"Humbug": Club-Coach Köllner schießt gegen Videobeweis

26.8.2018, 13:59 Uhr
FCN-Trainer Michael Köllner und der Videobeweis werden vermutlich keine Freunde mehr.

© Sportfoto Zink / DaMa FCN-Trainer Michael Köllner und der Videobeweis werden vermutlich keine Freunde mehr.

So, sagte Michael Köllner, "ich wollte eigentlich nichts mehr zu dem Thema sagen", aber jetzt, das hatte der Trainer des 1. FC Nürnberg längst gemerkt, hatte ihn das Teufelchen doch wieder geritten. Das Teufelchen heißt Videobeweis. Köllner mag diese Technik nicht, das ist lange bekannt, aber im offiziellen Teil der Pressekonferenz nach dem 0:1 bei Hertha BSC in Berlin hatte er trotzdem noch Zurückhaltung geübt.

Nachdem sein Berliner Kollege Pal Dardai in einer diplomatisch-wohlwollenden Einlassung die Technik in Schutz und die Schiedsrichter verteidigt hatte, fasste sich Köllner kurz: Dem pflichte er bei. Dass das geschwindelt war, wusste man, im kleinen Kreis echauffierte sich Köllner gegen seine Vorsätze umso deutlicher.

"Humburg" nannte der Oberpfälzer die Entscheidung gegen Nürnberg im Olympiastadion. Sein schönster Satz lautete: "Der Schiedsrichter kommt genau einmal um halb vier am Samstag raus, und ansonsten ist er im Fitnessstudio oder läuft durch den Wald." Bezogen war das auf ein angebliches Foulspiel des Berliners Vedad Ibisevic an Georg Margreitter, das Herthas Siegtor durch Ibisevic vorangegangen sein könnte. Die Bilder sind Auslegungssache, Schiedsrichter Tobias Welz sah sie sich an und ließ das Tor gelten. Margreitter war nach dem Kontakt im Mittelfeld wieder aufgestanden und am (insgesamt heftig missglückten) Verteidigen beteiligt.

Köllner vermisst bei den Schiedsrichtern "taktisches Gespür"

Aber, fand Köllner, das Foul sei schwerwiegend gewesen und habe den Abwehrverbund beeinträchtigt, und während Spieler und Trainer ob täglicher Übung so etwas erkennen würden, seien Schiedsrichter dazu nicht in der Lage - mangels Spielverständnis. Köllner weiter: "Jetzt schaut er sich das zehnmal an und bewertet es trotzdem anders, weil er glaubt, dass es taktisch keinen Einfluss hat. Aber für mich ist das ein taktischer Eingriff, wenn der Abwehrchef zu Boden geht. Das hat einen Einfluss auf den ganzen Abwehrverbund. Alle Spieler müssen sich dann anders orientieren." Es fehle das "taktische Gespür".


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Verteidiger Margreitter sah es genauso. Der Schiedsrichter habe "so argumentiert, dass nach dem Foul noch viel Zeit vergangen ist bis zum Tor, das mag auch stimmen, aber nichtsdestotrotz ist in einer Sprintbewegung jede kleine Bewegung auch ein Foul", so der Österreicher kurz nach dem Spiel bei Sky. Welz hatte aber wohl gar kein Foul gesehen, denn Regelwidrigkeiten sind ja nicht über deren mögliche taktische Auswirkungen klassifiziert. Wobei das eine charmante Idee wäre: Taktikschulungen für Schiedsrichter?

So oder so: Ein Freund des Videobeweises, sagte Köllner in seiner kleinen Tirade, sei er nie gewesen - "und ich werde es auch nicht mehr". Damit, das versprach er noch einmal, sei aber endgültig alles gesagt. Vermutlich nur bis zum (Video-)Beweis des Gegenteils.

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