Handball-WM
Leere Halle, voller Kader: DHB mit Portugal auf Augenhöhe
28.01.2025, 13:31 UhrPortugals Nationalspieler schaufelten gerade gemütlich Nudeln, als DHB-Profi Timo Kastening seine Teamkollegen um die Mittagszeit auf das WM-Viertelfinale einschwor. Die deutschen Handballer schlafen genau wie ihr kommender Gegner im Vier-Sterne-Hotel Scandic Fornebu direkt am frostigen Oslofjord. Schon vor dem Aufeinandertreffen an diesem Mittwoch (20.30 Uhr/ARD) gibt es im Hotel die ersten Duelle - etwa um den besten Platz in der Lobby oder am Buffet.
"Wenn du die Jungs jetzt hier schon siehst und weißt, du spielst am Mittwoch gegen Portugal, das trägt schon zur Spannung bei. Da guckt man sich die schon mal an und sagt sich so: Jo, Mittwoch kann es losgehen", erzählte Kastening und schielte an den Reportern vorbei ins Hotel-Restaurant. Dann schlurfte der Rechtsaußen auch Richtung Mittagsessen.
Knorr fit - aber nicht für 60 Minuten
Die deutschen Vorzeichen auf das K.-o.-Spiel in einer weitgehend leeren Halle stehen gut. Keine 5.000 der 13.950 möglichen Tickets sind weg - dafür ist der DHB-Kader wieder voll. Spielmacher Juri Knorr hat seine Bronchitis überstanden und auch die zum Abschluss der Hauptrunde erkrankten Rune Dahme und Lukas Stutzke stehen Bundestrainer Alfred Gislason wieder zur Verfügung. Mit einem Sieg hätte Deutschland ein Spiel um die erste WM-Medaille seit 18 Jahren sicher.
Nicht alle Spieler seien top-gesund, berichtete Gislason. "Aber es ist schön, dass wir 17 Spieler zur Verfügung haben. Juri ist auf jeden Fall einer, der dabei sein wird. Wie fit er ist und wie viel er spielen kann, muss man sehen. Er wird nicht 60 Minuten durchspielen. Eher zehn Minuten und dann zehn Minuten Pause. Das ist ein großer Verlust", sagte der Isländer.
Mit Verspätung war Knorr am Montag zum Team gestoßen, trainierte aber mit. "Juri macht jedes Team der Welt besser. Wir sind froh, dass wir ihn haben", sagte Mannschaftskollege Julian Köster.
Dass die Halle nur zu einem Drittel gefüllt sein wird, bezeichnete Gislason als schade. "Aber das ist eigentlich überall so, abgesehen von Deutschland. Das ist die Realität, wenn die Heimmannschaft nicht vor Ort ist", sagte der 65-Jährige. Die Zuschauer in Oslo hatten auf ein Viertelfinale mit norwegischer Beteiligung gehofft. Doch der Co-Gastgeber schied in der Hauptrunde aus.
Mehr Wohlfühlfaktor als in Silkeborg
Die Akkus des DHB-Teams sind nach drei Tagen Pause wieder aufgeladen, auch bei den Vielspielern um Renars Uscins. Zumal der Wohlfühlfaktor in Oslo deutlich größer ist als während der Vor- und Hauptrunde in Silkeborg. Ein schickes Hotel direkt am Wasser. Keine fünf Minuten Busfahrt zur Halle und der Großteil des Kaders ist sogar von Doppel- in Einzelzimmer umgezogen.
"Es tut uns aus Spielersicht gut, dass wir einen entspannten Reisetag haben konnten und zwei Tage Vorbereitung. Das war sehr wertvoll für den Körper", berichtete Kapitän Johannes Golla, der bei einem Spaziergang die Gegend um das Hotel und die Halle auskundschaftete.
Portugal ist die große WM-Überraschung
Abschalten und Entspannen kann sich das DHB-Team aber nicht leisten. Die Portugiesen sind die große Überraschung und schalteten im Olympia-Dritten Spanien, dem EM-Dritten Schweden und Co-Gastgeber Norwegen drei Handball-Großmächte aus. "Wenn man sieht, wen die alles hinter sich gelassen haben, sagt das viel über ihre Qualität aus. Die Möglichkeiten stehen für beide Mannschaften Fünfzig-Fünfzig", sagte Gislason.
Die Auftritte der Portugiesen erinnern an die deutschen Spiele bei Olympia. Unbekümmert und voller Leichtigkeit. "Eine sehr gute Mischung aus Jung und Alt. Eine sehr talentierte Mannschaft", befand Gislason und ergänzte optimistisch: "Genau wie wir".