Mit Fleiß, Talent und einer Portion Ungeduld

28.12.2011, 18:10 Uhr
Mit Fleiß, Talent und einer Portion Ungeduld

© Mirko Seifert

Fabian Schwingenschlögl ist ein guter Fußballer und spielt besonders gerne auch Volleyball. Dafür bringt er viel Talent mit, außerdem ist es eine Familientradition — das allerdings war der Haken daran. „Mit meinem Vater habe ich mich immer in die Haare gekriegt“, erzählt Schwingenschlögl lächelnd — der war ein großer Volleyballer beim SV Schwaig und ein bekannter Trainer; der Sohn entschloss sich, „lieber etwas anderes als der Vater zu machen“, wie er erzählt.

Das war nicht die schlechteste Idee, und natürlich halfen die Eltern dem jungen Umsteiger gerne. Mit acht Jahren konzentrierte sich Fabian Schwingenschlögl – wie seine jüngere Schwester, die mit Bällen nie viel anfangen konnte — auf das Schwimmen, Vater und Mutter übernahmen den Fahrdienst zum Training. Heute, mit 20 Jahren, ist der Sohn in der Spitze angekommen. Bei den Deutschen Meisterschaften in Wuppertal gewann er Bronze über 200 Meter Lagen, es war sein bisher größter Erfolg, über 200 Meter Brust verpasste er als Vierter nur knapp eine weitere Medaille.

„Ich bin dran“, sagt Schwingenschlögl, der im Vorjahr schon Bronze über 100 Meter Lagen gewonnen hatte und nebenbei der erste Schwimmer des 1.FC Nürnberg seit den sechziger Jahren ist, der es bei offenen nationalen Titelkämpfen aufs Siegertreppchen schaffte.

Für den Club startet Schwingenschlögl aus alter Verbundenheit, dort hat er alles gelernt. Er war der Älteste seiner Trainingsgruppe als er anfing, bei der Erinnerung daran muss Schwingenschlögl lachen. „Er schwimmt richtig schlecht, aber sehr schnell“ — das, sagt er, sei der erste Eindruck der Übungsleiter von diesem Anfänger aus Schwaig gewesen, der an technischen Schwächen zu arbeiten lernte.

„Ich bin fleißig“, sagt er heute, das sei eine Stärke und ein wenig auch eine Schwäche: „Ich übertreibe mit dem Tempo, ich bin ungeduldig.“ Er hat vergleichsweise spät angefangen, das Gefühl, ständig aufholen zu wollen, kennt er. Zu viel wolle er manchmal, sagt Fabian Schwingenschlögl, ein freundlicher junger Mann, der kurzweilig und reflektiert von seinem Sport erzählen kann — angestrengt wirkt sein Ehrgeiz nicht; selbst wenn er von seinem Pensum von bis zu zehn Trainingseinheiten pro Woche berichtet, wirkt Schwingenschlögl so, als habe er seine Entscheidung für einen arbeitsintensiven Ausdauersport nicht eine einzige Sekunde bereut.

Liebe zum Wettkampf

Leistungssport indes gibt es beim FCN-Schwimmen nicht mehr. „Wir hatten viele Trainerwechsel und eigentlich nie richtig gute ältere Schwimmer“, sagt Schwingenschlögl, und immer der Älteste zu sein, war auch nicht von Vorteil für einen Athleten, der den Wettkampf liebt, den direkten Vergleich. „Es tut gut, auf andere zu sehen“, sagt er, „sich an die, die schneller sind, dranzubeißen.“ In Nürnberg war keiner mehr schneller; Schwingenschlögl, der sich mit der Qualifikation für die Junioren-Europameisterschaft 2009 den Traum eines jeden jungen Schwimmers erfüllte, wechselte 2010 ans Leistungszentrum in Erlangen und lebt heute in Heidelberg, wo er am Bundesstützpunkt trainiert und in Mannheim Verfahrenstechnik studiert.

Fabian Schwingenschlögl wohnt, auf 17 Quadratmetern, in einem Bauernhof; Radieschen und Tomaten wachsen unterm Fenster, zur Schwimmhalle sind es nur ein paar Minuten. Er hat im neuen Umfeld schon „gelernt, etwas gelassener an die Dinge heranzugehen“, erzählt Schwingenschlögl beim Treffen in der Erlanger Hannah-Stockbauer-Halle, wo er trainiert, wenn er einmal nach Hause kommt — meistens nur alle paar Wochen, aber Heimweh plagt ihn deshalb nicht.

Veränderungen, sagt Schwingenschlögl, finde er reizvoll, er mag es nicht nur beim Sport, wenn es vorangeht. Zurück zum 1.FC Nürnberg ging es gerade erst trotzdem: zur Weihnachtsfeier des Clubs — der einstige Anfänger kam als prominentester Schwimmer seit einem halben Jahrhundert. Fabian Schwingenschlögl schwimmt heute: richtig gut und immer schneller.
 

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