Nach Remis: Jeppsson sieht den HCE "auf dem richtigen Weg"
19.10.2020, 16:47 UhrAls Spieler, so erzählte es Michael Haaß vor wenigen Tagen noch einmal der Stuttgarter Zeitung, habe er in Göppingen die "erfolgreichste Zeit" seiner Karriere erlebt. Gleich zweimal ist er mit Frisch Auf Europapokalsieger geworden, er weiß um die Tradition am Standort und wie leicht man sich in der "Hölle Süd" verbrennen kann. Auch deshalb dürfte er am Sonntag mit dem Punktgewinn beim 27:27 recht zufrieden gewesen sein. Als Trainer liegt seine erfolgreichste Zeit ja hoffentlich noch vor ihm, er hat ja gerade erst angefangen, Trainer zu sein.
Der junge Cheftrainer Michael Haaß hatte nach zwei Niederlagen zum Auftakt mit seiner Mannschaft zuletzt einen furiosen Sieg gegen Melsungen geholt, in Göppingen ging es nun darum, diese Leistungsteigerung zu bestätigen.
Konstanz blieb ein Fremdwort
Es gehe darum, aus den vergangenen Jahren zu lernen, hatte Haaß im Vorfeld gesagt. Seit dem Aufstieg in die Bundesliga hat der HC Erlangen immer wieder große Erfolge gegen Topmannschaften gefeiert und kleine Siegesserien gestartet, Konstanz blieb aber ein Fremdwort – erst recht in der vergangenen Saison. Eine "neue Arbeitseinstellung" wolle er seinen ehemaligen Mitspielern einimpfen, sagt der zum Trainer beförderte Haaß, nach einem Sieg wie gegen Melsungen zu denken, dass nun alles von alleine geht, sei ein "gefährlicher Gedanke".
Tatsächlich lag es am Sonntag in Göppingen eher selten an der fehlenden Intensität oder gar an irgendeiner Form des Übermuts, dass die Gäste aus Erlangen mehrmals mit zwei Toren in Rückstand gerieten. Fehlwürfe in bester Position, Abspielfehler und andere Unkonzentriertheiten waren der Grund. "Wir hatten einen guten Plan, wir waren gut vorbereitet", sagte danach Rückraumspieler Simon Jeppsson. Entwickelt hatte den Plan mit Michael Haaß einer, der einst Göppingen und später dem HC Erlangen ein sehr guter Spielgestalter war.
Am Sonntag musste er an alter Wirkungsstätte allerdings auf gleich zwei seiner Nachfolger verzichten. Steffen Fäth hatte sich gegen Melsungen doch schwerer als gedacht verletzt und einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen, Benedikt Kellner musste mit einer Bauchmuskelzerrung passen. Wie lange beide ausfallen, ist noch nicht abzusehen. Johannes Sellin stand dagegen früher als gedacht wieder im Aufgebot, wurde gegen Göppingen aber noch geschont.
Der verflixte sechste Wurf
So war es an Nico Büdel, das Angriffsspiel zu orchestrieren. "Er hat das richtig gut gestaltet", fand Jeppsson, der ebenfalls ein paar sehr zielführende Pässe spielte, seine Kollegen gut in Szene setzte und selbst noch die Zeit fand, fünf seiner sechs Würfe im Tor der Göppinger unterzubringen.
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Der sechste hätte womöglich den Sieg bedeutet – allerdings war es auch die denkbar schwerste Aufgabe, den Ball nur Sekunden vor Schluss an gleich drei Gegenspielern vorbeizubringen. "Dafür hätte es schon einen echten Glücksschuss gebraucht", bemerkte auch Haaß, der Jeppsson in dieser Szene natürlich keinen Vorwurf machen wollte; schon eher dafür, dass ihm und seinen Nebenleuten noch zu oft die Übersicht fehlt. Ein Hinweis, den der selbstkritische Jeppsson vermutlich gar nicht benötigt. "Über die zwei technischen Fehler in den letzten zwei Überzahlsituationen habe ich mich sehr geärgert", sagte er auf der Rückfahrt, aber: "Man muss die ganzen 60 Minuten sehen. Wir sind auf dem richtigen Weg." In den letzten beiden Jahren hatte er mit Flensburg in Göppingen gar keinen Punkt geholt. Vielleicht liegt auch seine erfolgreichste Zeit noch vor ihm.
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