Neuer Verteidiger

Ice Tiger Welsh: schnelle Beine, schnell im Kopf

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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15.9.2021, 12:11 Uhr
Einen Schritt voraus: Am Sonntag konnten nicht viele Bietigheimer mit Nick Welsh mithalten.

© Sportfoto Zink / Thomas Hahn, Sportfoto Zink / ThHa Einen Schritt voraus: Am Sonntag konnten nicht viele Bietigheimer mit Nick Welsh mithalten.

Nürnberg hat Weltmeister erlebt, Stanley-Cup-Sieger, Olympiasieger standen hinter der Bande. Der EHC 80 war ein Phänomen – in unteren Ligen; die Ice Tigers warten noch immer auf einen Titel. Trotzdem haben schon erstaunliche Eishockey-Profis in der Fußballstadt gespielt. Pavel Richter, Dany Heatley, Steven Reinprecht, Sergio Momesso und Patrick Reimer aber haben eines gemein: Alle stürmen. Herausragende Verteidiger gab es nur wenige – und wenn nicht sehr lange. Dabei wird modernes Eishockey von mobilen, spielintelligenten Abwehrspielern geprägt. Abwehrspielern, wie Nicholas Welsh einer zu sein scheint.

Liam Garvey ist in der goldenen Saison 98/99 über das Eis des Lindestadions geflogen, aber eben nur ein Jahr. Pascal Trepanier haben die Fans ein Jahr in der Arena dabei zusehen dürfen, wie er seine Kollegen besser macht. Jame Pollock war länger in Nürnberg, sein Schlagschuss ist unvergessen. Seitdem aber hatten die Ice Tigers große Probleme, herausragende Offensivverteidiger zu verpflichten – Jesse Blacker hatte immerhin einen derart beeindruckenden Start, dass ein chinesischer KHL-Klub bereit war, Ablöse nach Nürnberg zu überweisen. In den ersten 120 Minuten aber hat Welsh, ein zuvor weitgehend unbekannter Kanadier, angedeutet, dass Stefan Ustorf einen Spieler mit großem Potenzial entdeckt hat.

Viel Platz in Europa

Ursprünglich hatte der Sportdirektor mit Tim Bender und Blake Parlett als Antreiber aus der Defensive heraus in die Saison gehen wollen, vor allem wollte er dem jungen Fabrizio Pilu die Gelegenheit geben, sein Talent aufs Eis zu bringen. Mutmaßlich wegen dem 18 Jahre alten Verteidiger saß am Sonntag dann auch tatsächlich ein Späher aus der NHL auf der Tribüne. Aufgefallen aber ist vor allem Welsh, den Ustorf dann doch noch kurz vor dem Start der Vorbereitung geholt hatte. Dass Welsh schnell sei, das hatten die Ice Tigers damals schon angekündigt, gerade beim 3:0 gegen Bietigheim zeigte sich, dass das auch für seine Entscheidungen gilt.

„Es ist viel Platz da draußen auf europäischem Eis“, sagte Welsh danach, „Skating ist meine Stärke, natürlich kommt mir das entgegen. Auch deshalb bin ich nach Europa gekommen.“ Immer wieder flog der 24-Jährige über das Eis – ganz ähnlich wie einst Garvey oder Blacker – und seine langen Haare hinterher. Wichtiger für seine Mannschaft aber waren seine schnellen Aufbaupässe, sein Blick für seine Mitspieler. Die Handlungsschnelligkeit macht Welsh zu einem modernen Verteidiger.

Frank Fischöder ließ sich deshalb sogar zu einem seltenen individuellen Lob nötigen. Der Cheftrainer schätzt Welshs „unglaubliche Ruhe“ und „sein gesundes Selbstbewusstsein. Er ist genau der offensive Mann, den wir gesucht haben.“ Nicholas Welsh kam als unbekannter Verteidiger. Es scheint, als könnte er sich in Nürnberg zu einem erstaunlichen Spieler entwickeln.

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