„Knock Out“ nach gerade mal 30 Sekunden
11.10.2011, 00:00 Uhr
Die jungen Damen kloppen sich im Muay-Thai-Stil. Wenn sich eine Kontrahentin unerwartet wegdreht, kann es schon mal einen Hinterntritt setzen. Am Ende einigt man sich auf Unentschieden. Was beide Athletinnen sichtlich zufrieden stellt. Auch das Publikum applaudiert. Nur eine Zuschauerin nörgelt lauthals: „Das nächste Mal geh’ ich lieber ins Ballett.“
Am vergangenen Wochenende fand im Alex Sportcentrum am Kohlenhof ein „Mega Fight Event“ statt. Im Rahmen eines über vierstündigen Programms wurden insgesamt zwölf Kämpfe geboten. Darunter klassische Boxkämpfe sowie Auseinandersetzungen nach K1-Regeln und im Thai-Boxen. Als Veranstalter fungiert Alexander Awdijan. Der Chef vom Alex Sportcentrum war einst Box-Weltmeister im Verband GBU.
Das folgende Duell fällt unter die Rubrik „kurz, aber schmerzhaft“. Der Nürnberger Ali Dmiati verprügelt in einem Kickboxkampf Lukas Ball. Letzterer wirkt eher wie das Mitglied einer Boygroup. Auch schlägt er äußerst zaghaft. Doch Ball kann unheimlich viel einstecken. Eine Reihe von harten Treffern landet in seiner Rippenpartie. Dann folgt eine verheerende Faust-Fußkombinationen. Auch gezielt vorgetragene Low-Kicks (Fußtritte gegen den Oberschenkel) bereiten sichtlich Schmerzen. Ball schwankt, doch er fällt nicht. Erst der Handtuchwurf aus seiner Ecke beendet das ungleiche Gefecht.
Den Kampf Valon Mehmedi gegen Markus Schmid kann man ohne Übertreibung als ungewöhnlichste Paarung des Abends bezeichnen. Schmid stammt aus Megesheim und hat einen Box- und Kickbox-Hintergrund. Außerdem ist der Mann mit dem schütteren Haar bereits 36 Jahre alt. Mehmedi trainiert im Alex Sportcentrum und feierte kürzlich seinen 15. Geburtstag. Nach wenigen Sekunden schickt Mehmedi seinen Gegner mit einer Links-Rechts-Kombination auf die Bretter. Der rappelt sich noch einmal hoch. Dann trifft ihn ein rechter Haken am Kinn. Das Ergebnis lautet K.O. in weniger als 30 Sekunden. Die Halle tobt, während ein Kopf schüttelnder Schmid mit sichtlich wackeligen Knien den Ring verlässt.

Nach seinem Sieg strahlt Valon Mehmedi mit der Deckenbeleuchtung um die Wette. Es war immerhin sein erster Kampf und die Aufregung im Vorfeld groß. Der junge Mann ist 1,85 Meter groß, wiegt 84 Kilogramm und hat Muskeln, wie sie bei gleichaltrigen Teenagern eher selten der Fall sind. Tendenz steigend. „Ich boxe seit meinem achten Lebensjahr. Für den heutigen Kampf habe ich vier Wochen lang täglich zwei Stunden trainiert.“
Als Trainer fungiert Vater Blerim, ein gebürtiger Mazedonier, der mit seiner Familie 2001 nach Nürnberg kam. Blerim Mehmedi ist 36, also so alt wie der Mann, den Valon eben auf die Bretter schickte. Nein, beim Knockout habe er nicht an seinen Vater gedacht. Sagt Valon und lächelt. Vielleicht wird man von ihm in Zukunft noch einiges hören. Vater und Sohn Mehmedi teilen zumindest ambitionierte Ziele. „Irgendwann wollen wir die Klitschkos vom Thron stoßen. Irgendeiner muss es ja mal machen.“
In der Publikumsgunst rangiert Valon Mehmedi bereits sehr hoch. Gleich hinter den beiden Grazien, die abwechselnd die Nummerntafeln durch den Ring tragen. Ihren Job erledigen sie im hautengen roten und weißen Netzstoff, der darüber hinaus sehr großmaschig ausgefallen ist.
Den finalen Kampf bestreitet der Boxer Martin Majer, einer von insgesamt fünf Nürnberger Athleten, die beim „Mega Fight Event“ in den Ring steigen. Der 25-Jährige tritt in der Cruisergewichtsklasse bis 91 Kilo an. Majer trainiert seit gut einem Jahr im Alex Sportcentrum und kommt auf rund 60 Kämpfe, darunter zwei Profibegegnungen.
Doch der Stuttgarter Emre Özusakiz ist alles andere als Fallobst, das merkt man gleich nach dem Gongschlag. Die ersten beiden Runden kann Majer noch ausgeglichen gestalten. Doch in Runde drei setzt Özusakiz einige schmerzhafte Wirkungstreffer. Der Nürnberger kann zwar den K.O. verhindern, doch muss er am Ende eine Niederlage nach Punkten einstecken. Und an dieser gibt es auch nichts zu bekritteln.
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