Er verzichtete aufs Aufwärmen
Eishockey-Star weigert sich, Regenbogen-Trikot zu tragen - Trainer nimmt ihn in Schutz
18.1.2023, 11:32 UhrBei ihrer "Pride Night" wollten die Philadelphia Flyers aus der NHL, der wohl besten Eishockey-Liga der Welt, eigentlich ein Zeichen für die LGBTQ+-Community setzen. Mit Regenbogen-Farben beklebte Schläger, bedruckte Trikots beim Aufwärmen und sogar ein umgefärbtes Team-Logo sollten ein Statement sein für die Akzeptanz verschiedener sexueller Orientierungen und Geschlechtsidentitäten. Was vom Abend bleibt ist aber ein kleiner Skandal, der auch außerhalb der NHL Kreise zieht.
Die Flyers trugen vor ihrem Heimspiel gegen die Anaheim Ducks Trikots, bei denen das Team-Logo, die Nummern und der Spielername in Regenbogenfarben getaucht waren. Einer aus dem Team fehlte dabei aber: Verteidiger Ivan Provorov, der seit 2015 im Kader des zweifachen Stanley-Cup-Siegers steht. Im Spiel kam der russische Nationalspieler dann aber zum Einsatz: Zum 5:2-Sieg Philadelphias steuerte Provorov fast 23 Minuten Eiszeit bei.
Lob vom Trainer
Auf seine Absenz angesprochen äußerte der 26-Jährige dann religiöse Gründe als Ursache. "Ich respektiere jeden. Ich respektiere die Entscheidung aller. Meine Entscheidung ist es, mir und meiner Religion treu zu bleiben", erklärte Provorov den anwesenden Journalistinnen und Journalisten nach der Partie. Der Sportreporterin Giana Han zufolge habe der Verteidiger klargestellt, ein Anhänger des russisch-orthodoxen Glaubens zu sein.
Bei dessen Trainer John Tortorella stieß diese Erklärung auf Verständnis und Lob. "Er ist sich selbst und seiner Religion immer treu. Das ist eine Sache, die ich an ihm respektiere", betonte der Meistertrainer von 2004 auf der Pressekonferenz im Anschluss an das Spiel. Er habe auch nicht in Betracht gezogen, den 26-Jährigen für die Partie gegen Anaheim auf der Bank zu lassen.
Das Team spricht indes von einer erfolgreichen "Pride Night". Die Flyers seien "stolz, die LGBTQ+-Community zu unterstützen". Viele Spieler hätten aktiv an der Aktion teilgenommen und im Laufe des Jahres sei eine weitere "Pride Night" geplant. Scott Laughton, ein Mitspieler Provorovs bei den Flyers, stellte sich laut Han nach der Partie den Fragen der Journalistinnen und Journalisten und äußerte sich dabei auch über den beim Aufwärmen fehlenden Provorov. "Es war eine großartige Nacht. Eine einmalige Initiative und etwas, was mir seit langer Zeit am Herzen liegt", bekräftigte der Stürmer. Laughton glaubt, es sei bei Diskussionen zu diesem Thema schon viel erreicht worden. "Diese Konversationen werden weiterhin geführt", glaubt er ohne direkt Bezug zu Provorov nehmen zu wollen.
Regenbogen-Farben immer wieder im Fokus
Es ist nicht das erste Mal, dass Provorov mit seinen Aussagen für Irritationen innerhalb der NHL sorgt. Angesprochen auf den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine verweigerte der offensivstarke Defensivmann im März 2022 eine Positionierung. "Ich bin nicht hier, um mit euch über Politik zu sprechen", fuhr Provorov damals die Reporterinnen und Reporter auf einer Pressekonferenz an und ergänzte: "Meine Meinung geht euch nichts an".
Immer wieder führt die Regenbogenflagge zu Diskussionen im Sport. Bei der WM in Katar wurde der deutschen Nationalmannschaft das Tragen einer Kapitänsbinde verboten, deren Optik nicht einmal die Regenbogenflagge beinhaltete, sondern lediglich an diese erinnerte. Das Turnier begann für die DFB-Elf dann mit einem Protest - und endete bereits nach der Vorrunde. Und erst im November 2022 sorgte ein Fußball-Profi in den Niederlanden für Schlagzeilen: Orkun Kökcü, Kapitän von Feyenoord Rotterdam und türkischer Nationalspieler, weigerte sich bei einem Aktionsspieltag, mit der Regenbogen-Binde am Arm aufzulaufen. Er gab daraufhin sogar vorübergehend das Kapitänsamt beim Traditionsklub ab, betonte aber, "die Wichtigkeit dieser Aktion" zu verstehen. Er fühle sich wegen seines Glaubens aber nicht als die richtige Person, um die Regenbogen-Binde zu tragen.