Stressresistent wie Jerome Boateng

Imrann Moumouni ist der Stoiker bei Landesligist Jahn Forchheim

Martin Schano

E-Mail zur Autorenseite

22.8.2021, 18:57 Uhr
Imrann Moumouni ist der Stoiker bei Landesligist Jahn Forchheim

© Foto: Melanie Zink

Imrann Moumouni war stinksauer. Seine Ruhe am Ball in den größten Stresssituationen, unzählige Male Sieger in den Zweikämpfen, die frühe Führung seiner Sportvereinigung Jahn Forchheim, die Tatsache, dass der ASV Vach in der ersten Spielhälfte nur einen Torschuss abgeben konnte – alles war hernach Makulatur.


Stadeln reaktiviert seinen Leader und siegt mit dem Wölfel-Effekt


Denn die Landesligapartie endete 1:1 (0:1). Der Tabellenletzte aus Fürth egalisierte das Elfmetertor von Jahn-Spielführer Timo Noppenberger kurz nach der Pause.

Und die Forchheimer durften froh sein, dass sie noch einen Punkt mitnahmen, denn die Schlussphase gehörte den Gastgebern. Das Gegentor wurmt Imrann Moumouni noch zwei Tage später. Am Telefon erzählt er: "Ich habe mir die Mitschuld gegeben. Wenn ich Glück habe, schaffe ich das noch. Der Fehler kam aber schon davor."

Der Vacher Athanasios Gkenios hatte sich an der Strafraumgrenze freigedribbelt und brachte den Ball per Bogenlampe ins Ziel. Moumouni sah sich das Spiel wie so oft noch einmal auf sporttotal im Internet an. Ob das jeder im Team mache, wisse er nicht, für ihn aber sei das selbstverständlich: "Ich bin sehr kritisch mit mir selbst. Ich will schauen, wo ich mich verbessern kann und wo ich was gut gemacht habe." Richtig gut gemacht hat er seinen Job auf der rechten Abwehrseite.

Von Schweinau bis Bruck

Es war mal wieder eines dieser Spiele, in denen er seine Flexibilität ausspielen musste, denn der angestammte Rechtsverteidiger Christopher Lee nahm angeschlagen auf der Bank Platz. Moumouni ist eigentlich ein Defensivspezialist im Zentrum. Das haben sie dem Nürnberger beigebracht in den Jugendabteilungen von Jahn Schweinau, SG Nürnberg Fürth 1883 und Erlangen-Bruck.

Nach Intermezzi in Kornburg und beim ATSV Erlangen landete er im Winter 2019 beim Jahn. In der Corona-Saison kam er regelmäßig von der Ersatzbank, seit diesem Sommer ist er Stammspieler, auch dank seiner Vielseitigkeit. Jahn-Abteilungsleiter Uwe Schüttinger weiß genau, was der Berichterstatter meint, als er von dieser unerschütterlichen Ruhe am Ball in den größten Stresssituationen spricht. "Er hat eine gute Physis, ein gutes Auge, spielt sehr gut Fußball und hat bei uns reingepasst."

Vollends wichtig wurde er, als Linksverteidiger Drazen Misic nach Seligenporten gewechselt ist. Ohne Moumouni sahen sie beim 0:2 in Herzogenaurach alt aus, als er sich nicht rechtzeitig von einem Pressschlag auf den Fuß gegen Stadeln (0:2) erholt hatte.

"Eine unnötige Niederlage", schimpft Moumouni, der doch soviel vorhat mit dieser Mannschaft. Mindestens in die Aufstiegsrunde der Landesliga Nordost soll es gehen. Der 22-Jährige könnte eines Tages auch eine Liga höher mithalten. "Er ist noch jung", findet auch Schüttinger, "für uns ist er ein sehr wichtiger Spieler, weil er so flexibel ist." In den Vorbereitungsspielen hat er nach Standards sogar Tore gemacht. Kann er also auch Stürmer?

Kopfballungeheuer "Nage"

"Der Coach erwartet, dass ich defensiv alles zumache", erzählt er, "aber ich bin auch torgefährlich, spekuliere gerne auf den zweiten Ball. Wenn der Coach sagen würde, spiel’ Stürmer, würde ich das auch machen." Nur sein Kopfballspiel sei ausbaufähig, "das ist nicht so gut wie das vom Nage", sagt er über das Kopfballungeheuer Philipp Nagengast.

Moumouni redet wie er Fußball spielt: unaufgeregt, aber mit klaren Aussagen. Er lebt gesund, als Muslim verzichtet er auf Alkohol und Schweinefleisch – und erzählt mit Humor, dass er deshalb als Autofahrer in seiner Clique sehr beliebt sei. Sein fußballerisches Vorbild ist Jerome Boateng, sein Lieblingsverein der FC Bayern, "mia san mia", sagt er und lacht.

Seine familiären Wurzeln liegen in Togo, aufgewachsen ist er in der Gegend um den Nürnberger Fernsehturm, quasi mit dem Ball am Fuß. "Den Straßenfußballer merkt man mir vielleicht nicht an", versucht er sich zu beschreiben, "man denkt, ich bin der Abräumer, aber ich mag das Kurzpassspiel." Beruflich sucht er – genauso wie auf dem Platz – noch nach einer festen Position.


Start in eine besondere Landesliga-Saison: Das sagen die Trainer


Die Ausbildung zum Maschinenanlagenführer hat er fertig gemacht, um etwas in der Hand zu haben. Arbeiten wolle er in dem Job aber nicht. Friseur hat er auch schon mal ausprobiert, bald will er wieder zur Schule gehen. Das Verkaufen liege ihm, findet er, irgendwann wolle er sich selbständig machen. Als junger Mann darf er träumen. Und als junger Fußballer? "Ich will noch das Maximum erreichen, wo das ist, werden wir sehen. Mit dem Jahn will ich auf jeden Fall aufsteigen."

Jahn: A. Hofmann, T. Hofmann, Fuhrmann (58. Kupfer), F. Hofmann, Rupp, Mönius (46. Goldammer), Noppenberger, Dütsch (90. N. Schwab), Nagengast (58. Lee), Hoffmann (46. F. Schwab), Moumouni. / Tore: 0:1 Noppenberger (4., Elfmeter), 1:1 Gkenios (56.).

Verwandte Themen


Keine Kommentare