Tom Rowes erstes Training

Neuer Ice-Tigers-Coach: "Wir wollen die Arena wieder voll machen"

Sebastian Böhm

Sportredaktion

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14.10.2021, 15:34 Uhr
"Ich liebe diesen Job": Genau diesen Satz hat Tom Rowe nach 18 Monaten Corona-Pause beim ersten Training in Nürnberg bestätigt.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink "Ich liebe diesen Job": Genau diesen Satz hat Tom Rowe nach 18 Monaten Corona-Pause beim ersten Training in Nürnberg bestätigt.

Als das erste Mal geschafft war, hat Tom Rowe geredet. Mit Ryan Stoa. Mit Chris Brown. Mit Patrick Reimer. Immer wieder mit Manuel Kofler. Mit den jungen Spielern der Ice Tigers. Mit Manuel Kofler. Und abschließend noch mit Journalisten, denen er erzählt hat, was ihm wichtig ist: „Ich bin fordernd, aber zugänglich. Bei mir gibt es keine Psychospielchen. Das System ist wichtig. Taktik ist wichtig. Aber am wichtigsten sind die persönlichen Beziehungen.“

Tom Rowe weiß, welcher Ruf ihm auch nach Nürnberg vorausgeeilt ist. Er selbst hat es nach seiner ersten Trainingseinheit als Cheftrainer der Ice Tigers angesprochen. „Die Spieler müssen Verantwortung übernehmen, aber du musst sie mit Respekt behandeln. Die Zeiten, in denen Spieler vor allem angeschrien wurden, die ist vorbei. Ich kann das beurteilen. Ich habe es selbst gemacht. Aber das ist vorbei.“

Sie nannten ihn T-Rex

In San Antonio nannten ihn die Spieler „T-Rex“, den Dinosaurier, den Coach aus einer anderen Zeit. Ihm ist bewusst, dass die Spieler in Nürnberg das wissen. Colby Robak, Jon Matsumoto, ein gewisser Jesse Blacker, sie alle spielten danach oder spielen immer noch in der Deutschen Eishockey Liga. Genauso wie Journalisten tippten auch die Ice Tigers erst einmal den Namen „Tom Rowe“ ins Google-Suchfeld, als bekannt wurde, dass der 65-Jährige den Klub übernehmen wird. An diesem Donnerstagnachmittag aber gibt sich Rowe alle Mühe, diesen Ruf „aus einem anderen Leben“ nicht zu bestätigen. Rowe redet viel, mit allen, klopft auf Schultern, sucht den Kontakt, zeigt, dass er alle und jeden kennt.

Aber natürlich hatte auch er sich informiert – über Stefan Ustorf, den Sportdirektor, der ihn auserkoren hat, das Potenzial der Ice Tigers freizulegen ("ein hochwertiger Charakter"), über den Klub, die Arena Nürnberger Versicherung, Nürnberg selbst. „Ganz ehrlich: Ich habe kein schlechtes Wort gehört.“ Rowe hat mit Larry Mitchell telefoniert, der nicht nur der Sportdirektor des ERC Ingolstadt ist, sondern auch ein langjähriger Freund des US-Amerikaners. Und er hat Justin Florek, den Ex-Iserlohner, angerufen, der wiederum Chris Brown aus Nürnberg anrufen sollte. Für den Fall, dass es doch einen Grund gibt, besser nicht bei den Ice Tigers zu unterschrieben. Florek sollte Brown nicht verraten, warum er danach frug. Offenbar hat Rowe die übermittelte Antwort überzeugt.

"Ich mag den Einsatz, mag die Offensive"

Rowe hat sich in Mount Pleasant niedergelassen, auf der anderen Seite des Cooper Rivers, mit Blick auf die wundervolle Stadt Charleston in South Carolina. In den letzten 18 Monaten, seitdem Saisonende als Trainer der Black Wings Linz. Er hat Golf gespielt und Eishockey-Spiele angeschaut, vier Tage in der Woche, fünf, sechs Stunden pro Tag. Sehr viel schöner kann man als 65 Jahre alter Eishockeyweltreisender kaum leben. Trotzdem steht er an diesem Donnerstag in der Arena, draußen ist es grau und nasskalt. Offenbar wollte Rowe unbedingt wieder zurück aufs Eis. „Ich liebe diesen Job. Und ich habe keinen Zeitplan. Wenn man mir mit 70 noch zuhört, wäre das großartig. Ich suche einen Ort, an dem ich meine Karriere beenden kann, wenn das Nürnberg ist, wunderbar.“

Ansprache an die jungen Spieler. Rowe hat versucht mit allen Spielern zu sprechen. 

Ansprache an die jungen Spieler. Rowe hat versucht mit allen Spielern zu sprechen.  © Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / Wolfgang Zink

Am Freitag setzt er zunächst einmal seine Karriere in der DEL fort, mit den Ice Tigers gegen Krefeld (19.30 Uhr/MagentaSport). Rowe wird wenig verändern. Er hat sich alle Spiele der Ice Tigers angesehen. „Ich mag den Einsatz. Ich mag die Offensive. Defensiv hat die Mannschaft hat ihre Schwächen, aber nicht weil sie nicht verteidigen kann. Das werden wir hinbekommen“, sagte er. „Wir werden es einfach halten. Wenn wir uns die Ärsche aufarbeiten, dann werden wir gewinnen. Wir werden den Fans hier einen Grund geben, aufgeregt zu sein. Wir wollen die Arena wieder voll machen.“ Dann verschwand er hinter der Tür mit dem Tigerkopf. Er hatte noch mehr Redebedarf.

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