Mit Fleiß und Sachverstand
Nach Fürth und FCN: SC Eltersdorf ist Mittelfrankens Nummer drei
12.7.2021, 10:02 UhrEigentlich wollten sie in Eltersdorf ein Jahr lang feiern. Der 3500-Einwohner-Vorort von Erlangen wurde vor 1000 Jahren zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Doch viele Feierlichkeiten hat es bislang nicht gegeben, wegen der Pandemie. Die Rückkehr des SC Eltersdorf in die Fußball-Regionalliga hätte perfekt dazu gepasst. Doch so fand auch dieser Aufstieg nach dem Saisonabbruch durch den Bayerischen Fußballverband in die vierthöchste Spielklasse Deutschlands eher im Stillen statt.
Der Stolz ist groß
Der Stolz, dass der Vorortverein nun die Nummer drei im mittelfränkischen Fußball hinter der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg ist, ist trotzdem groß. Denn Eltersdorf hat keinen großen Mäzen, sondern nur viele kleine und wenige mittlere Sponsoren im Hintergrund. „Wir hatten schon in der Bayernliga einen relativ sparsamen Etat. Und im Vergleich zu den anderen Regionalligisten mit ihren Halb-Profis haben wir unsere jungen Spieler“, sagt der zweite Vorsitzende, Werner Schmidt.
Weil die finanziellen Mittel bescheiden sind, sind es die Menschen, die den Erfolg möglich machen: 2011/12, beim ersten Regionalliga-Aufstieg, war es der inzwischen verstorbene Ludwig Preis, der den SCE als Trainer prägte. Zehn Jahre später ist es Bernd Eigner. Eigner, 49 Jahre alt, ist mit seinen 1,90 Metern schon am Spielfeldrand eine markante Erscheinung. In der Bayernliga spielte sein Team attraktiven Tempo-Fußball. „Er ist einfach ein Typ“, sagt Manager Joachim Uhsemann. Eigner war als Innenverteidiger selbst Zweitliga-Profi. „Seine Vita und Fachkompetenz haben natürlich geholfen, Spieler zu bekommen, die sonst vielleicht nicht zu uns gekommen wären“, sagt Schmidt.
Abiama, natürlich
Strahlkraft hat auch die Geschichte von Dickson Abiama, der mit 17 Toren in 21 Spielen maßgeblich zum Aufstieg beitrug. Nur ein halbes Jahr spielte er in Eltersdorf, bevor er in Fürth den Sprung zum Profi schaffte. Den entscheidenden Schritt, davon ist Uhsemann überzeugt, hat er bei den „Quecken“ gemacht.
Abiama, natürlich
Er selbst verkörpert die Kontinuität beim SCE. Seit Mitte der Neunziger ist er dort Manager. Uhsemann, Inhaber einer Versicherungsagentur von Beruf, ist ein Fußballverrückter. Wer ihn etwa im Winter auf Abiama ansprach, bekam aus dem Stegreif ein Referat über die Spielsysteme der SpVgg Greuther Fürth in den vergangenen Zweitliga-Spielen zu hören – und wie sie sich ändern müssten, damit sein ehemaliger Schützling mehr zum Einsatz kommt.
Hoffen auf den Zusammenhalt
Diese Mischung aus Sachverstand und Engagement, die den Verein prägt, lässt viele gelassener auf die Herausforderung Regionalliga blicken. In der wird es ab 17. Juli gegen Teams wie den FC Bayern II gehen. Trotz des Aufstieges haben auch Leistungsträger den SCE verlassen. Acht Neuzugänge haben die „Quecken“ - benannt nach den hartnäckigen Pflanzen rund um Erlangen - zu verzeichnen. Manche, wie Tobias Schaffors (SpVgg Greuther Fürth II) oder Tim Sulmer (SpVgg Bayreuth), haben Regionalliga-Erfahrung, andere sind Talente. „Es ist ein Funktionsteam, das mit viel Geschick und Herzblut alles so gesteuert hat, dass aus dem Umbruch eine Mannschaft entstanden ist, die nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz zusammengehalten hat“, sagt Schmidt über die vergangene Saison. Die Hoffnung ist, dass der Satz auch für die kommende gelten wird.
Zahlreiche Auflagen des DFB
Die ersten Hürden waren die zahlreichen Auflagen des DFB. Ein neues Flutlicht sorgt für genügend Helligkeit für mögliche TV-Übertragungen. Ehrenamtliche Helfer haben einen Gästeblock aus dem Boden gestampft. Bis Herbst sollen 100 Sitzplätze überdacht werden. „Die Auflagen haben uns an die Belastungsgrenze gebracht. Aber wir haben sie miteinander, auch mit Hilfe der Stadt, geschafft“, sagt Schmidt.
Auch sportlich ist die Regionalliga eine Herausforderung. „Wir werden lernen müssen, auch mal wieder zu verlieren“, warnte Trainer Eigner kürzlich. Aufgabe der Mannschaft sei es, die ehrenamtliche Arbeit der vielen Helfer zurückzuzahlen. Dafür wollen sie weiter zusammenhalten. „Eltersdorf ist ein Dorf, das immer wieder positiv aus der Rolle fällt“, sagt Schmidt. Und wenn am Ende tatsächlich der Klassenverbleib stehen sollte, wollen sie auch wieder richtig gemeinsam feiern.
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