Manager Rachid Azzouzi verlässt Fürth in Richtung St.Pauli

26.05.2012, 10:00 Uhr
Manager Rachid Azzouzi verlässt Fürth in Richtung St.Pauli

© Sportfoto Zink

So ganz überraschend kam es nicht mehr – als ganz Fürth den Aufstieg der „Unaufsteigbaren“ feierte und Präsident Helmut Hack bei der Überreichung der Meisterschale für den Zweitligachampion den längst zum Funktionär gereiften langjährigen Spieler nonchalant daran erinnerte, doch ein fester Bestandteil des „Kleeblatts“ zu sein, schien Azzouzi gedanklich innezuhalten, zu sinnieren und seine Zeit rund um den Ronhof bereits Revue passieren zu lassen. Ein Bekenntnis wollte er damals nicht abgeben: Ein deutliches Zeichen, dass nichts so klar war, wie es der Präsident gerne gehabt hätte.

„Wir hätten ihn sehr gerne als Manager gehalten, denn er war für die Entwicklung unseres Vereins und für den gemeinsamen Aufstieg von großer Wichtigkeit“, ließ sich Fürths Vereinsboss gestern in einer Pressemitteilung zitieren. Tatsächlich war Hack für Azzouzi so etwas wie ein Ziehvater. Unter ihm stieg der zweimalige WM-Teilnehmer mit Marokko vom kultig verehrten Spieler erst zum Team-Manager, wenig später zum Manager auf. Die Fachkenntnis hatte sich Azzouzi, der nach Stationen beim MSV Duisburg und Fortuna Köln 169 Spiele im Fürther Trikot absolvierte, längst angeschafft. Als Funktionär lernte er schnell das Einmaleins abseits des Rasens, mit Zahlen zu jonglieren, Spieler anzusprechen und für einen vermeintlich ewigen Außenseiter wie Fürth zu begeistern.

Nicht wenige Gespräche aber forcierte der Chef höchstpersönlich hinter den Kulissen. Alles, was in Fürth von Belang ist und war, untersteht Hack. Das letzte Wort hat immer der Präsident. Azzouzi mag es nicht so deutlich sagen, aber es ist klar, dass sein Schritt, der Spielvereinigung den Rücken zu kehren und beim Kiez-Klub als Nachfolger des entlassenen Helmut Schulte anzufangen, auch eine Art Emanzipation ist. „Freigeschwommen“, wie er es selbst nennt, hat sich Azzouzi bereits in den letzten Jahren. In Hamburg aber betritt er Neuland, muss sich beweisen, auf andere Menschen einstellen, neue Situationen meistern. „Es ging für mich darum, wie meine persönliche Entwicklung weitergeht. Die Option St.Pauli als Gesamtpaket war sehr reizvoll und hat mich überzeugt.“

Die breite Akzeptanz in der Bevölkerung, „kultige Fans, sportliches Potenzial und eine geile Stadt“, sprachen laut Azzouzi für ein Engagement im hohen Norden. Obendrein lockte die sportliche Aussicht des Tabellenvierten der abgelaufenen Saison, in der neuen Spielzeit wieder ans Tor zum Oberhaus zu klopfen. Dazu die Weltstadt Hamburg mit all ihren Reizen – in Fürth gehörte er schon zum Inventar, nun will Azzouzi fraglos etwas Neues kennenlernen. Noch dazu wurde er mit einem Vierjahresvertrag ausgestattet, was durchaus als satter Vertrauensvorschuss für Azzouzi und die langfristig angelegten Planungen der Hamburger zu werten ist.

Ein Ausschlusskriterium, vom Erstligaaufsteiger nun wieder zurück ins Unterhaus zu wechseln, war es für Azzouzi nie. „Das war nie mein Ansatz. Maßgebend war nur, was mein nächster Schritt sein kann“, betont der 41-Jährige, der fast etwas wehmütig klingt, nun, da er sich entschieden hat. Leichtgefallen ist ihm dieser Einschnitt in seinem Leben sicher nicht. Azzouzi weiß genau, was er zurücklässt. „Was ich in den 15 Jahren in Fürth erlebt habe, war bestimmt nicht alltäglich. Die Zusammenarbeit mit Mike Büskens war sensationell, und für das Vertrauen, das mir Helmut Hack entgegengebracht hat, möchte ich mich bedanken.“ Viel mehr muss er gar nicht sagen. Nun aber beginnt ein neues Kapitel.

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