Nächster Abgang: Auch Theilinger verlässt den HC Erlangen

Christoph Benesch

Erlangen

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27.3.2019, 16:28 Uhr
Nicolai Theilinger verlässt den HC Erlangen nach vier erfolgreichen Jahren.

© Sportfoto Zink / OGo Nicolai Theilinger verlässt den HC Erlangen nach vier erfolgreichen Jahren.

Im Januar 2015 war Nicolai Theilinger noch hin- und hergerissen. Ein Angebot vom Bundesligaklub HC Erlangen hatte ihn beim TV Neuhausen erreicht, "es war kein einfacher Schritt weg von meiner Familie und meinen Freunden", verriet er.

Er entschied sich letztlich für die Chance, einen gewissen Oliver Hess im Rückraum zu unterstützen. Bald hatte er gegen den Aufstiegshelden den Startplatz erkämpft. Und mehr noch: Theilinger sprang und flog voller Selbstbewusstsein durch die Nürnberger Arena, sein Markenzeichen war ein wuchtiger Wurf, eine lange Sprungphase und ein derart dynamischer Drang Richtung Tor, als würde er von einem Magneten angezogen.


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Der heute 27-Jährige avancierte zum Leistungsträger und Torjäger, für manche gar zu einer ganz besonderen Identifikationsfigur: Man sah ihn Fotos schießen mit einem kleinen, rothaarigen Jungen – die Eltern zeigten ihrem Sohn an Nicolai Theilinger, dass die Haarfarbe nicht mehr als eine Haarfarbe ist. Der verriet, dass auch er einst in der Schule stets gehänselt worden war.

Das Idol wurde in die Nationalmannschaft berufen, bestritt gegen Schweden erste Länderspiele – und der HC Erlangen verlängerte den Vertrag vorzeitig bis Sommer 2019. "Nicolai ist ein Gesicht unseres Erfolges", sagte René Selke, der Geschäftsführer, damals stolz. Und Theilinger selbst sprach davon, in Erlangen, wo er sich einst so schwertat, hinzuwechseln, "sein Glück gefunden" zu haben.

Doch das Glück wurde brüchig. Es kamen die Verletzungen. Erst hartnäckige Infekte, dann, im November 2017, ein seltener Sehnenanriss an der Fußsohle. Der Linkshänder fiel monatelang aus. Kaum zurückgekehrt, riss sich Theilinger im September 2018 die Syndesmose. Jetzt war es das Pech, das er anzog wie ein Magnet.

Sein Markenzeichen wurden die Krücken, der Linkshänder sprang und flog nicht mehr, er kauerte traurig auf der Tribüne. "Theile war für uns sportlich lange Zeit nicht zu bewerten", sagt Kevin Schmidt, der Sportliche Leiter. Erst am Donnerstag, beim 25:25 gegen den TSV Hannover-Burgdorf, sah Schmidt dessen außergewöhnliches Können erstmals: "Aber von einem starken Spiel kann ich keine Gesamteinschätzung für die Zukunft vornehmen."

Es geht in Richtung Heimat

Der HCE hatte Theilinger dennoch "ein ordentliches Angebot" unterbreitet, "wir wollten ihn keinesfalls fallen lassen", so Kevin Schmidt. Wenngleich dieses, dafür muss man kein Fachmann sein, sicherlich deutlich von dem Gehalt als Nationalspieler entfernt gewesen sein dürfte. Noch dazu, weil der HCE sich mittlerweile Planungssicherheit auf dieser Position mit Antonio Metzner und Sime Ivic verschafft hatte.

Nicolai Theilinger, das hat der Verein gestern bekanntgegeben, hat sich einem anderen Bundesligisten, nach Informationen dieser Zeitung vermutlich FrischAuf Göppingen, angeschlossen. Die Hohenstaufenhalle, erzählte er einmal, ist nur 25 Minuten vom Elternhaus entfernt. Vielleicht ist es nach der langen Leidenszeit auch eine Art Neuanfang. "Wir wünschen Nicolai", schreibt ein Fan im Internet, "dass er sein Glück wiederfindet."

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