Handballer noch nicht in Form

Rumpelsieg als WM-Warnschuss: „Kein schlechtes Omen“

12.1.2025, 08:45 Uhr
Alfred Gislason kann sich den instabilen Auftritt seines Teams nicht erklären.

© Soeren Stache/dpa Alfred Gislason kann sich den instabilen Auftritt seines Teams nicht erklären.

Kapitän Johannes Golla pulte sich das Harz von den Händen und versuchte, die bescheidene Form der deutschen Handballer auf seinem WM-Barometer einzuordnen. "Ich würde sagen, dass wir so bei fünf sind. Wir haben jetzt vier Tage, um uns auf Polen vorzubereiten und dann steigt das hoffentlich von Tag zu Tag und dann sind wir am Mittwoch bei neun", sagte der Anführer im DHB-Team und ließ die Erfolgsformel ziemlich simpel klingen.

Deutschland ist klarer Favorit in seiner Vorrundengruppe mit Polen, der Schweiz und Tschechien. Doch der mühevolle und glanzlose 28:26-Rumpel-Sieg bei der Generalprobe gegen Brasilien war ein Warnschuss für das gesamte Team. 

Mit fünf Toren war Juri Knorr bei der Generalprobe bester deutsche Werfer.

Mit fünf Toren war Juri Knorr bei der Generalprobe bester deutsche Werfer. © Soeren Stache/dpa

"Natürlich war das nicht zufriedenstellend. Wir wissen, dass es uns Polen tendenziell schwerer machen wird", sagte Spielmacher Juri Knorr und ergänzte prompt: "Am besten ist es, wenn man die Generalprobe in den Sand setzt. Das haben wir heute so ein bisschen getan. Kein schlechtes Omen vielleicht". Oder wie es Golla formulierte: "Vergeigte Generalprobe und trotzdem gewonnen".

Rückraum-Rakete Uscins zündet noch nicht

Von der Silber-Form aus dem Sommer ist das Team von Bundestrainer Alfred Gislason meilenweit entfernt. Es fehlt an Präzision, Intensität und Abstimmung. Leistungsträger wie Rückraum-Rakete Renars Uscins zünden noch nicht. Hinzu kommt eine phasenweise katastrophale Chancenverwertung. Und eine Abwehr, die nicht konsequent genug zupackt und dem Gegner zu große Räume lässt. 

Alfred Gislason (l.) wäre gerne mit einem besseren Gefühl nach Dänemark gereist.

Alfred Gislason (l.) wäre gerne mit einem besseren Gefühl nach Dänemark gereist. © Soeren Stache/dpa

Kein Wunder, dass Gislasons Sorgenfalten vor der Abreise nach Dänemark größer werden. "Das Spiel gegen Brasilien ist ein Weckruf für uns. Nachdem wir eine Woche hier trainiert haben und wirklich sehr viel sehr gut lief, hätte ich gedacht, dass wir anders spielen. Deswegen macht mir das schon Sorgen", gab der Isländer zu. Mit gemischten Gefühlen steigt der 65-Jährige am Montag in den Bus, der das DHB-Team ins dänische WM-Quartier in Silkeborg bringt. "Es wird nicht so einfach, wie einige denken", dämpfe Gislason die Erwartungen.

Uscins: "Wir zweifeln nicht an uns"

Bis dahin will jeder Spieler nochmal abschalten. Knorr verbrachte die freien Stunden vor dem Abreisetag mit seiner Schwester. Uscins wollte spazieren gehen und Golla ein paar Extraeinheiten im Kraftraum einlegen. "Jeder wird nochmal ein bisschen nachdenken. Aber wir sind trotzdem entspannt und wir zweifeln nicht an uns", sagte Uscins und beschrieb den Auftritt gegen Brasilien als durchaus wertvoll: "Das kann uns jederzeit passieren in der Gruppenphase, dass wir mal schlecht spielen. Jetzt wissen wir besser damit umzugehen".

Nationaltorhüter Andreas Wolff brüllte seinen Frust durch die Halle.

Nationaltorhüter Andreas Wolff brüllte seinen Frust durch die Halle. © Soeren Stache/dpa

Die Erwartungen an die deutschen Handballer sind nach der Silbermedaille bei den Olympischen Spielen gestiegen. Auch die eigenen. "Das Ziel ist es, Weltmeister zu werden", sagte der Jüngste im deutschen WM-Kader, Marko Grgic, ganz unbekümmert. Mut auf das erste Wintermärchen seit dem WM-Titel 2007 machten die Auftritte bei den Testspielen allerdings nicht. Doch im Sommer hatte auch niemand mit Silber gerechnet.