Major-Turnier in Augusta
„Es ist ein Märchen“: Langers emotionaler Masters-Abschied
12.04.2025, 05:44 Uhr
Nach Bernhard Langers letztem Putt beim Masters erhoben sich die Zuschauer und applaudierten Deutschlands Golf-Ikone. Fred Ridley, der Vorsitzende des Augusta National Golf Clubs, nahm den 67-Jährigen am 18. Grün in Empfang. Dann lief Langer Hand in Hand mit seiner Frau Vikki Carol ein letztes Mal als Teilnehmer das Spalier der Fans entlang, die ihm zujubelten und ihn für seine beeindruckenden Leistungen auf dem legendären Golf-Kurs im US-Bundesstaat Georgia feierten.
Sekunden zuvor hatte der Masters-Champion von 1985 und 1993 allerdings mit einem verschobenen Putt seine Chance auf eine Verlängerung bei dem Major-Turnier verpasst.
Dass Langer wegen dieses Schlages am Cut scheitern und nicht mehr am Wochenende antreten würde, wusste der Routinier zu dem Zeitpunkt noch nicht sicher - aber er ahnte es. „Ich habe echt gut gespielt heute und hatte einfach ein furchtbares Ende, das hat mich rausgehauen. Aber ich wusste nicht, ob ich zum letzten Mal auf Bahn 18 laufe oder ob ich morgen noch hier bin“, erzählte Langer im US-Sender ESPN.
Am Abend (Ortszeit) wurde sein Ausscheiden offiziell. Der 67-Jährige brauchte am Ende einen Schlag zu viel und musste nach Runden von 74 und 73 Schlägen seinen so geliebten Golfplatz verlassen.

Lange sieht es sehr gut aus für den Cut
Bis zur 15. Spielbahn standen die Chancen gut, dass Langer zu den beiden entscheidenden Runden würde antreten können. Doch der Routinier schlug auf dem Par 5 seinen Ball mit dem dritten Schlag ins Wasser. Am Ende benötigte er am 15. Loch sieben Schläge. „Das war sehr ärgerlich. Sonst wäre ich dieses Wochenende hier“, analysierte Langer nach der Runde. „Aber so ist das mit dem Golf. Es kann das schönste Spiel sein, und manchmal kann es sehr brutal sein. Es ist ein sehr schmaler Grat.“
Auch am Schlussloch leistete sich Langer einen Fehlschlag. Beim entscheidenden Putt zum Par lief sein Ball hauchdünn am Loch vorbei. Langer stand damit nach zwei Tagen bei drei Schlägen über Par, den Cut schafften alle Spieler mit maximal zwei Schlägen über Par - darunter auch Stephan Jäger.

Für Langer endete das Turnier zwar zwei Tage früher, als er sich erhofft hatte - glücklich war der seit langem in den USA lebende Schwabe aber dennoch. „Die beiden vergangenen Tage waren besonders für mich, schon als ich gestern zum ersten Abschlag gelaufen bin, habe ich stehende Ovationen bekommen und die Leute haben mir so richtig applaudiert“, erzählte er. „Da sind mir fast die Tränen gekommen und ich habe fast angefangen zu weinen. Ich habe mir dann gesagt, reiß dich zusammen, du hast hier noch etwas Golf zu spielen.“
A Masters career distilled into a beautiful story. It’s not goodbye—it’s see you later. #themasters pic.twitter.com/YZuopgt9Gf
— The Masters (@TheMasters) April 11, 2025
Abschied nach 41 Masters-Starts
Langer hatte im Vorfeld angekündigt, zum letzten Mal bei dem Major-Turnier an der Magnolia Lane anzutreten. Mit seinem ersten Masters-Triumph vor 40 Jahren hatte er Golf in Deutschland schlagartig ins Rampenlicht gerückt. 1993 sicherte er sich erneut das legendäre grüne Jackett für den Sieger. In Zukunft will sich Langer nur noch auf die Turniere der US-Senioren-Tour konzentrieren.
„Mir sind viele Emotionen durch den Kopf gegangen während der beiden vergangenen Tage, als ich die Fairways langgelaufen bin“, sagte Langer. „Ich habe meine Frau gesehen, meine vier Kinder, zwei meiner Enkelkinder waren hier und haben mich unterstützt, Freunde aus Deutschland, Familie aus Deutschland. Sogar Freunde aus aller Welt sind ein paar Bahnen mit mir gelaufen. Das hat mir viel bedeutet.“
Langer: „Ja, das ist wirklich ein Märchen“
Mit dem Blick auf seine bislang einzigartige Golf-Karriere wurde Langer sentimental. Er hätte niemals geglaubt, dass er jemals in Amerika spielen, in Amerika leben, eine Amerikanerin heiraten, seine Kinder hier großziehen und dann noch das größte Turnier der Welt gewinnen würde. „Ja, das ist wirklich ein Märchen“, sagte Langer.

So ganz loslassen vom Masters kann Langer aber noch nicht. „Wir machen eine Dokumentation über mein Leben. Es ist also ein Dokumentarfilm, der in einigen Monaten in Deutschland ausgestrahlt wird“, verriet Langer. „Und dies ist der letzte Teil davon.“ Die restlichen beiden Turniertage in Augusta will er mit seiner ganzen Familie genießen. „Wir werden uns nicht langweilen. Es wird so oder so ein gutes Wochenende werden“, versprach Langer.
McIlroy mit bester Runde am Freitag
Während das Turniergeschehen für Langer nun vorbei ist, geht es für die jüngere Generation am Samstag und Sonntag um alles. In Führung liegt vor dem Wochenende weiterhin Justin Rose aus England. Nach seiner starken 65er-Runde zum Auftakt legte er am Freitag eine 71er-Runde nach.
Er hat mit nun acht Schlägen unter Par einen Schlag Vorsprung auf Bryson DeChambeau aus den USA. Rory McIlroy spielte die beste Runde des Tages und verbesserte sich dank der nur 66 Schläge am zweiten Tag auf den geteilten dritten Platz. Wie Corey Conners steht er bei sechs unter Par und hat zwei Schläge Rückstand auf Rose.