Krimi in Ungarn: Taktik-Kniff führt Hamilton zum Sieg

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5.8.2019, 15:07 Uhr
Krimi in Ungarn: Taktik-Kniff führt Hamilton zum Sieg

© dpa/ Laszlo Balogh

Nach dem PS-Krimi auf dem Hungaroring mit einem denkwürdigen Sieg von Lewis Hamilton vor seinem neuen Hauptherausforderer Max Verstappen gönnte sich Sebastian Vettel zur Abkühlung ein Eis. Genüsslich schleckend, fiel sein Fazit nach Platz drei mit über einer Minute Rückstand beim Großen Preis von Ungarn auf einen Hamilton in Weltmeisterform mit Sternchen aber mehr als ernüchternd aus. "Wir haben heute eins auf die Mütze bekommen. Das schmerzt", räumte der 32 Jahre alte Ferrari-Pilot ein. Mit fast 100 Punkten Rückstand auf Hamilton an der Spitze des Formel-1-Klassements verabschiedet sich Vettel in die Sommerferien.

"Wir wollen Rennen kontrollieren, davon sind wir weit entfernt", bilanzierte er. Er muss sich damit abfinden, dass er nicht mehr der erste Herausforderer von Hamilton ist. Mehr "als ein bisschen Champagner", auf das sich Vettel freute, bleibt ihm vorerst nicht. Lange sah es auf dem Hungaroring nämlich nach einem weiteren Sieg von Verstappen aus. Die vielen holländischen Fans brachten sich Runde für Runde in Siegerlaune. Verstappen, Gewinner in Österreich und Deutschland, war erstmals in seiner Karriere von der Pole gestartet und bis kurz vor Schluss auch vorn. Mit einem unfassbaren Schlussspurt fing der 34 Jahre alte Hamilton am Sonntag den 21 Jahre alten Verstappen aber noch ab und entriss ihm den dritten Sieg in den vier Rennen vor den PS-Pause.

Am Limit

"Ich bin so dankbar für diesen Tag", sagte Hamilton: "Ich war die ganze Zeit am Limit." "Er ist in einer eigenen Liga gefahren", lobte Teamchef Toto Wolff. Und auch Verstappen blieb nichts anderes übrig, als dem Briten für diesen 81. Grand-Prix-Sieg uneingeschränkt Respekt zu zollen: "Er hat einen abgebrannt." Und wie: Nach seinem zweiten Reifenwechsel lag Hamilton fast 20 Sekunden hinter Verstappen. 21 Runden blieben noch.

Die Mercedes-Box rechnete aus, er würde den Niederländer in der letzten Runde bekommen. Er holte Verstappen in der 67. Runde ein und zog problemlos am Red Bull vorbei, dessen Reifen nicht mehr hergaben. Vettel verdrängte immerhin noch seinen Ferrari-Teamkollegen Charles Leclerc von Rang drei, bleibt aber nun über ein Jahr ohne einen Sieg. Den letzten feierte er am 26. August 2018 in Belgien. Das Rennen in Spa-Francorchamps findet in diesem Jahr am 1. September statt. "Es ist gut, dass wir jetzt mal frei haben, wir müssen die Akkus aufladen. Es wird aber auch eine stressige Pause. Keiner von uns wird wirklich abschalten können", befürchtete Vettel. Im WM-Klassement fehlen dem Hessen satte 94 Punkte auf Hamilton.

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"Es war leider nicht genug"

Der Silberpfeil-Pilot hat nun 250 Zähler auf dem Konto, 62 Punkte mehr als Teamgefährte Valtteri Bottas. Der Finne wurde nach einer Startkollision nur Achter. Verstappen liegt 69 Zähler zurück. "Es war leider nicht genug", sagte er nach seinem letztlich verlorenen Kampf gegen Hamilton. Nach den jüngsten drei packenden Darbietungen bekamen die Fans auch in der Puszta einen Thriller im letzten Rennen vor der Pause geboten. Zuletzt hatte die Rennserie in Hockenheim einen Regen-Klassiker aufgeführt, in dem Verstappen furios zum Sieg raste und Vettel von Startplatz 20 noch auf Rang zwei gefahren war. Diesen Schwung wollten beide auch in Ungarn nutzen. Dagegen hatte Mercedes nach dem Desaster beim Heimrennen mit Platz neun für Hamilton und dem Unfall-Aus von Bottas einiges gutzumachen – es gelang nur einem. Doch schon kurz nach dem Start gab es den nächsten Nackenschlag für die Silberpfeile. Im Kampf um Platz zwei hinter Polesetter Verstappen zwängte sich Hamilton knallhart am Teamkollegen Bottas vorbei, es kam zur kurzen Berührung beider Autos.

"Was kann ich noch machen?"

Nicht gut für den Finnen, der um einen neuen Vertrag bei den Silberpfeilen an der Seite von Hamilton kämpft. Der Brite setzte Verstappen ordentlich unter Druck, bei einer ersten Attacke kam er aber nicht vorbei, stattdessen sogar von der Strecke ab. "Was kann ich noch machen?", fragte Hamilton verärgert. Die Mercedes-Strategen griffen zu einem Taktik-Kniff, beorderten den Champion noch einmal an die Box für frische Reifen. Die Hoffnung: Hamilton würde so am Ende des Rennens wieder hinter Verstappen auftauchen – und mit dem Reifenvorteil vorbeiziehen. Die Idee zündete, Hamilton war nicht mehr aufzuhalten.

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