Laura Gröll wartet auf den ganz großen Sprung

Christoph Benesch

Erlangen

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2.4.2019, 19:09 Uhr
Laura Gröll wartet auf den ganz großen Sprung

© Foto: Theo Kiefner

Es war im Frühjahr 2017 in München, als Laura Gröll abhob und flog – so hoch, wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Auf 1,88 m war die Stange gelegt worden – noch nie hatte eine Hochspringerin ihrer Altersklasse U 20 in Bayern diese Höhe übersprungen. Und wer wissen will, wie hoch diese 1,88 m sind, der kann die Zimmertür öffnen und sich in etwa vorstellen, darüber springen zu müssen.

Es waren Wochen des buchstäblichen Höhenflugs für die Eckentalerin: Nur Wochen später wurde Laura Gröll in Sindelfingen Deutsche Vizemeisterin der U 20. Das Nationalteam rief, sie bestritt ihren ersten Länderkampf.

Etwa zeitgleich legte sie das Abitur ab und stand vor der wichtigen Entscheidung, wie es weitergehen wird in ihrem Leichtathletik-Leben. Gröll entschied sich, an den Ort ihres bislang höchsten Sprungs zurückzukehren: In München studiert sie seitdem Gesundheitsmanagement an der Technischen Universität, statt LG Eckental steht nun LG Stadtwerke München auf ihren Trikots.

Bis zu achtmal pro Woche trainiert sie nun in der Saisonvorbereitung, hat den Fokus von einst, als sie auch für den Mehrkampf engagiert übte, auf den Hochsprung gelegt. "Es hat sich alles noch einmal mehr professionalisiert in meinem Leben", sagt sie und meint vor allem die Trainingsbedingungen und -möglichkeiten in ihrer neuen Wahlheimat. In Eckental kümmerten sich mehrere Trainer um die verschiedenen Disziplinen, in denen Laura Gröll startete. In die Leichtathletikhalle der SG Quelle waren es 50 Minuten Autofahrt. "Jetzt", sagt sie, "habe ich mit Sebastian Kneifl, der gleichzeitig Landestrainer Sprung ist, nur noch einen Coach." Und in die Quelle-Halle muss sie nicht mehr fahren. Dadurch fühlt sich Gröll spezieller in ihren Bedürfnissen gefördert. Mit den vielen Treppenstufen des Olympiastadions samt Leichtathletikhalle und Kraftraum stehen mehrere Trainingsstätten an einem Ort gebündelt: "Ich gewinne dadurch Zeit und kann die hoffentlich dazu nutzen, um noch besser zu werden."

Laura Gröll wartet auf den ganz großen Sprung

© Foto: Gröll

Ihre Bestleistung von übersprungenen 1,88 Metern aus dem Januar 2017 stammt aber noch immer aus Eckentaler Zeiten. Denn auf den Höhenflug folgte ein kurzer Absturz: Kurz nach ihrem Umzug nach München brach sie sich den Mittelfuß. Zum zweiten Mal bereits in drei Jahren, an der selben Stelle. Doch die Ursachen, die wohl dazu führten, sind jetzt behoben. Im Trainingslager in Südafrika konnte die Hochspringerin wieder voll trainieren, nun setzt sie wieder an zum nächsten großen Sprung – um, wenn vielleicht noch nicht in diesem, so doch in den kommenden Jahren noch höher hinaus zu springen als jemals zuvor. "Die Hallensaison kam noch zu früh, vor allem mental war ich noch zu sehr mit der Verletzung beschäftigt und konnte mich nicht so wie zuvor auf die technischen Abläufe des Sprungs konzentrieren", sagt Gröll. Im Sommer hofft sie nun auf die Qualifikation zu den U 23-Europameisterschaften, es wäre der erste internationale Wettkampf für die derzeit noch immer beste Hochspringerin Bayerns. Um dabei zu sein, muss sie 1,84 m überspringen – eine Höhe, die sie schon mehrfach meisterte.

"Aber ich mache mir da keinerlei Druck", sagt Laura Gröll, "wir haben eher langfristige Ziele." Und auch große Träume: Die Olympischen Spiele 2020 kommen wohl noch zu früh, denkt sie, aber die Teilnahme 2024 schätzt Laura Gröll durchaus als realistisch ein – "sofern alles so weitergeht und ich mich weiterentwickle".

Mit fast 21 Jahren steht Laura Gröll ja erst noch am Beginn ihrer Hochsprung-Karriere. Die ließ sie schon einmal fliegen, so hoch, wie niemals zuvor. Für die ganz großen Träume aber muss sie noch ein wenig höher hinaus. "Ich fühle mich gut und fit, ich bin glücklich in München", sagt sie. Wo, wenn nicht hier, soll der nächste Höhenflug beginnen?

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