Jubel in Serbien: Ringer Roland Schwarz holt WM-Bronze

16.12.2020, 05:58 Uhr
„Das war auf jeden Fall eine Genugtuung“: Ringer Roland Schwarz kehrte mit der Bronzemedaille aus Serbien nach Nürnberg zurück.  

© anzeiger-roland-20201115-123555_app11_01.jpg, NN „Das war auf jeden Fall eine Genugtuung“: Ringer Roland Schwarz kehrte mit der Bronzemedaille aus Serbien nach Nürnberg zurück.  

Als er die Bronzemedaille sicher hatte, da konnte sich Roland Schwarz gar nicht so richtig freuen. Zu tief saß der Frust, zu groß war die Enttäuschung, nicht noch mehr erreicht zu haben. „Ich war ein bisschen angefressen, vor allem, weil ich im letzten Kampf so dominant war“, sagt Schwarz, „eigentlich hätte ich im Finale stehen müssen.“

Bis zum Halbfinale war der „Individual World Cup“, die inoffizielle Weltmeisterschaft in Belgrad, für den Nürnberger Ringer sehr gut verlaufen. Im Viertelfinale besiegte er den Vize-Europameister aus Bulgarien, um dann im Halbfinale „unglücklich ausgekontert“ zu werden. Der Traum von Gold, vom Weltmeistertitel 2020, zerplatzte also wegen einer Unaufmerksamkeit. „Danach hätte ich fast die Kabine auseinander genommen“, erzählt Schwarz, „das hätte mir nicht passieren dürfen.“

Feier bis tief in die Nacht

Die Wut verschwand erst wieder im Hotelzimmer, wo er sich mental auf den letzten Kampf vorbereitete. Am Montagabend ging er dann nochmal auf die Matte – und holte sich die Bronzemedaille. In der menschenleeren Halle jubelte ihm aber kaum jemand zu, eine große Party ist in Zeiten einer Pandemie auch nicht möglich. Erst im Hotel kam die Freude, mit ein paar Kollegen aus dem deutschen Reisetross feierte der 24-Jährige bis tief in die Nacht.


Warum Ringer Roland Schwarz in Russland trainiert


Nach einer Stunde Schlaf ging es am frühen Dienstagmorgen zum Flughafen und zurück nach Deutschland. In die Nürnberger Südstadt, wo Schwarz mit seiner Freundin lebt. Die hat er seit eineinhalb Monaten nicht mehr gesehen weil er sich Anfang November zu einer ganz besonderen Reise aufgemacht hat. Der 24-Jährige flog nach Russland, in die Heimat seiner Eltern, um dort mit der russischen Nationalmannschaft zu trainieren. Zu unsicher war ihm die Lage in Deutschland, wo er zuvor nach mehreren Coronafällen am Nürnberger Stützpunkt als Kontaktperson in Quarantäne musste und nicht trainieren konnte.

Ursprünglich wollte Schwarz bis Weihnachten in Moskau bleiben, wo sein Vater als Jugend-Nationaltrainer arbeitet. Doch dann verletzte sich einer seiner Konkurrenten in der deutschen Nationalmannschaft – und Roland Schwarz wurde für den „Individual World Cup“ in Serbien nachnominiert. Mit dem russischen Team, mit dem er zuvor auf höchstem Niveau trainiert hatte, flog er also vor ein paar Tagen direkt nach Serbien, wo er zum ersten Mal auf seine deutschen Kollegen traf.

Positiver Corona-Test

Nicht dabei war Fabian Schmitt, der zweite fränkische Ringer, der in Oberasbach (Landkreis Fürth) wohnt, bei den Johannis Grizzlys groß wurde und den SC Oberölsbach (Landkreis Neumarkt) trainiert. Nach einem positiven Corona-Test seines Trainingspartners musste er nach Hause – während die deutsche Mannschaft nach Belgrad flog, fuhr Schmitt zurück nach Oberasbach.

Anfangs hatte er noch gehofft, dank seines negativen Testergebnisses ringen zu dürfen, doch daraus wurde nichts. Die monatelange Schufterei, die Entbehrungen, die Isolation in Hotels und Hallen – alles umsonst. „Das hat mich schon nochmal einen Tag beschäftigt“, erzählt er, „es bringt aber nichts, sich aufzuregen, ich richte den Blick jetzt nach vorne.“


Nürnberger Ringer sahnen Silber und Bronze bei EM ab


Bereits im Februar steht die Europameisterschaft an, wofür er sich noch qualifizieren muss. Wie es nun im Lockdown weitergeht, ist offen. Schmitt hat sich zuhause einen Trainingsraum eingerichtet, um einigermaßen fit zu bleiben. „Ich war zuletzt in enorm guter Verfassung und habe gemerkt, dass etwas möglich ist“, sagt der 28-Jährige, diese Form will er jetzt bestmöglich konservieren.

Roland Schwarz hingegen muss erst einmal „runterkommen“ und so richtig realisieren, dass er die Bronzemedaille gewonnen hat. Bei der WM im vergangenen Jahr war er früh gescheitert, diesmal zeigte er allen, wozu er fähig ist. „Das war auf jeden Fall eine Genugtuung, denn das Turnier war sehr stark besetzt, obwohl es keine offizielle WM war“, sagt Schwarz, der als einziger Deutscher eine Medaille geholt hat.

Jetzt hat er nur noch einen Traum, den er sich erfüllen will, ein Ziel vor Augen: die Olympischen Spiele 2021.

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