Mathenia-Rot und Chancenwucher: FCN verliert am Millerntor

Fadi Keblawi

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17.5.2020, 15:33 Uhr

Dass die Angelegenheit kompliziert werden würde, wusste Jens Keller. Der Trainer des 1. FC Nürnberg hatte vor der Wiederaufnahme des Zweitliga-Abstiegskampfes aber gar nicht den ersten Gegner nach der Corona-Pause im Blick. All die Änderungen, die das medizinische Konzept der Deutschen Fußball-Liga mit sich bringt, machten Keller Sorge. Die Frage sei, sagte Keller vorab, wie es da gelingen würde, den Fokus auf das Spiel beim FC Sankt Pauli zu richten.

Es gelang phasenweise hervorragend, wurde allerdings nicht belohnt. Nach einer lange dominant geführten Partie sah Torwart Christian Mathenia nach 53 Minuten die Rote Karte und die Franken verloren am Ende etwas unglücklich mit 0:1 (0:0).

Bereits umgezogen waren die Spieler beider Mannschaften aus den Hotels zum Millerntor gekommen – es ist alles sehr seltsam in der Fußball-Republik in diesen Tagen. Weniger gefremdelt mit all den neuen Maßnahmen haben dann die Nürnberger, die sich mit einer 0:3-Heimniederlage gegen Hannover 96 in die unfreiwillige Pause verabschiedet hatten.

Munterer Auftakt

Der Club sah so aus, wie es vorab Hamburgs Trainer Jos Luhukay vielleicht auch aus Höflichkeit erwartet hatte. „Ich schätze sie sehr viel höher ein, als es ihr Tabellenplatz aussagt“, hatte Luhukay vorab gesagt – und behielt recht. Bereits nach 50 Sekunden strich ein Schuss von Nikola Dovedan nur knapp am Tor der Hamburger vorbei. Auch in der Folge wirkte der Club ballsicherer als der Gegner, mitunter war das Nürnberger Spiel so nett anzusehen, als gäbe es den Abstiegskampf gar nicht.

Hamburgs Torwart Robin Himmelmann stoppte nach 10 Minuten und in höchster Not weit vor seinem Tor Adam Zrelak, der etwas überraschend den Vorzug vor Michael Frey im Sturmzentrum erhalten hatte. Der Club war gefällig, aber mitunter für den hohen Aufwand zu ungefährlich. Auf der Gegenseite hatte Christian Mathenia im Nürnberger Tor aber nur einmal wirklich zu tun im ersten Durchgang: Gegen Sobota und Benatelli klärte er nach 19 Minuten allerdings glänzend.

Dovedan über das leere Tor

Spielbestimmend aber blieb der Club bis zum Ende der Halbzeit – die mit einer Nürnberger Führung hätte enden müssen. Wieder Dovedan war es aber, der glänzend freigespielt von Hack und Zrelak nach 43 Minuten aus kurzer Distanz das leere Tor nicht traf.

Unbeeindruckt machte sich der Club auch nach der Pause daran, seiner Dominanz treu zu bleiben. Allerdings hielt dieser Ansatz nur acht Minuten: Da tauchte dann nach einem Ballverlust von Hanno Behrens Henk Veerman alleine vor Mathenia auf, spitzelte den Ball am Torwart vorbei – und ging zu Boden. Nach einem Videostudium zeigte Schiedsrichter Daniel Siebert die Rote Karte. Für Mathenia kam in einer weiteren Folge der langen Nürnberger Torwartgeschichte in dieser Saison Felix Dornebusch ins Tor. Johannes Geis musste den Platz ebenfalls verlassen.

Gyökeres als Spielverderber

In Unterzahl sah der Club dann so aus, wie man in Unterzahl eben aussieht. Das Spiel wurde den Gastgebern überlassen und entlastende Angriffe fanden praktisch nicht mehr statt. Erst zehn Minuten vor dem Ende wagte sich der 1. FCN wieder etwas häufiger nach vorne - und wurde dafür bestraft. Am Ende eines schnellen Angriffs der Gastgeber traf nach 84 Minuten Viktor Gyökeres zum Sieg für Sankt Pauli. Dem Club blieb die bittere Erkenntnis, dass trotz eines ansehnlichen Vortrags die nahe Zukunft kompliziert bleiben wird.

FC St. Pauli: Himmelmann - Ohlsson, Östigard, Buballa, Penney (68. Gyökeres) - Knoll - Miyaichi, Benatelli (86. Lawrence), Sobota (86. Flum) - Diamantakos (38. Becker), Veerman (86. Tashchy)

1. FC Nürnberg: Mathenia - Sorg, Margreitter, Mavropanos, Handwerker - Nürnberger, Geis (56. Dornebusch) - Dovedan (64. Schleusener), Behrens (78. Erras), Hack (78. Heise) - Zrelak (64. Frey)

Tore: 1:0 Gyökeres (84.) | Gelbe Karten: Benatelli | Rote Karte: Mathenia (Notbremse) | Schiedsrichter: Siebert (Berlin) | Zuschauer: -

+++ Der Live-Ticker zum Nachtrauern! +++

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