LAC Fürth droht das Aus als Bundesstützpunkt
27.12.2016, 09:36 UhrIn Berlin war man offensichtlich nicht zufrieden mit den Resultaten, die deutsche Leichtathleten bei Olympia in Rio erzielt haben. Als Konsequenz daraus sollen die Sportförderung umgekrempelt und deutschlandweit rund 40 Stützpunkte gestrichen werden. Beim LAC schrillen nun die Alarmglocken – auch wenn die Vorstandschaft ahnte, dass sich einiges ändern dürfte.
"Wir wussten, dass der Spitzensport auf den Prüfstand kommt", sagt Bertram Böhm, der sich seit über 40 Jahren in verschiedenen Funktionen im Verein engagiert. Aktuell ist der 66-Jährige berufenes Vorstandsmitglied. Dass es den erfolg- und traditionsreichen LAC treffen soll, überraschte die Beteiligten dann aber doch. Schließlich wurde die Trainingshalle am Finkenschlag erst im vergangenen Jahr (2015) mit Mitteln der Sportförderung renoviert. Der Verein selbst hat laut Böhm "einen mittleren fünfstelligen Betrag" investiert, den es über die nächsten Jahre abzuzahlen gilt.
Unmittelbar auswirken würde sich ein Aus des Bundesstützpunkts allerdings auf die Bezahlung der Trainer. 16 werden aktuell vom Verein beschäftigt, gemeinsam finanziert mit der Sportförderung. Sollte Letzteres wegfallen, würden wohl einige nicht mehr in Fürth ihre Einheiten durchführen, befürchtet Böhm, der ein mögliches Ende der Förderung nicht verstehen könnte. "Wir sprechen hier ja nicht von Gehältern in Größenordnungen wie beim Fußball, sondern von dreistelligen Beträgen", erklärt er. Die Übungsleiter sind also vor allem von ihrer Begeisterung und ihrem Engagement getragen, "denn für dieses Geld würde ein anderer wahrscheinlich keinen Fuß rühren."
In der Schwebe
Noch haben Bertram Böhm und mit ihm der gesamte Verein mit seinen rund 250 aktiven Leichtathleten Hoffnung. "2017 wird es erst einmal wie gehabt weiterlaufen", so seine Einschätzung, die sich auf Gesprächsrunden mit dem Bayerischen und Deutschen Leichtathletikverband gründet. "Ob wir tatsächlich auf dieser Streichliste draufstehen, kann man momentan noch gar nicht sagen", sagt er. Trotzdem geht der LAC Quelle mit einer gehörigen Portion Ungewissheit ins neue Jahr, und für alle Beteiligten gilt: "Erst einmal abwarten. Es macht jetzt gar keinen Sinn, Maßnahmen zu ergreifen, denn momentan ist eine Streichung noch Theorie."
Von der wären übrigens nicht nur LAC-Mitglieder betroffen. Am Stützpunkt Finkenschlag trainieren Athleten aus ganz Nordbayern – wenn sie wollen, zu jeder Tageszeit. "Unsere Halle steht theoretisch 24 Stunden am Tag offen", betont Böhm. Eine Annehmlichkeit, die das Münchner Olympiazentrum als mögliche Alternative nicht zu bieten hätte. Obendrein sei dessen Miete für die Sportler teurer, meint er. "Ob dann noch viele beispielsweise von Aschaffenburg zum Trainieren dorthin fahren, weiß ich nicht." Auch Wettkämpfe würden dann wohl überwiegend in der Landeshauptstadt stattfinden, befürchtet das LAC-Vorstandsmitglied.
Lange Leichtathletik-Tradition
Eine Entscheidung, ob und wie es am Bundesstützpunkt weitergeht, erwartet Böhm im kommenden Frühjahr. Für ihren Stützpunkt kämpfen die Fürther dabei nicht nur beim Bayerischen und Deutschen Leichtathletikverband oder dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). "Wir haben natürlich auch unsere örtlichen Bundestagsabgeordneten angeschrieben", berichtet er. Die versprachen zwar Unterstützung, seien letztlich aber genauso überrascht gewesen wie der Verein selbst.
Nach dem Motto "Hallo, wir sind auch noch da", will der LAC nun weiter in der Öffentlichkeit für seine Belange werben. Schließlich steht er für eine lange Leichtathletiktradition, die heute rund 600 Mitglieder und aktive Athleten zwischen acht und 70 Jahren fortführen – mit genauso viel Enthusiasmus wie in den Jahren, als der Verein noch vom Quelle-Konzern großzügig gesponsert wurde. "Mit unseren bescheidenen Mitteln sind wir weiterhin unter den zehn erfolgreichsten Leichtathletikvereinen Deutschlands", sagt Bertram Böhm. Erfolge, an die alle Beteiligten nur zu gerne in der Zukunft anknüpfen möchten.
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