Schmölz "Den nehm' ich so"

Ice Tigers beenden ihren Negativlauf - auf höchst dramatische Weise

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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21.12.2022, 15:00 Uhr
Warten nicht auf Godot, sondern auf die Schiedrichter: Wenige Augenblicke später durfte die Bank der Ice Tigers in Jubel ausbrechen. 

© IMAGO/Eibner-Pressefoto/Ulrich Scherba Warten nicht auf Godot, sondern auf die Schiedrichter: Wenige Augenblicke später durfte die Bank der Ice Tigers in Jubel ausbrechen. 

Man stelle sich vor, diese herrliche Zuspitzung hätte sich an einem anderen Wochentag zugetragen, in einer anderen Halle, in einer anderen Sportart. 2,2 Sekunden vor der Schlusssirene versucht der bekannteste Spieler der Liga, 40 Jahre alt, Silbermedaillengewinner bei Olympischen Spielen, noch ein letztes Mal dieses alltägliche und dennoch so wichtige Spiel zu gewinnen. Sein Schuss verschwindet in der Spielertraube, taucht dahinter wieder auf und wird von Daniel Schmölz ins Tor gelenkt. Die Schlusssirene ertönt, die Schiedsrichter ziehen sich zum Videostudium zurück. Es stellt sich heraus, dass der Puck 0,3 Sekunden vor dem Ende die Linie überquert hat. Dramatischer kann Sport kaum sein.

In Frankfurt wurde immerhin noch der Torschütze befragt. Daniel Schmölz sprach also von einem „ordentlichen Auswärtsspiel“, von einem „harten Kampf“ und zu seinem aus dem Torraum erzielten Treffer, einem echten Schmölz, sagte er: „Den nehm‘ ich so mit.“ Und so ging sie zu Ende die längste Negativserie der Ice Tigers seit der völlig misslungenen Corona-Saison 2020/2021 – spektakulär und beliebig zugleich. Am Freitag geht es am Abend vor Heiligabend (19.30 Uhr) weiter, in der Arena Nürnberger Versicherung stellt sich mit den Iserlohn Roosters die nächste Mannschaft vor, die sich mit den Ice Tigers um einen Platz in den Playoffs bemüht.

Zumindest Kofler war beeindruckt

Letztlich war das 2:1 (1:0, 0:0, 1:1) beim selbstbewussten Aufsteiger aber ganz genau, was die Mannschaft nach sechs Niederlagen in Folge gebraucht hatte. Die Ice Tigers ließen sich von den nach einem 0:9 in Köln ungemein wütenden Löwen tief ins eigene Drittel drängen, wurden aber selbst nach dem humorlosen 1:0 durch Dane Fox (3. Minute) nicht aktiver. Das ging so lange gut, bis in Unterzahl Chad Nehring vor dem Tor vergessen wurde (48.). Davor und danach war es Niklas Treutle, der seiner Mannschaft die Chance auf den erlösenden Sieg ermöglichte.

Der Nürnberger Schlussmann parierte 33 Frankfurter Schüsse, seine souveräne Leistung war auch als Antwort auf die Kritik von Tom Rowe an beiden Torhütern zu verstehen. Aber auch Treutle gab sich nach der Rückmeldung der Ice Tigers ganz entspannt, verwies aber immerhin noch darauf, dass sie während des Negativlaufs gegen die besten vier Teams der Liga gespielt hatten. Manuel Kofler bestätigte Treutle danach: „Ich glaube, wir haben uns das heute verdient, nachdem wir in den letzten Spielen nie schlecht gespielt haben, aber es einfach nicht geschafft haben, die Scheibe über die Linie zu drücken.“

In Frankfurt gelang Schmölz genau das – in den letzten Zehnteln der letzten Sekunde. Da brauchte es doch noch den Co-Trainer, um die Dramatik einzuordnen. „Das“, sagte Kofler, „habe ich so auch noch nie erlebt.“

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