Kommentar: Willkommen im Chaos-Club!

10.10.2013, 09:23 Uhr
0:1 bei der Trainersuche: Martin Bader konnte das Eigentor von Klaus Schramm nicht verhindern.

© David Ebener (dpa) 0:1 bei der Trainersuche: Martin Bader konnte das Eigentor von Klaus Schramm nicht verhindern.

Die Pressesprecherin Katharina Wildermuth konnte einem leidtun. Die von Journalisten nicht nur einmal gestellte Frage, ob und wann Christian Gross neuer Trainer des 1. FC Nürnberg wird, konnte sie gestern Mittag nicht beantworten. Und hätte es auch gar nicht gedurft. Ihr direkter Vorgesetzter hatte ihr nur verraten, dass es wohl noch etwas dauern werde bis zur Einigung mit wem auch immer.

Martin Bader ist offiziell „Vorstand Sport und Öffentlichkeitsarbeit“ und deshalb auch stets um eine möglichst seriöse Außendarstellung bemüht. Sogenannte Wasserstandsmeldungen lehnt er aus gutem Grund kategorisch ab, ebenso jedwede Dementis zu angeblich kursierenden Gerüchten. Seit fast zehn Jahren versucht er, die Strukturen und Abläufe zu professionalisieren; Bader repräsentiert schließlich den 1. FC Nürnberg und nicht irgendeinen Karnevalsverein.

"Auf Anhieb keine bessere Alternative"

So muss er sich gestern Mittag aber gefühlt haben, als der Aufsichtsratsvorsitzende streng vertrauliche Informationen veröffentlichte. Sehr weit sei sein Club mit Christian Gross, „sehr unangenehm überrascht“ wäre Klaus Schramm, wenn es nicht bald zur Verpflichtung des Schweizers käme, sagte er einem Fernsehsender. Überhaupt falle Schramm „auf Anhieb keine bessere Alternative“ ein.

Mit seinem Alleingang hat Schramm nicht nur die Verhandlungsposition des eigentlich zuständigen Sportvorstands brutal geschwächt, sondern gleichzeitig auch Gross einen fabelhaften Dienst erwiesen. Der Fußballlehrer sitzt seitdem am längeren Hebel, weiß, dass aus Sicht der Nürnberger nicht mehr viel schiefgehen darf. Ideale Voraussetzungen für einen, der nicht darauf angewiesen ist, irgendwo einen Vertrag zu unterschreiben.



Der Druck auf Bader ist dank Schramms Eigentor natürlich größer geworden. Der Aufsichtsratschef, immerhin drittmächtigster Mann im Verein, hätte wie alle anderen einfach den Mund halten müssen, so wie es in ungleich ernsthafter geführten Vereinen wie diesem üblich ist. Stattdessen gibt der 1. FC Nürnberg mal wieder ein jämmerliches Bild ab. Normalerweise geheime Diskussionsinhalte werden bei der erstbesten Gelegenheit am Telefon ausgeplaudert, Mitarbeiter und Kollegen damit bloßgestellt.

Willkommen im Chaos-Club Nürnberg!
 

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