Kommentar zum Fall Jatta: Um edlen Wettbewerb geht es nicht
8.8.2019, 11:38 UhrSchon klar, rein sportlich betrachtet hätte die Sache ein Gschmäckle. Und noch ist auch nichts bewiesen, schon das gebietet zu Vorsicht bei der Beurteilung. Der Profifußballer Bakery Jatta, Teil jener Mannschaft des Hamburger SV, die vergangenen Montag den 1. FCN in dessen eigenem Stadion mit 0:4 hergespielt hat, soll 2015 unter falschen Angaben als Flüchtling nach Deutschland gekommen sein. Die Sport-Bild behauptet das unter Berufung auf zwei mutmaßliche frühere Jugendtrainer. Jatta selbst bestreitet das.
Doch allein die Möglichkeit, dass sich die Anschuldigungen im weiteren Verlauf als wahr erweisen, reicht aus, dass alles andere als eine Klage des 1. FC Nürnberg gegen die Spielwertung von Montag fahrlässig, ja dumm gewesen wäre. Denn exklusiv um den reinen, edlen Wettbewerb unter ehrenhaften Sportsmännern geht es im Profifußball schon lange nicht mehr, ging es entgegen der romantischen Verklärung der Vergangenheit wahrscheinlich nie.
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Aufstieg oder Abstieg, das Startrecht für Pokalwettbewerbe, die Zuteilung von TV-Geldern: Es hat schon Fälle gegeben, da hat nach Abschluss einer langen Saison ein einziges nicht geschossenes Tor über solche Fragen entschieden. Das kann das Schicksal eines ganzen Vereins ändern, seine sportlichen wie finanziellen Perspektiven. Das hat Einfluss auf das Lebensgefühl der Fans und Sympathisanten. Das hat mittelbar sogar Einfluss auf das Image und die Bekanntheit einer ganzen Region. Borussia Dortmund etwa ist heute der wichtigste Werbeträger dieser Stadt weit über den Sport hinaus. Oder wer etwa hätte schon mal was vom gewiss schönen Kraichgau gehört, wüsste man nicht, dass in dieser Region die TSG Hoffenheim zuhause ist?
Wenn schon ein einziges Tor so einen Unterschied bedeuten kann, wie viel mehr dann erst drei Punkte? Ja, es ist wenig gentlemenlike, diese am grünen Tisch erstreiten zu wollen, nur weil dem sportlich klar überlegenen Gegner womöglich ohne eigenes Verschulden ein Formfehler unterlaufen ist. Zumal der HSV den Club von Montag vermutlich sogar geschlagen hätte, wenn er von Beginn an nur mit zehn Mann aufgelaufen wäre. Und es ist auch noch lange nicht ausgemacht, dass die Klage des FCN Erfolg haben wird. Und selbst dann noch nicht, dass das Spiel nachträglich für Nürnberg gewertet wird. Denkbar wäre beispielsweise auch eine Neuansetzung.
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Dennoch sollte der Club jede Chance nutzen, so klein sie auch sein mag. Am liebsten natürlich auf dem Platz, zur Not aber eben auch am grünen Tisch. Dafür kann am Ende für den Verein einfach zu viel hängen an diesen drei Punkten. So ist das heute im Sport.
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