Drei Tore, drei Vorlagen - wie geht das?
Dane Fox: Wie einst die großen Ice Tigers-Legenden
19.12.2021, 16:50 UhrWenn das Training vorbei ist, kommt der Mann mit dem Wischer, eigentlich immer. Dane Fox tauscht seinen Schläger mit dem Haushaltsgerät und befreit das Eis vor dem Tor von Niklas Treutle vom Schnee, sehr gewissenhaft. Dann stellen sich sechs Spieler vor dem Torhüter auf, einer schießt, die anderen hoffen darauf, dass Treutle den Puck prallen lassen muss. Es wird viel gelacht, tatsächlich aber ist es allen ernst. Es wird eine Statistik geführt, am Ende der Saison gewinnt aber eigentlich immer Treutle. „Dafür“, sagt der Torhüter später im Vorbeigehen, „stehen wir jeden Morgen auf.“
Wie ernst er das gemeint hat, ist nicht eindeutig. Am Freitagabend aber zeigte sich zumindest, dass sie in Bremerhaven auch ganz gerne aufgestanden sind, um richtiges Eishockey zu spielen. Das 7:3 bei dieser eigentlich unangenehm gut strukturierten und disziplinierten Mannschaft war eine Überraschung, die man zumindest in dieser Höhe durchaus als „faustdick“ bezeichnen darf. Noch überraschender war nur, dass sie der Mann mit dem Wischer beinahe alleine zu verantworten hatte.
Vier Tore, vier Vorlagen für Herberts
Dane Fox hat das 1:1 selbst erzielt, das 2:2 ebenso, er hat Blake Parlett das 2:3 aufgelegt und Tyler Sheehy den Pass zu Jake Ustorfs 3:5. Den Alleingang zum 3:6 hat er wieder selbst abgeschlossen und das 3:7 mit einem Pass Sheehy überlassen. Das Konzept Scorerpunkt ist außerhalb der Eishockey-Blase nicht jedem einleuchtend, weil ein solcher nicht nur für ein Tor und für den Pass zum Tor, sondern großzügigerweise auch noch für den Pass zum Pass gutgeschrieben wird. Am Freitagabend aber war es unstrittig, dass Dane Fox ein herausragendes Spiel gelungen war. Sechs Scorerpunkte, das veröffentlichen die Ice Tigers nach eingehender Recherche am Samstag, waren in der DEL bislang nur Paul Geddes (ebenfalls drei Tore, drei Vorlagen – 22. Januar 1995) gutschrieben worden und Otto Sykora (sechs Vorlagen – 5. Februar 1995). In der DEL-Geschichte waren nur zehn Spieler individuell erfolgreicher als Fox, wobei der Rekord (Herberts Vasiljevs mit acht Punkten) und alle weiteren Sieben-Punkte-Spiele aus einer Zeit stammen, in der zweite Vorlagen mit den Schiedsrichtern nachverhandelt wurden. Mittlerweile wird der Spielberichtsbogen anhand der Videoaufzeichnung der Realität angepasst.
Fox selbst schien gar nicht davon überrascht zu sein, dass er in den zwei aufeinanderfolgenden Spielen gegen die Fischtown Pinguins mit fünf Treffern und drei Assists einen Punkt mehr gesammelt hatte als in den 25 Saisonspielen zuvor. Der 28 Jahre alte Kanadier ist ein Meister darin, vor Mikrofonen zu verbergen, welch unterhaltsamer Zeitgenosse er ist. An seinen besten Tagen provoziert er seine Kollegen zum Lachen und seine Gegner zu Dummheiten. An schlechten Tagen lässt er sich selbst zu dummen Strafen und Fehlpässen provozieren. Schlechte Tage aber scheinen vorerst der Vergangenheit anzugehören, seitdem Tom Rowe Cheftrainer in Nürnberg ist.
Und am Montag wieder den Wischer in der Hand
Unter der Anleitung von Frank Fischöder hatte Fox den Ice Tigers eher geschadet als geholfen. Dass der Dortmunder Fox nie im Power-Play einsetzte und immer seltener in erfolgversprechenden Aufstellungen, war verständlich. Fox zeigte ihm nicht, dass er zu mehr in der Lage war. Rowe hingegen scheint wie Rob Wilson einst den richtigen Ton für diesen komplizierten Profi zu treffen.
Am Sonntag gegen München vergab Fox eine Großchance und fiel ansonsten nicht auf. Auch das war ein Erfolg. Am Montag wird er wieder den Wischer in die Hand nehmen.