Mintal und Vittek, Glücksfälle für Nürnberg

21.4.2008, 00:00 Uhr

Marek Mintal ist längst ein starkes Stück Nürnberg - genauso wie sein slowakischer Landsmann Robert Vittek. Beide kamen sie, als Nürnberg gerade in die Zweite Liga abgestiegen war. Ohne Mintal und Vittek wäre Nürnberg kaum wieder aufgestiegen, und in der Bundesliga schrieben beide Geschichte: Mintal als erster Nürnberger Torschützenkönig überhaupt; ohne seine 24 Treffer 2004/05 wäre der Klassenverbleib nicht geglückt. Als Mintal schwer verletzt ausfiel, sprang Vittek ein: Als erstem Bundesligaspieler überhaupt gelangen ihm sechs Tore hintereinander - mit insgesamt 16 Rückrunden-Toren im Spieljahr 2005/06 stand Vittek wie kein Zweiter für das Frühlingserwachen, dem 2007 das Pokalsommermärchen folgte.

Selbst, wer das Berliner Finale 2007 je vergessen könnte - Mintals Geschichte, sein Ausgleichstor und die schwere Verletzung nach Meiras kleinem Attentat, wird immer in Erinnerung bleiben. Weil sie so passt zu diesem Club, der sich seit Jahrzehnten zwischen Hochgefühlen und Depressionen bewegt. Als Vittek jetzt monatelang ausfiel, schrieb wieder Mintal im Uefa-Cup gegen Alkmaar Nürnberger Fußball-Historie mit seinen Toren zum ersten Europapokalsieg seit 1988.

Im Fußball ist wenig Platz für Sentimentalitäten: Aber Marek Mintal und Robert Vittek sind immer Glücksfälle für Nürnberg gewesen: als Fußballspieler von herausragender Klasse und als neben dem Platz ausgesucht angenehme Menschen - die nie auf die Idee kamen, sich für etwas Besonderes zu halten.

Das Publikum hat dafür ein feines Gespür - im aktuellen Team erreicht nur Javier Pinola die Popularität des slowakischen Duos, das umgekehrt längst auch eine Zuneigung zu diesem Club entwickelt hat, die weit über die in Profi-Kreisen übliche Geschäftsmäßigkeit hinausgeht.

Robert Vittek und Marek Mintal sind wieder dabei, wenn dieser 1.FC Nürnberg jetzt doch noch um die Fortsetzung seines in der Zweitklassigkeit begonnenen Fußball-Abenteuers kämpfen darf - das ist ganz sicher eine gute Nachricht, nachdem es zuletzt mitunter den Anschein hatte, es gebe atmosphärische Störungen im Verhältnis zwischen dem Verein und seinen beiden verdientesten Spielern. Dass in der Debatte um die für den Abstiegskampf geeignete Mentalität auch Vittek und Mintal plötzlich eine Rolle spielten, mutet beinahe aberwitzig an - bei zwei Spielern, die sich nicht nur über das Bankkonto mit ihrem Club identifizieren.

Manager Martin Bader hatte gestern eine Idee: «Marek soll immer bei uns bleiben - und irgendwann unsere Jugend trainieren.« Vielleicht, eines Tages, mit Robert Vittek. Auch wenn es kaum so kommen wird: Es ist ein schöner Vorschlag. Und auch wenn im Fußball niemand unantastbar ist: Besondere Spieler gibt es. Wie Mintal. Wie Vittek.HANS BÖLLER