Mit Ball, aber ohne Zweikämpfe: Fürth trainiert wieder
6.4.2020, 19:07 UhrEin paar Passübungen, ein bisschen Jonglieren, dazwischen der Austausch mit den Kollegen und dem Trainer, wie es denn so laufe - alles mit gebührendem Abstand. Gesehen hat das erste Training nach drei Wochen Pause auf der Kronacher Hard freilich kein Außenstehender. Es ist die Schilderung von Kleeblatt-Coach Stefan Leitl via Telefonkonferenz mit den Fürther Nachrichten und der Nürnberger Zeitung. Mit professionellem Fußballtraining, das stellt der Coach klar, habe das noch lange nichts zu tun.
Und trotzdem sei die Stimmung gut gewesen, denn die Sehnsucht nach seiner Mannschaft "war schon groß", gibt der Coach zu. Der Kontakt sei zwar nie abgerissen in jener Zeit, "aber ich habe mich wahnsinnig gefreut, die Jungs wiederzusehen". Umarmungen waren aber genauso tabu wie eine Ansprache vor dem ganzen Kader.
Vierergruppen und Zweikampf-Verbot auf der Kleeblattwiese
Denn die Genehmigung, die der Freistaat Bayern erteilte, sieht lediglich Training in Vierergruppen vor. Das heißt, das Trainerteam begrüßt die Spieler auf dem Parkplatz vor dem Trainingszentrum im Schichtbetrieb. Ein Quartett kommt in Trainingsklamotten an, trainiert und verabschiedet sich, ohne mit seinen Nachfolgern in Kontakt zu kommen.
So geht das nun von früh bis abends täglich bis Ostern, nur Mittwoch ist frei. Auf dem Platz muss ebenfalls Abstand gewahrt werden, Zweikämpfe sind verboten.
"Wir machen auch noch gar keine Flanken und Torabschlüsse. Es geht nur darum, sich wieder an den Rasen und den Ball zu gewöhnen", erzählt Leitl. Sich die Spieler zum Einzelgespräch auf die Seite zu ziehen, sie zu herzen oder in die richtige Position zu stellen - all das, was Leitl vor der Corona-Krise in seiner Menschenführung ausgezeichnet hat, muss er sich derzeit wie jeder pflichtbewusste Bürger verkneifen. "Mir fällt das schon schwer, weil ich einer bin, der die Nähe zu den Spielern sucht." Trotzdem sei diese erste Trainingseinheit immens wichtig für den Kopf gewesen, "um mal wieder rauszukommen, gemeinsam zu lachen, abzuschalten".
Und wofür das Ganze? Für den Tag X natürlich, von dem niemand weiß, ob überhaupt und wann er kommt, für den ersten der letzten neun Spieltage dieser unterbrochenen Saison. "Sollten wir wieder spielen, sind vorbereitende Maßnahmen notwendig." Es solle sich jedoch niemand der Illusion hingeben, "dass wir die Form vor der Pandemie wieder erreichen werden". Dafür sei intensiveres Training ohne Einschränkungen nötig, mindestens drei Wochen lang.
Das weiß-grüne Lazarett lichtet sich
Immerhin hat sich die Zahl der Verletzten in den drei Wochen verringert. Wir erinnern uns: Zehn Spieler waren vor dem abgesagten Geisterspiel gegen den HSV nicht einsatzfähig wegen leichterer oder schwerer Blessuren. Davon übriggeblieben sind Mergim Mavraj, Maximilian Wittek und Daniel Keita-Ruel. Sie können nicht einmal dieses leichte Training komplett mitmachen. Zudem soll Julian Green Rückmeldung geben, wie er die ersten Übungen mit Ball verkraftet. Schlimmstenfalls droht dem Dribbler sogar eine Operation am Sprunggelenk.
Bei Stürmer Keita-Ruel "müssen wir abwarten, wie das Knie reagiert". Abwarten ist auch das Stichwort bei seinem Vertrag. Noch im Februar schien alles klar zu sein: Der Verein hat eine Option auf eine Verlängerung des Kontrakts um eine weitere Saison. Die werde er auch ziehen, ließ sich Sportgeschäftsführer Rachid Azzouzi damals zitieren, um jetzt jedoch zurückzurudern.
Azzouzi: "Wir wollen keinen Mitarbeiter verlieren"
Aufgrund der fehlenden Planungssicherheit "haben wir keinen einzigen Spieler verlängert", berichtet Azzouzi auf Nachfrage. Keita-Ruel sei auch nicht der einzige Profi, auf dessen Vertrag die Spielvereinigung eine solche Option habe. "In der aktuellen Situation herrscht zuviel Unklarheit", begründet der Manager sein Zögern. Kommen die noch ausbleibenden drei Millionen Euro Fernsehgeld nicht, wird dieser Kader nur schwer zusammenzuhalten sein.
Doch all das ist nach wie vor hypothetisch. Leitl kann momentan nur sagen: "Ich möchte, dass es weitergeht, weil es um Mitarbeiter der Spielvereinigung geht. Wir wollen keinen Mitarbeiter verlieren." Und damit meint er nicht nur Daniel Keita-Ruel.
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