Matchwinner Nürnberger: Wiesingers FCN-Taktik greift

Wolfgang Laaß

NN-Sportredaktion

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8.7.2020, 06:15 Uhr
Richtungsweisend: Beim Hinspiel gegen Ingolstadt feiert Trainer Michael Wiesinger einen geglückten Einstand.

© Sportfoto Zink / Daniel Marr / Pool Richtungsweisend: Beim Hinspiel gegen Ingolstadt feiert Trainer Michael Wiesinger einen geglückten Einstand.

Wer in 48 Punktspielen für seinen Verein, die meisten davon auch noch in der Regionalliga Bayern, nur dreimal getroffen hat, gilt gemeinhin nicht als Torjäger. Fabian Nürnberger kennt sich ebenfalls anders, zumal er in der vergangenen Saison überwiegend im defensiven Mittelfeld zum Einsatz kam und damit häufig ziemlich weit entfernt vom anderen Strafraum.

Zum letzten Mal Schlagzeilen produzierte er im März, als er sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. Danach lief es auch für ihn ziemlich durchwachsen als sogenannter Sechser; seit dem Trainerwechsel vor gut einer Woche ist der gebürtige Hamburger aber offenbar zu schade für die Aufräumarbeiten vor der Abwehr. Im Relegationshinspiel gegen den FC Ingolstadt (2:0) um den letzten freien Platz im Unterhaus stellte ihn Michael Wiesinger etwas überraschend links vorn auf, Robin Hack rückte dafür auf die rechte Seite. Keine schlechte Idee, wie sich zeigen sollte.

Nach verhaltenem Beginn ließ sich Nürnberger nach ungefähr einer Viertelstunde von seinen spielfreudigen Kollegen inspirieren und drehte auch dank seiner Technik und Dynamik richtig auf. Nach Hacks Querpass in der 22. Minute legte er sich den Ball noch kurz zurecht und jagte sie anschließend per Aufsetzer ins lange Eck. Beim 2:0 (45.) profitierte Nürnberger von Zrelaks Kopfballverlängerung nach einem weiten Einwurf von Valentini, direkt und mit links ließ er Knaller keine Chance.

Mit wenigen Kontakten nach vorne

Nach einer der besten Halbzeiten der ganzen Saison und den wahrscheinlich besten 30 Anfangsminuten führte der 1. FC Nürnberg verdient; Wiesingers und Mintals personelle und taktische Eingriffe wirkten sich bereits in den ersten Minuten positiv aus. Erras zum Beispiel rückte im Aufbau oft zwischen die beiden Innenverteidiger und gab einer Art Quarterback, beide Außenverteidiger standen da bereits tief und erweiterten so die Passoptionen in der Vorwärtsbewegung. Mit wenigen Kontakten überbrückten die Gastgeber meist das Mittelfeld, wirkten auch leichtfüßiger als die verständlicherweise etwas müden Ingolstädter.

Es sprach zur Pause einiges für den Club, unter anderem auch Beisters verletzungsbedingte Auswechslung nach einer halben Stunde, dessen Oberschenkelverletzung seinen Einsatz im Rückspiel am Samstag in Ingolstadt fraglich erscheinen lässt. Dennoch agierten die Nürnberger ab Beginn des zweiten Durchgangs, in dem sich beide Mannschaften kräftig die Knochen polieren sollten, etwas abwartender.

 

Bis zur 66. Minute passierte deshalb nicht wenig – bis der zweifache Torschütze beinahe dreifacher Torschütze geworden wäre. Nürnberger jagte die Kugel aus spitzem Winkel an den Pfosten, möglicherweise hätte ein Querpass etwas mehr Erfolg versprochen.

Es ist noch nicht vorbei

Übertriebenen Eigensinn musste sich Nürnberger hinterher jedenfalls nicht vorwerfen lassen, auch der überzeugende Ishak konnte letztlich wenig für seine beiden Abseitstore (19./79.), zudem klatschte einer seiner Kopfbälle an die Latte (4.). Somit nimmt der FCN einen 2:0-Vorsprung mit in die zweiten 90 Minuten. Nur oder immerhin, wird sich zeigen, ein Auswärtstor würde wohl bereits für klare Verhältnisse sorgen, Ingolstadt bräuchte dann mindestens ein 4:1.

Ob noch etwas schiefgehen könne, wurde Christian Mathenia hinterher gefragt. "Natürlich, im Fußball ist alles möglich", antwortete der Torwart, auch Fabian Nürnberger, der Mann des Abends, ließ wenig Zweifel daran, dass sein Club noch höllisch aufpassen muss am Samstag. "Auf jeden Fall, es ist ein neues Spiel", sagte Nürnberger im ZDF. Es ist noch lange nicht vorbei.

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