Leihgeschäfte im Fokus: Club legt im Winter wohl personell nach

Wolfgang Laaß

23.12.2018, 16:22 Uhr

Die Erinnerung an den emotionalen Aufstieg im Frühjahr ist zwar noch präsent, aber eben nicht mehr besonders hilfreich. Dass der 1. FC Nürnberg eine Klasse höher mit lediglich elf Punkten als Tabellenletzter überwintert, mussten die Verantwortlichen zumindest befürchten – wenngleich es auch optimistischere Hochrechnungen gab.

Trotzdem hatte Andreas Bornemann schon im Sommer Probleme, bei der Betrachtung des Spielplans nach der Vorrunde auf 17, 18 Punkte zu kommen. So viele hätten es werden können, "wenn viele Dinge zusammenpassen", sagt der Sportvorstand, die Realität sieht anders aus. Und nach 17 Spieltagen, weiß Bornemann aus Erfahrung, "hat die Tabelle schon eine gewisse Aussagekraft".

Das Aber ließ freilich nicht lange auf sich warten; man müsse das Halbzeitergebnis halt doch "aus der Perspektive betrachten, wo wir herkommen". Was freilich nicht heißen soll, dass man sich mit dem Abstieg bereits abgefunden hat bei nur drei Punkten Rückstand auf den Relegationsrang. "Wir sind mit elf Punkten nicht zufrieden", sagt Bornemann, "aber wir fangen doch jetzt nicht an zu kapitulieren." Gerade die perfekte Woche von Mitkonkurrent Fortuna Düsseldorf mit drei Siegen zeige doch, was alles möglich sei in der Liga. Deshalb: "Ein Abgesang auf uns wäre ein bisschen verfrüht."

In der am 3. Januar beginnenden, 17 Tage langen Vorbereitung mit dem Trainingslager in Benahavis (Spanien) wird der Club versuchen, sich zu sammeln und neu aufzustellen. Mit Kapitän Hanno Behrens (der sogar seinen Urlaub verkürzt, um beim Auftakt topfit auf dem Platz zu stehen), Enrico Valentini, Eduard Löwen und Torhüter Christian Mathenia werden "vier Zugänge aus den eigenen Reihen" (Bornemann) im Kreis der Mannschaft zurückerwartet, auch externe Verstärkungen sind wahrscheinlich.

Um im Winter nachlegen zu können, hat sich der Aufsteiger im Sommer "einen gewissen Spielraum im Etat" geschaffen, der, sollten ihnen die gewünschten Fußballer über den Weg laufen, auch ausgeschöpft werden dürfte. Voraussetzung: Der Neue oder die Neuen "bringen einen gewissen Qualitätszuwachs", wie es Bornemann formuliert. Vieles deutet deshalb auf Leihgeschäfte hin, deren finanzielles Risiko letztlich überschaubar ist.

Ein Thema scheint auch nach wie vor Kingsley Schindler von Holstein Kiel zu sein, den Bornemann bereits im Sommer gerne nach Nürnberg geholt hätte, damals mit seiner Anfrage aber auf taube Ohren stieß. Auch aktuell gestaltet sich der gewünschte Transfer "relativ kompliziert", obwohl Schindlers Vertrag am 30. Juni 2019 ausläuft. Bornemann: "Ausgang noch offen."

Sein Trainer hätte gegen etwas mehr Talent und Erfahrung in seinem Kader bestimmt wenig einzuwenden; Michael Köllner gibt sich auch nach dem 0:1 gegen Freiburg und nunmehr elf Spielen in Folge ohne Sieg betont kämpferisch. Seine eigenen Entscheidungen bereut er nicht, jede einzelne sei für sich "genau abgewogen und wohl überlegt" getroffen worden, wenngleich auch er hinterher natürlich schlauer ist.

Gegen Freiburg wollte er gar "die 50 stärksten Minuten in dieser Saison" gesehen haben, von der 20. bis zur 70. "wir haben sehr, sehr viel richtig gemacht". Aber eben auch eine Menge falsch, sonst wären die Punkte wahrscheinlich im Max-Morlock-Stadion geblieben. "Wichtig ist jetzt, dass die Spieler nicht die Ruhe verlieren", sagt Köllner, der diverse Unmutsäußerungen gegen seine Elf nicht zu hoch hängen wollte. "Ich kann die Pfiffe auch verstehen", versichert Köllner, "aber wir können uns auf unsere Fans schon verlassen." Denn: "In einer Beziehung gibt es immer Höhen und Tiefen."

Aufgeben wird der 1. FC Nürnberg auch als Tabellenletzter nicht und alles versuchen, um drin zu bleiben. Mit Köllner als Trainer, daran gibt es nach wie vor keine Zweifel. Hinschmeißen würde er höchstens, wenn die Beziehung zwischen ihm und den Spielern eines Tages "schwierig" werden sollte. Was seiner Ansicht nach Stand jetzt nicht der Fall ist. "Alle haben Fehler gemacht, wir müssen uns alle kritisch hinterfragen, auch der Trainer", betont Kapitän Behrens. Wenn sich dann alle hinterfragt haben, geht‘s im neuen Jahr weiter. Mit voller Kraft und gemeinsam in Richtung Klassenverbleib. "Wir werden den Aufstieg nicht leichtfertig aufs Spiel setzen", verspricht Michael Köllner.

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