Keine Lust auf Stadion: Der DFB vergrault seine Fans

Florian Rußler

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9.6.2017, 16:11 Uhr
In Herzogenaurach trainiert die Nationalmannschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

© Sportfoto Zink / ThHn In Herzogenaurach trainiert die Nationalmannschaft unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

Um ein Zuschauertief gegen San Marino zu verhindern, haben Nationalverteidiger Jonas Hector und Teammanager Oliver Bierhoff auf der Pressekonferenz am Donnerstagnachmittag in Herzogenaurach noch einmal kräftig die Werbetrommel für den "Sommerball in Nürnberg" gerührt. Mit diesem Slogan wirbt der DFB auf Werbeplakaten in der Frankenmetropole und im Netz für die Partie am Samstag.

Dass die Nationalmannschaft überhaupt um Zuschauer werben muss, klingt paradox. Schließlich ist die Mannschaft von Joachim Löw Fußball-Weltmeister. Ja, Fußball-Weltmeister! Für alle, die es vergessen haben. Nach 24 Jahren Abstinenz auf dem Weltfußballthron brachten Schweinsteiger, Lahm und Co. 2014 den Weltpokal zurück nach Deutschland. Autokorsos in den Innenstädten, Deutschlandfahnen in den Biergärten und schwarz-rot-goldene Bratwürste auf den Grills. Sommermärchen reloaded - nur diesmal eben erfolgreich.

Doch was ist seit der WM in Brasilien passiert? Haben die Menschen keine Lust mehr auf Fußball?  Die Einschaltquoten bei Länderspielen sprechen eine andere Sprache. Das Freundschaftsspiel des DFB-Teams gegen Dänemark sahen im ZDF fast acht Millionen Leute. Das entspricht einem Marktanteil von 26,4 Prozent. Eine sehr gute Quote für einen Dienstagabend.

Den Weg ins Stadion finden hingegen immer weniger Menschen. Von den letzten 13 Heimspielen waren nur vier ausverkauft. Eine Entwicklung, die sich der DFB zum größten Teil selbst zuzuschreiben hat. Bis zu 80 Euro (die günstigste Karte liegt bei 25 Euro) müssen Zuschauer hinblättern, um Jogis Jungs gegen San Marino zu sehen. Und dafür bekommen sie eine Atmosphäre, die nicht annähernd mit der eines Bundesliga-Spiels vergleichbar ist. Verantwortlich für die Stimmung ist in der Regel der "Fan Club Nationalmannschaft". Der vom DFB organisierte Fanklub ist dafür bekannt, Choreographien von Werbeagenturen planen zu lassen. Ein Unding für eingefleischte Fußballfans.

Wie weit sich der DFB und seine Nationalmannschaft mittlerweile von seinen Anhängern entfernt hat, sieht man daran, wie sich das Team in der Region präsentiert. Vom Nürnberger Flughafen holte der Mannschaftsbus die Spieler direkt vom Rollfeld ab und in Herzogenaurach trainieren Jogis Jungs unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Für die jungen Fans, die gerade Pfingstferien haben, ist das absolut unverständlich. In Zeiten des Terrors und gerade nach dem Anschlag auf den BVB-Bus erwartet niemand, dass Joachim Löw mit seiner Mannschaft zu einer großangelegten Autogrammstunde in die Nürnberger Innenstadt kommt. Aber etwas mehr Fannähe würde wieder mehr Zuschauer in die Stadien locken.

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