Klauß und Krauß: Leipziger Duo will den FCN besser machen
27.8.2020, 05:40 UhrEs ging wild zu am Mittwochvormittag auf dem Fußballplatz des Gut Brandlhof in Saalfelden. Der 1. FC Nürnberg übte das Umschaltspiel, wie man das heutzutage nennt – und richtig gut sah dabei auf den ersten Blick kaum einer der Beteiligten aus. Es war das Bemühen ersichtlich, Geschwindigkeit ins eigene Tun zu bekommen, viel mehr aber auch erst einmal nicht.
"Das ist ganz normal", sagte danach der, der verantwortlich dafür ist, dass das irgendwann nicht nur schnell und intensiv aussieht, sondern auch schön und erfolgreich wird. Robert Klauß will dem 1. FC Nürnberg einen neuen Stil verpassen, auf dem Weg dorthin, hat er Vormittage wie den am Mittwoch eingeplant. "Wenn man das Umschalten trainiert, wird es immer hektisch", sagt Klauß also und schaut so entspannt, wie er in den Minuten zuvor die Einheit geleitet hat. Es ginge jetzt darum, "die körperliche Energie zu nutzen und trotzdem die Ruhe am Ball zu bewahren."
"Immer kreativ"
Am Mittwoch in Saalfelden ist das noch nicht gelungen und man konnte Klauß hernach fragen, wie sehr er sich beherrschen muss, wenn Übungen, die ihm alltäglich sind aus seiner Zeit in Leipzig, in ihren Anfängen dann so laienhaft aufgeführt werden wie in Nürnberg. Gar nicht, sagt Klauß dann: "Die meisten Übungen, die wir auf dem Platz machen, habe ich auch noch nie gemacht."
Man könnte über diese Aussage ein wenig erschrecken, wenn Klauß nicht noch eine freundliche Erklärung hinterherschicken würde. "Ich habe keinen Katalog an Übungen", sagt Klauß, "ich überlege mir jedes Mal Übungen, die genau jetzt gerade passen für unsere Spieler und die gesetzten Schwerpunkte." So entstehen "immer kreativ" Übungen, von denen Klauß hofft, dass sie am Ende weiterführen. "Jede Mannschaft und jeder Tag braucht etwas anderes. Daran muss man das anpassen. Denn dieser Tag wird so nie wieder kommen", sagt er.
Tatsächlich gibt es vorbereitete Übungsformen, die immer wiederkehren, "aber in den Schwerpunkten variieren wir". Und im Training wird dann später noch einmal die Idee an die Realität angepasst. Vorab überlegen sich Klauß und seine Kollegen im Trainerteam, wie die Spieler reagieren könnten auf einzelne Übungen. Drei, vier Szenarien entstehen da – "auf die musst du dann Antworten parat haben", sagt Klauß. Grundsätzlich, sagt Klauß, hat er das Gefühl, dass dieser Ansatz gut ankommt bei seiner neuen Mannschaft. "Es geht vor allem darum, dass die Spieler in den Trainingsformen die Verhaltensweisen erkennen, die wir ihnen in Videos und an der Taktiktafel erklären", sagt Klauß.
Zwei Jahre ausgeliehen
Die, die es in der Trainingsvorbereitung nicht verstanden haben und in der Trainingsform dann auch die Verhaltensweisen nicht wiedererkennen, können glücklicherweise direkt auf dem Platz noch einmal nachfragen bei einem, der die Methoden von Klauß schon länger kennt. Tom Krauß, ein 19 Jahre junger Mittelfeldspieler, folgte Krauß aus Leipzig nach Nürnberg.
Krauß ist berühmt geworden als der erste gebürtige Leipziger, der bei Red Bull sein Bundesliga-Debüt gegeben hat, was wiederum auch keine so große Sensation ist, weil es das Konstrukt ja grundsätzlich und in der ersten Liga so lange noch nicht gibt. Für Krauß ging dennoch "ein Traum in Erfüllung". Jetzt aber muss er den Umweg über die 2. Liga nehmen, weil in Leipzig mit seinen "Stars" (Krauß) die Aussichten auf weitere Einsatzzeiten eher gering gewesen wären unter "Herrn Nagelsmann", wie Krauß seinen Ex-Coach noch brav nennt. Zwei Jahre ist er ausgeliehen aus dem Red-Bull-Sortiment und hat trotz seiner Jugend relativ klare Vorstellungen, wie das mit ihm und dem Club laufen soll.
Cerin macht Platz für Krauß
Sein Trainer hatte kurz zuvor noch gesagt, dass er Krauß nicht überfordern mag mit der Rolle desjenigen, der seine Ideen der Mannschaft erklärt, aber Krauß sieht das offenbar anders. "Ich helfe sehr gerne, ich will ja Verantwortung übernehmen", sagt er, "und manche fragen schon."
Dass er Antworten dann auch während der Pflichtspiele geben wird, davon geht der selbstbewusste Krauß aus. "Ich habe mir das Ziel gesetzt, dass ich viel coache", sagt Krauß. Am liebsten im defensiven Mittelfeld (wo er seit Mittwoch einen Konkurrenten weniger hat, weil Adam Gnezda Cerin für zwei Jahre zu HNK Rijeka ausgeliehen wird) oder in der Zentrale einer defensiven Dreierkette. Beides Positionen, sagt Krauß, "auf denen man viel coachen muss."
Dass da der ein oder andere in dieser Mannschaft vielleicht nicht die große Lust hat, sich auf dem Platz von einem coachen zu lassen, der vor nicht allzu langer Zeit erst zu Hause ausgezogen ist und erst ein Spiel in der ersten Liga absolviert hat, glaubt der nette Krauß nicht. "Ich kommandiere ja nicht rum, ich helfe", sagt er.
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