ausschreitungen gegen die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter im sogenannten Sonnenblumenhaus.

Dass der FC St. Pauli für Toleranz, Diversität und Gleichberechtigung einsteht, scheint einem Teil der verfeindeten Rostock-Anhänger zu missfallen. Erst am 4. Spieltag dieser Saison setzten die Kiezkicker im Heimspiel gegen Magdeburg mit einem Sondertrikot ein Zeichen. Das braune Heimtrikot zierte ein Gendersternchen. Seit zwei Jahren wird die Satzung des St. Pauli gegendert. Am Sonntag reagierten die Hansa-Anhänger mit einem transphoben Spruchband: "Euer Gender-Scheiss interessiert in Wolgast keine Sau! Hier gibt es nur Jungs, Mädchen, Mann und Frau! Scheiss St. Pauli". Richtung Gästeblock richteten die Fans dann auch noch ein Spruchband mit einer zutiefst homophoben Aussage.

Eine Stellungnahme zu den Vorfällen lässt Hansa Rostock bisher vermissen. Bis Montagvormittag war weder auf der Vereinsseite noch auf den Social-Media-Kanälen des Vereins etwas dazu zu lesen. In der Fan-Szene sorgten die Spruchbänder und die Zaunfahne für Diskussionen und Kritik. Im Hansa-Forum schrieb ein User: "Die Lichtenhagen-Banner-Aktion fand ich ekelhaft, menschenverachtend, dumm, hochnotpeinlich und zum Schämen. Wenn ich sowas sehe, würde ich mich am liebsten wegbeamen oder einbuddeln." Ein anderer User sieht auch den Zusammenhang zu dem 30. Jahrestag des rassistischen Pogroms. "Warum hängt dieses Banner ausgerechnet fast auf den Tag genau 30 Jahre nach den Ereignissen in Lichtenhagen bei einem Spiel, ausgerechnet gegen St. Pauli an einem Platz, wo es noch nie gehangen hat?"

Sieben Personen verletzt

Die Südtribüne fiel nicht nur mit menschenverachtenden Botschaften auf. Die Rostocker Polizei berichtet von dem Zünden eines Böllers. Demnach seien dadurch sieben Personen verletzt worden. Sechs Hansa-Fans wurden wegen eines Knalltraumas ärztlich versorgt. Eine Person musste mit schweren Verletzungen am Fuß in ein Krankenhaus gebracht werden. Heim-Fans griffen aktiv ein und brachten den 44-jährigen Tatverdächtigen in Richtung Ordnungsdienst. Ermittlungen zum Verdacht der versuchten schweren Körperverletzung wurden aufgenommen. Ansonsten verlief das Spiel "aus polizeilicher Sicht ohne weitere nennenswerte Vorkommnisse."

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