Keine Bundesliga: BBL verweigert Falcons die Lizenz

Sebastian Gloser

Sportredakteur

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19.6.2019, 14:47 Uhr
Traurige Gewissheit: Die Nürnberg Falcons spielen trotz des sportlichen Aufstiegs auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga.

© Sportfoto Zink / OGo, Sportfoto Zink / OGo Traurige Gewissheit: Die Nürnberg Falcons spielen trotz des sportlichen Aufstiegs auch in der kommenden Saison in der 2. Bundesliga.

Die Euphorie war groß an diesem letzten Montag im April. Gerade hatten Nürnbergs beste Basketballer ihren Gegner aus Heidelberg zum dritten Mal bezwungen, im Vorraum des Eventpalasts am Flughafen verspritzten die strahlenden Sieger Bier und auf dem Heimweg in der U-Bahn dürften nicht wenige Fans von Heimspielen gegen FC Bayern München und Brose Bamberg oder Auswärtsfahrten nach Berlin oder zu Traditionsstandorten wie Ulm oder Bonn geträumt haben.

 

Keine Gnade vom Schiedsgericht

Die Falcons in der Bundesliga? Es bleibt vorerst ein schöner Traum. Nachdem der Antrag aus Nürnberg in erster Instanz vom Lizenzligaausschuss abgelehnt wurde, hatten die Falcons Einspruch eingelegt und weitere Unterlagen eingereicht. Das Schiedsgericht der BBL entschied, dass diese ebenfalls geprüft werden müssten und der Verein noch einmal nacharbeiten darf. Jens Staudenmayer, der Kaufmännische und Sportliche Leiter der BBL, hatte in den vergangenen Wochen immer wieder betont: "Die Frage ist, ob das ständige Nachreichen von neuen Unterlagen dazu führt, dass der Ausschuss zu einem anderen Ergebnis kommt." Die Antwort lautet, das weiß man jetzt: Nein.

Junge spricht von "großer Enttäuschung"

Der Falcons-Geschäftsführer Ralph Junge äußerte sich bereits persönlich zu der Nachricht: "Heute Nachmittag kam die ernüchternde Nachricht aus Köln, dass uns erneut die Lizenz verwehrt wurde. Nach all dem, was wir in den vergangenen Wochen auf die Beine gestellt haben, ist das ohne Frage eine große Enttäuschung. Knackpunkte sind die Fertigstellung des Hallenbaus und die damit verbundene Kalkulation der Zuschauereinnahmen. Hier reichen die schriftlichen Zusagen der Stadt Nürnberg offensichtlich nicht aus," heißt es auf der vereinseigenen Webseite. Ob sich Nürnbergs beste Basketballer ihr Startrecht in der Bundesliga weiter vor dem Schiedsgericht erkämpfen wollen, soll sich bis Anfang nächster Woche entscheiden.

Zur falschen Zeit am richtigen Ort

Zum Verhängnis sind den Falcons gleich mehrere Faktoren geworden: Zum einen hatten sie zu spät die günstige Gelegenheit erkannt. In die Saison war der Verein mit dem Ziel gestartet, die Playoffs zu erreichen, dass es am Ende sogar der sportliche Aufstieg werden könnte, trauten sich die Falcons offenbar noch nicht einmal vor dem Start in die Endrunde zu. Der Lizenzantrag musste noch während der Viertelfinalserie gegen Trier eingereicht werden, das kam letztendlich zu früh für Ralph Junge und sein Team. Dass dieser Antrag nicht vollständig sein konnte, war nachvollziehbar. Zu dem Zeitpunkt gab es noch keine echte Perspektive bezüglich einer adäquaten Halle, finanziell war das Programm nach dem Umbruch 2016 noch weit entfernt von den geforderten Mindeststandards. Dass die Stadt das Hallenthema jahrelang nicht mit Nachdruck verfolgt hat, machte sich spätestens jetzt bemerkbar.

Zum anderen waren die Falcons wohl zur falschen Zeit am richtigen Ort. Die BBL hat zur kommenden Saison die Anforderungen enorm erhöht. Neben einem Mindestetat von drei Millionen Euro wurde ein positives Eigenkapital von 250.000 Euro gefordert, die Kosten für eine Wildcard wurden fast verdreifacht. Damit soll die Professionalisierung der Vereine vorangetrieben werden, mittelfristig könnte es aber vor allem den Wunsch der großen Klubs befeuern, die Liga zu verkleinern.

Oder eben auch schon kurzfristig. Die Liga könnte in der Spielzeit 2019/20 nun mit 17 Teams auskommen müssen. Bei Absteiger Jena war eine Wildcard zuletzt zumindest offiziell kein Thema mehr, Zweitligist Chemnitz, die im Halbfinale an Hamburg scheiterten, hatten schon länger angekündigt, den Sprung sportlich schaffen zu wollen.

Chance verpasst

In Nürnberg wurde so eine große Chance verpasst, den Standort ein großes Stück nach vorne zu bringen. Wie viele Sponsoren ihre Zusagen von der Bundesligazugehörigkeit abhängig gemacht haben und wie hoch der Etat nun in der ProA sein wird, dazu wollte Ralph Junge noch keine Prognose abgeben. Bei der Stadt hatte man allerdings bereits vor der Entscheidung angekündigt, dass die geplante neue Halle neben dem Max-Morlock-Stadion nur dann – oder zumindest nur bis Herbst – kommt, wenn die Falcons auch den entsprechenden Bedarf haben.

Den haben sie nun nicht, der Eventpalast ist in der 2. Liga ausreichend. Sollten sie dort irgendwann wieder einmal Bier im Foyer verspritzen, dürften sie immerhin besser vorbereitet sein.

 

 

 

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